Corona-Einsamkeit: Alt und Jung sind betroffen

Stand
Autor/in
Franziska Ehrenfeld
Onlinefassung
Antonia Weise

Eine Studie aus Mainz zeigt: Menschen im hohen Alter sind öfter deprimiert und vermissen Kontakte. Den größten Zuwachs an Einsamkeit gibt es aber in einer anderen Altersgruppe.

Kontakte reduzieren und Hygienemaßnahmen einhalten. Das sind zur Zeit die Vorgaben, um sich und andere vor dem neuartigen Coronavirus zu schützen. Vor allem für Menschen im hohen Alter, die alleine wohnen, ist das keine einfache Situation – schon gar nicht in der Weihnachtszeit.

Marlis Braun ist 76 Jahre alt und lebt alleine in Trier. Weil ihr aufgrund ihrer Diabeteserkrankung vier Zehen fehlen, kann sich nur schlecht gehen und verlässt ihre Wohnung nur selten. Die Witwe fühlt sich seit der Pandemie einsamer.

Freunde kommen nicht. Man hat ja selbst Angst, wenn jemand von draußen reinkommt – der kann mir ja die Corona-Erkrankung mitbringen.

Viele alte Menschen kommen gut zurecht

Forschende der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz haben eine Studie dazu veröffentlicht, wie es Menschen ab 75 Jahren, die nicht in einem Heim wohnen, gerade ergeht. Das Ergebnis: Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Etwa ein Viertel der Befragten sagten im September, dass sie sich deprimierter fühlten. Ungefähr 15 Prozent fühlten sich allein gelassen. Insgesamt fiel aber auch auf, dass die älteren Menschen auf ein breites soziales Netzwerk zurückgreifen können.

Senior sitzt auf einer Bank im Park
Diese Jahr wird Weihnachten mit der Familie etwas anders verlaufen. Für überwiegend ältere Menschen, die alleine leben, ist das besonders schwierig.

Insgesamt kommen die Meisten gut zurecht. So wie auch Hiltrud Ludwig – eine Klassenkameradin von Marlis Braun. Sie ist gut zu Fuß und geht gerne wandern oder spazieren. Dauernd zuhause bleiben, kommt für sie nicht infrage. So geht es laut der Umfrage nicht nur ihr.

Es gibt viele Studien, die auch zeigen, dass selbst hochaltrige Menschen noch relativ fit sind. Deswegen wollten wir so ein bisschen dagegen steuern, dass immer so von DEN Alten gesprochen wird, die es eigentlich so gar nicht gibt.

Menschen im hohen Alter nehmen Pandemie meist ernst

Hiltrud Ludwig hat ihre Kontakte nur wenig eingeschränkt. Die Pandemie nimmt sie aber dennoch ernst und legt Wert auf Hygienemaßnahmen – so wie die meisten Menschen ihrer Altersgruppe. Dafür hat sie auch gute Gründe: Gleich drei Bekannte seien an Covid-19 gestorben.

Man hört diese Zahlen jeden Tag und doch „och, ja ja“. Wenn dann so eine persönliche Erfahrung dazukommt, das macht einem dann schon zu schaffen.

Persönlich belastet Hildrud Ludwig, dass sie eine ihrer Töchter nicht sehen kann. Denn die wohnt mit ihrer Familie in den USA. Über ihr Smartphone kann die Seniorin aber Kontakt halten. Sie beklagt sich nicht. Laut den Erkenntnissen der Mainzer Forschenden ist das typisch für ihre Altersgruppe.

Seniorin am Smartphone
Während der Coronakrise sind auch ältere Menschen auf Kommunikationsmittel angewiesen, um Kontakt mit anderen zu haben.

Man kann schon sehen, dass da eine ziemlich große Resilienzfähigkeit vorhanden ist bei den älteren Menschen. Was vielleicht darauf hinweist, dass es eben auch schwierige Phasen gab im Leben, die sie gemeistert haben und darauf können sie in solchen Krisen wie der jetzigen zurückgreifen.

Auch junge Menschen leiden an Einsamkeit in der Pandemie

Tatsächlich zeigen erste Studienergebnisse, dass die Einsamkeit im Zuge der Corona-Pandemie vor allem bei jungen Menschen wächst. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben in der Regel viele Kontakte – nicht nur in der Freizeit, sondern allein durch Schule und Uni. All das bricht jetzt weg.

Wenn ich daran denke, wie ich aufgewachsen bin, unbeschwert. Wir konnten überall hingehen, wir konnten feiern… Das tut mir schon leid. Es gibt halt welche, die es immer noch nicht begriffen haben: Ein bisschen muss man dann zurückstecken und das ist sehr schwer in jungen Jahren.

Jugendliche an der Bushaltestelle
Auch junge Leute haben das Problem der Einsamkeit. Feiern gehen, Leute und der Uni oder in der Schule treffen – das ist in der Pandemie-Zeit nicht möglich.

Einsamkeit ist gerade also keine Frage des Alters. Endlich wieder Freunde treffen und gemeinsam feiern, darauf freuen sich alle Altersgruppen.

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Franziska Ehrenfeld
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Antonia Weise