Medizin

Gesundheits-Apps auf Rezept

Stand
Autor/in
Franziska Ehrenfeld
Onlinefassung
Antonia Weise

Gesundheits-Apps sind weit verbreitet. Einige von ihnen sollen sogar bei der Therapie von Krankheiten helfen. Deshalb gibt es manche Apps jetzt auf Rezept.

Seit dem 6. Oktober 2020 gibt es Gesundheits-Apps auf Rezept. Bisher listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zwei solcher Anwendungen:

  • eine App zur Behandlung von Tinnitus
  • eine App zur Behandlung von Angststörungen.

Viele weitere Gesundheits-Apps sind aber auch ohne Rezept und ganz ohne Besuch beim Arzt kostenlos verfügbar. Zu diesen Anwendungen gehören zum Beispiel Fitness-Tracker wie Schrittzähler und Ernährungstagebücher.

Was können Gesundheits-Apps?

Manche Apps sind service-orientiert. Sie erinnern an die Einnahme von Medikamenten oder Arzttermine. Andere dokumentieren Messwerte wie die Herzfrequenz oder den Blutzuckerspiegel – oder dienen als Tagebuch von Symptomen.

Viele Krankenkassen bieten eigene Service-Apps an. Sie sollen Patient*innen dabei helfen, ihre Gesundheitsdaten zu verwalten oder bei der Suche nach einem Arzt oder einer Ärztin unterstützen.

Manche Anwendungen sollen aber sogar zur Diagnose oder Therapie von Krankheiten dienen.

Gesundheits-Apps auf Rezept
Die Bundesregierung ermöglicht seit Kurzem Gesundheits-Apps auf Kassenrezept.

Welche Risiken gibt es?

In den App-Stores gibt es tausende Gesundheits-Anwendungen. Allerdings werden die wenigsten wissenschaftlich geprüft.

Das, was die Anbieter behaupten, muss nicht unbedingt so sein. Mit wirklich fundierten wissenschaftlichen Studien ist es bei vielen Apps noch nicht so sehr weit. Da muss man tatsächlich gucken, was ist belegt und was wird einfach nur behauptet.

Medizinische Apps sollten aus diesem Grund mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.

Bei den Gratis-Apps gilt besondere Vorsicht: Diese Apps werden nicht nur mit Werbung finanziert, sondern oft auch durch Datenhandel. Deshalb stellt sich immer die Frage, ob nachvollziehbar ist, was mit den Gesundheitsdaten passiert.

Datenschutz bei Gesundheitsapps
Bei Gesundheits-Apps ist ein Blick in die Datenschutzerklärungen sinnvoll.

Gerade medizinische Daten sind sehr sensibel und allein der Download einer App hinterlässt Spuren. Darum lohnt sich ein Blick in die Datenschutzerklärungen der Apps. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Anwendungen keine Berechtigungen – wie Kamerazugriff oder Standortangaben – fordern, die nicht wirklich notwendig sind.

Wie erkennt man sichere Gesundheits-Apps?

Informationen zu Anwendungen, ihren Herstellern und Zertifizierungen gibt es in Datenbanken wie der Weißen Liste oder Digimeda.

Außerdem sind bestimmte digitale Gesundheitsanwendungen, sogenannte DiGA, mittlerweile als Kassenleistung erhältlich. Diese Apps wurden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf Datenschutz und Funktionalität geprüft. Seit Anfang Oktober gibt es für sie ein Register.

Peter Gieble
Peter Grieble leitet die Abteilung Versicherungen, Pflege, Gesundheit der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V.

Da habe ich eine zumindest erste Sicherheit, dass das kein Nonsens ist. Sondern dass da auch Studien im Hintergrund sind, sodass das was wirken kann. Und ich habe vor allem auch meinen Arzt eingeschaltet, der einen Blick darauf hat, ob diese App für mich was sein kann und ob die nicht sogar gesundheitlich negativ sein kann.

Zurzeit gibt es zwei registrierte Apps: Eine Webanwendung für Patienten mit Angststörungen und eine App zur Tinnitus-Therapie. In absehbarer Zeit sollen noch mehr Gesundheits-Apps folgen.

Gesundheitsapps auf Rezept
Medizinische Apps sind weit verbreitet, sollten aber nicht leichtfertig verwendet werden.

Auf dem freien Markt findet sich aber jetzt schon vieles. Die Nutzung einer Medizin-App sollte deshalb in jedem Fall gut überlegt sein – auch aus Datenschutzgründen.

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Franziska Ehrenfeld
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Antonia Weise