Am Wattenmeer zeigt sich die Natur in ihrer vollen Schönheit: Vogelschwärme, Muschelbänke, Salzwiesen. In vielen Teilen ist die Natur des UNESCO-Weltnaturerbes noch unberührt. Das Wattenmeer und seine Artenvielfalt schützen soll der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Er ist der Größte der drei deutschen Nationalparks, die das Wattenmeer schützen. Doch obwohl dort der höchstmögliche Naturschutz herrscht, ist die Natur des Wattenmeers bedroht.
Trotz des hohen Schutzes ist der Einfluss des Menschen am Wattenmeer überall ersichtlich: Windräder, Schifffahrt, Krabben-Fischer und inmitten des Nationalparks gibt es noch immer eine Bohrinsel. Zudem kommen jährlich mehrere Millionen Touristen an das Wattenmeer.
Wattenmeer ist eine Rastfläche für Zugvögel
Nach europäischen Maßstäben gemessen zählt das Wattenmeer zu den natürlichsten Lebensräumen, die wir in Westeuropa noch haben, erklärt Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros. Die Natur könne sich dort im Vergleich zu anderen Gebieten relativ frei entwickeln.
Zugvögel wie die braun-weiß gefleckten Alpenstrandläufer sind auf das Watt angewiesen. Sie nutzen wie jährlich etwa 10 bis 12 Millionen andere Vögel das Wattenmeer als Rastfläche und zur Futtersuche auf ihrem Weg in wärmere Gefilde. In dem großen Schutzgebiet haben sie ausreichend Platz, sodass ihr Bestand noch umfangreich ist.
Auch der Seeadler, der in vielen Regionen als ausgerottet galt, lebt mittlerweile am Wattenmeer. Ebenso über 20.000 Seehunde und etwa 8.000 Kegelrobben, die ebenfalls vorher verschwunden waren. Doch das ist längst nicht bei allen Arten so.
Bestände verschiedener Vogelarten nehmen ab
Das betrifft sogar Arten wie den Austernfischer, den es hier früher sehr häufig gab. Nach Kühn zeigen die Zählungen, dass sich der Bestand in den letzten 20 Jahren halbiert hat.
Der Klimawandel ist die größte Bedrohung
Die Gründe für den Rückgang der Vogelbestände werden derzeit erforscht. Zum einen sind es mehr Nesträuber wie Füchse, Ratten und Marder, die die Küken töten. Doch die größte Bedrohung ist der Klimawandel mit seinen Folgen. Schon heute zerstören die zunehmenden Wetterextreme die Brutstätten der Vögel.
Hinzu kommt, dass die Vögel bei längeren Überflutungen des Watts weniger Zeit für ihre Futtersuche haben. Insbesondere wegen der steigenden Wassermassen leidet das Wattenmeer: Bis zum Jahre 2050 sind bis zu 50 Zentimeter mehr möglich.
So gab es durch die Erwärmung des Wassers in den letzten Jahren mehrere große Herzmuschelsterben. Das ist auch für die Vögel problematisch, deren Nahrungsquelle die Muscheln im Wattenmeer sind. Hier zeigt sich, wie alles mit allem zusammenhängt und es stellt sich die Frage, ob es dieses komplexe Ökosystem in 50 Jahren noch geben wird. Die Naturschützer sorgen sich bereits.
Noch ist der Nationalpark trotz der hohen Nutzung durch den Menschen eine Heimat und ein Zufluchtsort für viele Arten. Doch das Ringen um diese Vielfalt und ihre Bedrohung durch den Klimawandel ist längst deutlich geworden. Nationalpark-Ranger Martin Kühn ist davon überzeugt, dass die große Veränderung, in der sich das Wattenmeer befindet, ohne entsprechende Klimaziele kurzfristig nicht aufgehalten werden kann.