Wirtschaftsminister Altmaier trommelt vehement für die Millionen-Investition. An den geplanten Standorten Brunsbüttel, Stade, Wilhelmshaven und Rostock ist man auch für den Bau der Flüssiggas-Terminals.
Flüssiggas für Deutschland - ein Politikum
Die Deutsche Umwelthilfe ist allerdings genauso vehement dagegen und hat zu einer Pressekonferenz geladen, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Um das Flüssiggas tobt eine heftige Auseinandersetzung, in der es um Ökonomie, Ökologie, vor allem aber um Politik geht.
„Klimaschonender Brücken-Energieträger“ sagen die einen, „Förderung klimaschädlicher Energie“ die anderen. Für die einen ist es eine „Ökonomisch sinnvolle Verringerung der Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten“, die anderen sehen darin „Nicht-genehmigungsfähige Anlagen mit hohem Störfallpotential“.
Nordstream bringt Gas aus Russland nach Europa
Beide Seiten sprechen über dasselbe, sind doch weit auseinander - und am Anfang des Konflikts steht eine große Leitung: „Nord Stream“, eine über 1.200 Kilometer lange Pipeline, mit der russisches Gas seit 2011 quer durch die Ostsee nach Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern und von dort weiter ins westeuropäische Gasnetz gepumpt wird.
Aktuell wird an „Nord Stream 2“ gebaut, das freut Russland, die Bundesrepublik und die beteiligten Firmen und ärgert die bisherigen Transitländer für russisches Erdgas wie die Ukraine, aber auch Polen und die baltischen Staaten, die um ihre Einnahmen aus den Transitgebühren bangen.
USA planen Strafmaßnahmen gegen Deutschland
Richtig sauer sind auch die USA, die um ihren politischen Einfluss in der Region fürchten. Präsident Trump will sogar „Strafmaßnahmen“ prüfen und drückt es in seiner Art so aus „Wir schützen Deutschland vor Russland, und Russland bekommt Abermilliarden Dollar von Deutschland. Dabei haben wir etwas viel Besseres“.
Und damit kommen die nun neu geplanten Flüssiggasterminals an Nord- und Ostseeküste ins Spiel, für die sich Bundeswirtschaftsminister Altmaier so vehement ins Zeug legt und die von der Deutschen Umwelthilfe und anderen Gruppen so vehement abgelehnt werden. Denn Donald Trump sagt weiter: „Wir haben riesige Mengen an Flüssiggas.“
Flüssiggas wird in tiefgekühlten Tankern transpotiert
Gemeint ist: Liquified Natural Gas, kurz LNG. Es besteht überwiegend aus Methan, das durch Abkühlung auf unter -160 Grad Celsius verflüssigt wird. Dann hat LNG nur noch ein Sechshundertstel des Volumens von Erdgas, nimmt also viel weniger Raum ein und lässt sich dann tiefgekühlt in großen Tankern transportieren.
Der geplante Bau der vier Terminals sei, so die Befürworter, daher eine sinnvolle Investition in die Versorgungssicherheit, senke die Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen und mit Flüssigerdgas wäre, während des Kohleausstiegs, ein zusätzlicher, klimaschonenderer „Brücken-Energieträger“ verfügbar.
Gas aus den USA stammt aus umstrittenen Fracking-Verfahren
Klingt gut, stimmt aber überhaupt nicht, sagen die Terminal-Gegner wie die Deutsche Umwelthilfe. Für sie ist der geplante Bau der Terminals nichts anderes als ein politisches Zugeständnis an die USA, die dadurch einen Absatzmarkt für ihr durch das umstrittene „Fracking“ gewonnene Erdgas bekommen - und dafür dann bei der Nord Stream-Pipeline ein Auge zudrücken.
Erdgas ist nicht unbedingt klimafreundlich
Auch das Argument vom „klimaschonenderen Erdgas“ stimmt für Gegner nicht. Sie verweisen darauf, dass bei der Förderung und Aufbereitung, der Verflüssigung und dem Transport von Flüssigerdgas viel Methan freigesetzt wird, ein weitaus schädlicheres Treibhausgas als CO2.
Transport von Flüssiggas mit Schiffen verbraucht viel Energie
Außerdem wird viel Energie benötigt, weil eben immer extrem tief abgekühlt werden muss. Auch der wissenschaftliche Dienst des Bundetages schreibt in einem Gutachten, dass selbst optimistische Szenarien für die Flüssigerdgasimporte weitaus höhere Treibhausgas-Emissionen verursachen als pessimistische Szenarien für Importe aus Russland.
Der Gastransport per Pipeline ist also weitaus weniger klimaschädlich als der Flüssiggastransport per Tanker aus den USA, aus Katar oder gar Australien.
Bei den vier an Nord- und Ostsee geplanten Terminals für Gastanker geht also in erster Linie um die große Politik, ein wenig auch um „Versorgungssicherheit“, aber mit Sicherheit nicht um die „ökologischen Vorteile eines Brücken-Energieträgers“. Das sollte Bundeswirtschaftsminister Altmaier dann auch so sagen und dann auch ganz genau zuhören, was die Kritiker des Projekts zu sagen haben.