In den Städten fahren weniger Autos, weniger Fahrten zum Arbeitsplatz, keine Urlaubsreisen - das alles sind Quellen für Luftschadstoffe. Feinstaub oder Stickoxide waren lange Zeit ein großes Thema. Jetzt durch die Coronakrise scheint sich dieses Problem zu erledigen. Zumindest zeitweise.
Weniger Luftverschmutzung dank Corona
Es sind beeindruckende Satellitenaufnahmen. Die Atmosphäre über Norditalien im Januar - tiefgelbe-dunkelrote Farbtöne signalisieren hohe Messwerte bei den Luftschadstoffen. Im März dann nur noch blassgelbe Einfärbungen. Sie signalisieren: Der Schadstoffgehalt ist gesunken, vor allem bei den Stickstoffdioxid-Emissionen. Und dieser Zeitraum fällt genau mit den Einschränkungen gegen die Corona-Ausbreitung zusammen: weniger Verkehr, weniger Industrie.
Satellitenaufnahme der ESA dokumentiert Luftverbesserung in Italien durch die Coronakrise
Den Umweltsatelliten von NASA und ESA sammeln Daten zur Luftqualität, Ozonschicht und dem Wettergeschehen. Ihnen entging nicht,, dass auch über China im Februar die Luftverschmutzung sichtbar zurückgegangen war – parallel zu den Einschränkungen im Verkehr, in der Produktion und im öffentlichen Leben zum Schutz vor Corona.
Besonders die Kurven von Stickstoffdioxid zeigen nach unten – das, was wir als Abgase im Verkehr erzeugen, in Kraftwerken oder Fabriken. Über China wurde auch ein Rückgang der Feinstaubmenge gemessen – um circa 20 bis 30 Prozent.
Satellitenaufnahme der ESA dokumentiert Luftverbesserung in China
Das muss nicht alles ein Effekt aus den Anti-Corona-Maßnahmen sein – denn auch das Wetter oder, in Fall von China, das Neujahrsfest spielen eine Rolle. Die genauen Zusammenhänge werden derzeit von der ESA wissenschaftlich analysiert.
Corona-Effekt für Deutschland lässt sich erst langfristig bestimmen
Auch in Deutschland ist weniger Verkehr auf den Straßen, Betriebe sind geschlossen und Industrieanlagen stehen still. Auf die Luftqualität werde sich das aber nicht so schnell auswirken, gibt das Umweltbundesamt zu bedenken. Mit demselben Argument wie im Fall von Norditalien und China: Einflüsse wie Windrichtung, Landwirtschaft und Großwetterlage spielen eine gewichtige Rolle.
Coranakrise hilft Deutschland beim Erreichen des Klimazieles
Erstt wenn all diese Daten zusammen auf dem Tisch liegen, wird man sagen können, wieviel Corona-Effekt beim Schadstoffrückgang im Spiel war.
Abzusehen ist aber jetzt bereits: Deutschland könnte durch die Corona-Krise in diesem Jahr sogar sein Klimaziel erreichen. Die Initiative Agora Energiewende hat prognostiziert, dass durch die Fabrikschließungen und Produktionsausfälle der industrielle Sektor bis Ostern geschätzt bis zu 25 Millionen Tonnen weniger klimaschädigende Gase produzieren wird. Eine ähnliche Menge könnte im Verkehrssektor vermieden werden.
Coronabedingter Stillstand hilft wohl nur kurzfristig
Also nicht nur der Luftqualität, auch dem Klima könnte der coronabedingte Stillstand gut tun – wenn er denn von Dauer wäre. Doch in China zeigt sich jetzt schon: Seit es kaum noch neue Corona-Fälle gibt und sich das Leben wieder normalisiert, steigen auch die Stickoxid-Werte wieder an.
Das zeigen auch Erfahrungen aus der Weltwirtschaftskrise 2008/2009, als Industrie und Handel einbrachen. Von den damals hoffnungsvollen Schlagzeilen wie: „CO2-Ausstoß in Deutschland so niedrig wie lange nicht“ – ist nicht viel geblieben.
Solche Krisensituationen helfen der Umwelt nur eine kurze Weile, bis der belastende Normalzustand wieder eingekehrt.
Und Umweltschützer warnen sogar, es könnte ein Schuss nach hinten werden. Wenn nämlich wichtige anstehende politische Entscheidungen für Umwelt und Klima wegen der Corona-Krise aufgeschoben werden.