Kiruna muss verlegt werden
Die Stadt Kiruna in Schwedisch-Lappland liegt 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Normalerweise eine ruhige Gegend mit hohen Bergen, Rentieren und Polarlichtern, die man bestaunen kann. Doch weil tief im Untergrund nach Eisenerz gegraben wird – und das schon seit über 100 Jahren – muss sie ein paar Kilometer nach Osten verlegt werden. Ansonsten könnte ein Großteil Kirunas zusammenbrechen.
Riesige Risse haben sich bereits an der Oberfläche gebildet, die der Ort mit seinen rund 18.000 Bewohnerinnen und Bewohnern immer mehr zu spüren bekam. Das heißt: Risse im Asphalt und Fundamente von Häusern, die instabil waren.
Umzug der nördlichsten Stadt Schwedens
Spezial-LKWs nahmen ganze Häuser, die hier traditionell aus Holz gebaut werden, und brachten sie ein paar Kilometer ostwärts. Auch der Uhrturm des alten Rathauses, welches eine Art Wahrzeichen von Kiruna ist und in ganz Schweden bekannt musste mit. Er wurde neben dem neuen Rathaus wieder aufgebaut.
Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern
Göran Cars ist Professor für Stadtplanung aus Stockholm und einer der Organisatoren des großen Umzugs. Cars betont, dass das alte Kiruna nicht einfach nur plattgemacht wird, sondern die Bewohnerinnen und Bewohner werden in die Planung mit einbezogen. Das ist ein wichtiger Unterschied zu anderen Umsiedlungsprojekten, wie man sie zum Beispiel auch aus dem Braunkohletagebau in Deutschland kennt.
Planer nehmen Wünsche der Einwohner auf
Sie wurden zunächst ausgiebig befragt, was sie an der alten Stadt nervte. Bei diesem Dialog kam heraus, dass die Bürger*innen das Zentrum nicht so toll fanden. Dies war nämlich bisher nur ein riesiger Parkplatz vor einem Hotel. Außerdem würden die Geschäfte zu weit verstreut liegen, weshalb man unbedingt ein Auto brauchte. In ganz Schweden hat Kiruna die meisten Fahrzeuge pro Einwohner.
Des Weiteren sei ein großer Wunsch der Einwohner gewesen, eine begehbare Stadt zu haben, so der Göran Cars. Außerdem hatten sie noch ein Anliegen:
Dazu kommen vielfältige Umweltschutzmaßnahmen. Die Wiederverwendung von Türen und Fenstern aus der alten Stadt für die neuen Gebäude zum Beispiel. Und auch die Nutzung der Abwärme aus der Eisenerzmine für die Warmwassererzeugung der Stadt.
Sozialer Verlust ist trotzdem vorhanden
Nicht alles an dem Umzug ist harmonisch und nicht alle glücklich und zufrieden. Es gibt einen sozialen Verlust, denn du die Menschen verlieren ihre gewohnte Umgebung. Also, andere Nachbarn, ein anderer Garten, andere Läden. Alles wird durch etwas Neues ersetzt.
Göran Cars versucht mit seinem Team, passende Lösungen zu finden.
Riesen-Projekt möglicherweise mit Vorbild-Charakter
Mit dem Eisenerz könnte allerdings schon in zehn bis 15 Jahren Schluss sein. Fachleuten zufolge sind die abbaubaren Vorräte dann voraussichtlich erschöpft. Gut also, dass Schwedisch-Lappland mehr und mehr zu einem Touristen-Magneten wird – vor allem wegen der Polarlichter. Der Blick in der Region geht nach vorn.
Nicht zu vergessen: Die Zukunft der neuen Stadt Kiruna liegt nicht in den Sternen. Seit Jahren schon gibt es hier mitten in der Tundra eine europäische Raumfahrtbasis. Jetzt soll sie zu einer Art Zentrum für die Weltraumforschung in Nordeuropa werden.