Verhaltensbiologie

Können Hunde menschliche Absichten erkennen?

Stand
Autor/in
Miriam Münzberg

Sind die beliebten Vierbeiner so schlau wie viele denken? Merken Hunde, welche Intention Herrchen oder Frauchen hat? Das hat eine neue Studie untersucht.

Hunde sind für manche mehr als nur ein Haustier, nämlich Wegbegleiter fürs Leben
Hunde sind treue Gefährten des Menschen. Doch wie schlau sind sie wirklich? Wissen sie, was wir Menschen vorhaben?

Hunde können auf antrainierte Anweisungen wie „Sitz“ und „Platz“ reagieren – das ist klar. Aber können sie auch das Vorhaben des Menschen verstehen? Das haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena zusammen mit Wissenschaftler*innen aus Göttingen untersucht. Die Studie erschien im Fachmagazin Scientific Report.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen untersuchten die Frage, ob Hunde absichtliches von unabsichtlichem Verhalten unterscheiden können. Das könnte bedeuten, dass sie zumindest zum Teil die Fähigkeit besäßen, mentale Zustände wie Wünsche und Wissen von anderen zu deuten.

Futterbelohnung soll Aufschluss geben

Für den Versuch wurden 51 Familienhunde beobachtet: Sie waren durch eine Plexiglasscheibe mit einer kleinen Öffnung von einer Person getrennt. Jeder Hund wurde in drei Durchläufen getestet, jeweils mit anderen Bedingungen.

Der Versuchsaufbau. Die Versuchsleiterin und der Hund sind durch eine Plexiglaswand getrennt.
Die Versuchsleiterin und der Hund sind durch eine Plexiglaswand getrennt. Durch eine kleine Öffnung in der Mitte wird das Verhalten des Hundes mittels Belohnungen untersucht.

Zunächst lernten die Hunde, dass sie durch die Öffnung in der durchsichtigen Trennwand Futter bekommen. Beim ersten Durchgang wurde die Belohnung absichtlich zurückgezogen, also willentlich verwehrt, und auf den Boden gelegt. In der zweiten Runde versuchte die Person, das Futter durch die Öffnung zu schieben. Das fiel jedoch „aus Versehen“ zu Boden. Beim letzten Durchlauf scheiterte die Belohnung, da die Öffnung plötzlich geschlossen wurde.

Führt eine verhinderte Belohnung zu einer anderen Reaktion?

Die Frage war: Reagieren die Hunde anders auf den Menschen, der ihnen ihre Belohnung absichtlich verwehrt hat, als auf den, der ihnen das Futter geben wollte, jedoch nicht konnte? Wenn Hunde tatsächlich erkennen könnten, ob ein Mensch etwas mit Absicht tut, dann müssten die Reaktionen unter den unterschiedlichen Bedingungen („Will nicht“ im ersten Durchgang, bzw. „Kann nicht“-Bedingungen im zweiten und dritten Durchgang) anders ausfallen, erklärt Juliane Bräuer vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. Und genau das war der Fall.

Wenn der Hund davon ausging, dass der Mensch das Leckerli eigentlich übergeben wollte, lief er um die Trennwand herum, zum Menschen hin. Die Forschenden maßen, wie lange es dauerte, bis die Hunde sich der Belohnung näherten, also um die Absperrung herumliefen.

Die Hunde erhielten Futterstücke durch die Öffnung in der Trennwand, bis die Versuchsleiterin die Futterstücke plötzlich absichtlich oder unabsichtlich nicht mehr fütterte.
Die Studie fand heraus, dass Hunde zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Verhalten unterscheiden können.

Hunde können Vorhaben des Menschen erkennen

Wenn die Menschen das Futter mit Absicht nicht gaben, warteten die Hunde länger. Außerdem hörten sie auf mit dem Schwanz zu wedeln, setzten oder legten sich öfter hin. Das könnte als Beschwichtigungsversuch interpretiert werden.

Wir können definitiv anderes Verhalten der Hunde beobachten, je nachdem, ob die Person absichtlich oder unabsichtlich gehandelt hat.

Das sei ein Hinweis dafür, dass Hunde tatsächlich in der Lage sind, zu erkennen, ob Menschen etwas mit Absicht machten. Das spräche dafür, dass sie zumindest zu einem gewissen Teil in der Lage sind zu erkennen, was der Gegenüber weiß und will.

Weitere Forschung ist nötig

Natürlich könnte es auch andere Erklärungen für dieses Verhalten geben. Um diese auszuschließen, ist allerdings noch mehr Forschung nötig. So ist es zum Beispiel möglich, dass die Testpersonen unbewusst Signale ausgesendet haben, die die Hunde wahrnehmen. Auch könnten frühere, individuelle Erfahrungen der getesteten Hunde bei den Versuchen eine Rolle gespielt haben.

Stand
Autor/in
Miriam Münzberg