Es klingt fast schon verzweifelt und verrückt: Indem wir möglichst viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre holen, könnte der Klimawandel zumindest ein bisschen gebremst werden, sagt der erste weltweite Bericht zur CO2-Entnahme. Anders wären die selbst gesteckten Klimaziele überhaupt nicht zu erreichen. Und was noch viel verlockender klingt: Würde das tatsächlich im großen Stil gelingen, könnten wir die heute viel zu hohen CO2-Emissionen eines Tages ausgleichen, uns von der Schuld freikaufen – so weit der Traum, der mit der Realität leider erstmal gar nichts zu tun hat.
Mit neuen Technologien die Welt retten?
Durch neue Wälder und Moore können wir aktuell jedes Jahr weltweit gerade mal zwei Gigatonnen CO2 speichern, leider stoßen wir aber aktuell das 20-fache pro Jahr in die Atmosphäre. Und neue Hightech-Anlagen stecken in den Kinderschuhen, werden größtenteils im Labor getestet und sind ziemlich teuer. In der Praxis spielen sie bisher gar keine Rolle.
Die weltweit erste Anlage zur CO2-Entnahme direkt aus der Luft kann gerade mal 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr herausfiltern und speichern. Damit kann nur der jährliche Kohlenstoffdioxid-Austoß von etwa 500 Deutschen ausgeglichen werden. Bald soll eine Anlage eine Million Tonnen CO2 speichern können, ein klarer Fortschritt. Doch noch sind die Technologien so rückständig wie es die Erneuerbaren Energien vor 25 Jahren waren. Wie viel Potential darin steckt, ist noch völlig offen. Klar ist, dass viele Staaten bisher keine konkreten Pläne dazu haben und ihre eigenen Klimaziele wenig ernst nehmen.
CO2-Entnahme allein reicht nicht aus
Etwa 120 Regierungen wollen in diesem Jahrhundert klimaneutral werden. Doch auch das ehrgeizigste Land wird nicht völlig auf Treibhausgas-Emissionen verzichten können. So braucht es eine Strategie, um die unvermeidbaren Abgase wieder auszugleichen. Doch bisher hat kein Land ein konkretes Ziel benannt. Und so sind wir schnell auf dem Boden der Tatsache, wo der höhere CO2-Spiegel uns immer weiter einheizt.
Klar, neue Technologien zur CO2-Entnahme müssen noch stärker mitgedacht und gefördert werden. Aber vor allem müssen die CO2-Emissionen jetzt dringend runter. Denn auf die CO2-Entnahme als letzten Rettungsanker können wir uns leider nicht verlassen.