Die Zahlen sprechen für sich. Rund 1.500 landwirtschaftliche Betriebe leben im Norden der Region Latium von der Haselnussproduktion. Die kleinen Nüsse werden auf rund 25 Tausend Hektar Land angebaut. Ein Grossteil der Haselnüsse geht an den Schokocremegiganten Ferrero.
Das Unternehmen unterstützt immer mehr Landwirte, in diese Sträucher zu investieren. Doch die Haselnüsse sind bedroht. Vor allem im Norden Latium. Nicht nur der Klimawandel, immer weniger Regen und immer mehr viel zu warme Tage, setzt den Bäumen zu: auch eine aus China und Japan eingeschleppte Insektenart Halyomorpha halys, die marmorierte Baumwanze oder umgangssprachlich Stinkwanze.
Eingeschleppte Wanze befällt Haselnüsse
Der an der Universität Tuscia in Viterbo, mitten im Haselnussgebiet, forschende Agrar-Entomologe Stefano Speranza kennt sich gut aus mit diesen Stinkwanzen:
Die asiatische Wanze hat inzwischen heimische Wanzenarten, viel weniger gefährlich und deshalb einfacher zu bekämpfen, verdrängt. Die eingeschleppte Insektenart bohrt sich in die wachsenden Haselnüsse hinein und frisst das Innere.
Dieser Vorgang provoziert in der Haselnuss zweierlei Schäden, erklärt Speranza. Einserseits werde die Wachstumsphase der noch kleinen Haselnüsse durch das Hineinbohren der Wanzen unterbrochen. Der andere Schaden betrifft den Geschmack der Nüsse, der sehr bitter wird. Das leigt daran, dass die Wanze in der Nuss eine Art Speichel hinterlasst, der den bitteren Geschmack bewirkt.
Wespe als natürliches Mittel gegen Wanzen
Die natürlichen Waffen im Kampf gegen die asiatischen Wanzen sind beschränkt, erklärt der Agrar-Entomologe:
Also suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Speranza nach möglichst schnell wirkenden Gegenmitteln. Er und weitere Biologen sind davon überzeugt, dass ein anderes Insekt aus Asien der Wanze relativ schnell den Garaus machen könnte, Trissolcus japonicus, die so genannte Samurai-Wespe. Eine Wespe, die erst seit einigen Jahren in Europa nachweisbar ist, weiß die Agrarwissenschaftlerin Alessia Iacovone:
Es existiert also ein wirksames Gegenmittel gegen die asiatischen Wanzen. Warum also werden die Samurai-Wespen dann nicht gleich im ganz großen Stil in den betroffenen Anbaugebieten eingesetzt?
Studie bestätigt Wirksamkeit der Wespen gegen Wanzen
Das Hindernis hat seinen Grund in bürokratischen Vorschriften, die eine Testphase vorschreiben. Dabei könnte auf eine lange Testphase dort verzichtet werden, argumentieren Landwirte und Agrarwissenschaftler der Universität in Viterbo.
Der Einsatz der Samurai-Wespen wurde bereits vor wenigen Jahren in der Region Trentino positiv getestet. Dort waren Obstplantagen von der asiatischen Wanze befallen. In 44 Plantagen kamen 90 Prozent weibliche und 10 Prozent männliche Samurai-Wepsen zum Einsatz.
Die im Trentino ansässige Forschungsstiftung Fondazione Edmund Mach hat nach dem Einsatz der Samurai-Wespen eine Studie vorgelegt, die die Wirksamkeit dieses Insekts im Kampf gegen die Wanzen und zur Rettung der Obstbäume eindeutig nachweisen soll. Mit dieser Studie in der Hand fordern nun die Landwirte in Latium eine schnelle Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums.