Bei Nordstream 1 ist derzeit nur eine von fünf Gasturbinen in Betrieb
Die Gasturbine, von der Bundeskanzler Scholz hier spricht, war in Kanada zur Wartung und konnte wegen fehlender Zolldokumente nicht nach Russland geliefert werden. Jetzt steht sie in Deutschland, genauer in Mülheim an der Ruhr und wartet auf ihre Weiterreise. Seit Ende Juli steht sie im Siemens Energy Werk in Mülheim an der Ruhr – komplett repariert und einsatzbereit für die Pipeline Nordstream 1. Sie ist ein essenzieller Teil der Gasversorgung Deutschlands. Denn sie und vier weitere Turbinen sind dafür verantwortlich, dass überhaupt Gas durch die Pipeline fließen kann.
Turbinen funktionieren ähnlich wie ein Flugzeugtriebwerk
Diese fünf Turbinen werden hintereinander geschalten und treiben sogenannte Kompressoren an. Diese Kompressoren erzeugen Druck. Und nur dank dieses Drucks fließt überhaupt Gas durch eine Pipeline. Am Startpunkt der Pipeline - in Russland - werden 220 bar Druck aufgebaut. Zum Vergleich – ein Autoreifen hat idealerweise circa 2,5 bar Druck. Ohne Turbine also kein Kompressor und ohne Kompressor kein Druck damit das Gas durch die Pipeline fließt.
So eine Turbine ist ähnlich wie ein Flugzeugtriebwerk aufgebaut und fast genauso groß. Mehr als 10.000 Einzelteile müssen zusammengesetzt werden, damit sie funktioniert. Sie kann bis zu 120 Tonnen wiegen und leistet etwa 3.600 Umdrehungen pro Minute. Weltweit sind über 100.000 solcher Gasturbinen im Einsatz. Dabei werden sie für unterschiedliche Zwecke genutzt – entweder um den Druck in einer Gasleitung oder Pipeline aufrecht zu erhalten oder um Energie in Gaskraftwerken herzustellen.
Fehlende Turbine wohl nur ein Vorwand Russlands
Wie es mit der Gasturbine in Mülheim weitergeht, ist noch nicht klar. Christian Bruch von Siemens Energy erklärte auch, dass diese Turbine gar nicht notwendig sei, um Gas in vollem Umfang zu liefern.
Die Turbine scheint also nur ein Vorwand zu sein, dass die Gaslieferungen aus Russland derzeit nur bei 20 Prozent der Kapazität von Nordstream 1 liegen. Wie sich das in Zukunft weiterentwickelt, ist unklar. Die Turbine in Mülheim ist jedenfalls einsatzbereit.