Energiekrise

Dafür braucht man eine Gasturbine

Stand
Autor/in
Vinetta Richter
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Durch die Pipeline Nord Stream 1 fließen nur noch 20 Prozent der möglichen Gasmenge Richtung Deutschland. Grund sei laut dem russischen Energiekonzern Gazprom eine fehlende Gasturbine. Doch wofür wird so eine Turbine überhaupt gebraucht?

Es ist gewissermaßen klar und einfach: Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden, es muss nur jemand sagen: ich möcht sie haben.

Gas-Konflikt: Kanzler Scholz besichtet Siemens-Gasturbine in Mühlheim an der Ruhr

Bei Nordstream 1 ist derzeit nur eine von fünf Gasturbinen in Betrieb

Die Gasturbine, von der Bundeskanzler Scholz hier spricht, war in Kanada zur Wartung und konnte wegen fehlender Zolldokumente nicht nach Russland geliefert werden. Jetzt steht sie in Deutschland, genauer in Mülheim an der Ruhr und wartet auf ihre Weiterreise. Seit Ende Juli steht sie im Siemens Energy Werk in Mülheim an der Ruhr – komplett repariert und einsatzbereit für die Pipeline Nordstream 1. Sie ist ein essenzieller Teil der Gasversorgung Deutschlands. Denn sie und vier weitere Turbinen sind dafür verantwortlich, dass überhaupt Gas durch die Pipeline fließen kann.

Sie brauchen fünf von diesen Turbinen damit 10 Prozent Leistung erzeugt wird. Davon läuft heute eine, deswegen sind wir bei 20 Prozent.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besichtigt mit dem Vorstandsvorsitzenden von Siemens Energy, Christian Bruch, bei Siemens Energy Nord mit die in Kanada für die Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 gewartete Turbine , die für den Weitertransport nach Russland bereitsteht.
Am 3. August 2022 besichtigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem Vorstandsvorsitzenden von Siemens Energy, Christian Bruch, die in Kanada für die Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 gewartete Turbine, die für den Weitertransport nach Russland bereitsteht.

Turbinen funktionieren ähnlich wie ein Flugzeugtriebwerk

Diese fünf Turbinen werden hintereinander geschalten und treiben sogenannte Kompressoren an. Diese Kompressoren erzeugen Druck. Und nur dank dieses Drucks fließt überhaupt Gas durch eine Pipeline. Am Startpunkt der Pipeline - in Russland - werden 220 bar Druck aufgebaut. Zum Vergleich – ein Autoreifen hat idealerweise circa 2,5 bar Druck. Ohne Turbine also kein Kompressor und ohne Kompressor kein Druck damit das Gas durch die Pipeline fließt.

Endpunkt der Ostseepipeline Nord Stream1
Unweit von Lubmin (Landkreis Vorpommern Greifswald) befindet sich der Endpunkt der Ostseepipeline Nord Stream1 und die Übernahmestation der 470 Kilometer langen Ostsee - Pipeline – Anbindungs – Leitung (OPAL). NordStream1 liefert seit 2011 russisches Erdgas nach Deutschland. Mittlerweile ist die Trasse durch den Krieg zwischen der Russland und der Ukraine jedoch sehr umstritten.

So eine Turbine ist ähnlich wie ein Flugzeugtriebwerk aufgebaut und fast genauso groß. Mehr als 10.000 Einzelteile müssen zusammengesetzt werden, damit sie funktioniert. Sie kann bis zu 120 Tonnen wiegen und leistet etwa 3.600 Umdrehungen pro Minute. Weltweit sind über 100.000 solcher Gasturbinen im Einsatz. Dabei werden sie für unterschiedliche Zwecke genutzt – entweder um den Druck in einer Gasleitung oder Pipeline aufrecht zu erhalten oder um Energie in Gaskraftwerken herzustellen.

Fehlende Turbine wohl nur ein Vorwand Russlands

Wie es mit der Gasturbine in Mülheim weitergeht, ist noch nicht klar. Christian Bruch von Siemens Energy erklärte auch, dass diese Turbine gar nicht notwendig sei, um Gas in vollem Umfang zu liefern.

Im Prinzip ist das ein normaler Vorgang wo eine Turbine zur Instandhaltung von einem Standort rausgebracht wird zu einem Wartungsstandort in Kanada. In der gleichen Zeit gibt es eine exakt baugleiche Turbine, die in Russland schon im Lager liegt die dann eingebaut werden soll…

Die Turbine scheint also nur ein Vorwand zu sein, dass die Gaslieferungen aus Russland derzeit nur bei 20 Prozent der Kapazität von Nordstream 1 liegen. Wie sich das in Zukunft weiterentwickelt, ist unklar. Die Turbine in Mülheim ist jedenfalls einsatzbereit.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besichtigt mit dem Vorstandsvorsitzenden von Siemens Energy, Christian Bruch, bei Siemens Energy Nord mit die in Kanada für die Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 gewartete Turbine , die für den Weitertransport nach Russland bereitsteht.
Eine Gasturbine funktioniert im Grunde ähnlich wie ein Flugzeugtriebwerk und besteht aus rund 10.000 Einzelteilen.
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Vinetta Richter
Onlinefassung
Ralf Kölbel