Immer häufiger füllen CBD-Produkte wie CBD-Öle, Kapseln oder Cremes die Regale von Drogerien oder Bio-Läden. Diese neuartigen Produkte sollen Stress und Schmerz reduzieren und werden von Herstellern als natürliches "Wundermittel" angepriesen. CBD ist wortwörtlich in aller Munde – doch handelt es sich hierbei wirklich um einen natürlichen Alleskönner oder entpuppt sich die versprochene Wirkung des CBDs als bloßer Hype?
Was ist CBD ?
CBD steht für Cannabidiol und bezeichnet wie THC einen Cannabis-Wirkstoff. Doch anders als dieses soll das CBD nicht berauschend, sondern beruhigend und schmerzlindernd wirken und wird deshalb als Mittel gegen Stress, Angst- und Schlafstörungen, aber auch zur Förderung der Konzentration angepriesen. Zu kaufen gibt es die Produkte mittlerweile in Fachgeschäften oder Drogerien und in allen möglichen Formen: Z.B. als Kaugummi, Tee, Bodylotion, Creme, Blüte oder Öl.
Was kann CBD?
Beliebt sind vor allem CBD-Öle, welche über die Schleimhäute aufgenommen werden. Studien zufolge greifen die Konsumenten besonders gerne zu CBD-Produkten, wenn sie sich nervös oder gestresst fühlen. Nach manchen Aussagen reichen demnach bereits ein paar Tropfen unter der Zunge, um das persönliche Wohlbefinden zu steigern.
Dabei unterscheiden sich Dosierung und Häufigkeit der Einnahme von Nutzer zu Nutzer. Genauere Informationen zu einheitlichen Anwendungen gibt es bislang also nicht – ebenso wenig wie eine gefestigte Beweislage hinsichtlich der medizinisch nachweisbaren Wirkung des CBDs.
Bislang bestätigt sich die schmerzlindernde Wirkung des CBDs nur im Einsatz gegen eine schwere Form kindlicher Epilepsie. Das CBD-haltige Medikament enthält dabei 100 mg Cannabidiol und ist damit wesentlich höher dosiert als die im Handel verfügbaren CBD-Produkte. Mit 10-20% CBD Anteil sind diese kaum mit dem medizinischen Potenzial des CBDs in höherer Dosierung zu vergleichen. Das stellt die tatsächliche Wirksamkeit derartiger Produkte in Frage. Auch Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und Pressesprecherin für den Bereich Lebensmittel und Ernährung, betont:
Diejenigen Studien, die geringdosierten CBD-Produkten ein heilendes Potenzial attestieren, weisen häufig methodische Mängel auf. Zum Beispiel sind die Teilnehmerzahlen oft zu gering, um repräsentative Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen oder es fehlen Kontrollgruppen, um die Durchführung und Ergebnisse der Studie zu überprüfen. Damit baut der Hype um das CBD nicht nur auf einer ohnehin schon dünnen empirischen Grundlage, vielmehr scheint auch die Aussagekraft der bisherigen Ergebnisse zweifelhaft geworden zu sein.
Was ist das Problem mit CBD-Produkten?
Tatsächlich sind die vielfach angepriesenen CBD-Öle offiziell gar nicht zum Verzehr zugelassen. Als sogenanntes „Novel Food” – neuartiges Nahrungsmittel – müssten die Produkte mit CBD-Anteil eine Prüfung der EU durchlaufen. Ein Verfahren, welches keiner der Hersteller bislang erfolgreich absolviert hat.
Um nicht mit rechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen, suchen die Hersteller andere Wege um ihre Produkte zu vertreiben. Immer öfter werden deshalb CBD-Öle zu „Aroma-Ölen“ umbenannt und in Kleinbuchstaben auf der Rückseite ein Schriftzug mit den Worten „Nicht zum Verzehr geeignet“ ergänzt. So entgehen derartige Produkte nicht nur regelmäßigen Kontrollen, sondern die Hersteller haften offiziell auch nicht bei möglichen Konsequenzen oder Nebenwirkungen.
Welche Nebenwirkungen können bei der Verwendung von CBD-Produkten entstehen?
Stichproben zeigten, dass einige Öle nicht nur einen geringeren CBD-Gehalt aufwiesen als angegeben, oftmals überschritten sie sogar den erlaubten THC-Gehalt. In diesem Fall bemerken die Konsumenten den Irrtum meist erst, wenn es bereits zu spät ist. So reichte der THC-Gehalt in CBD-Produkten in Einzelfällen aus, um einen Drogentest bei einer Verkehrskontrolle positiv ausfallen zu lassen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg beruft sich dabei auf Untersuchungen des Veterinäruntersuchungsamtes in Karlsruhe:
Ein gesundheitliches Risiko bei der Einnahme von CBD-Produkten konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden. Holzäpfler verweist in diesem Zusammenhang allerdings auf Erfahrungsberichte von Konsumenten: So haben immer wieder Menschen berichtet, dass sie sich nach der Einnahme von CBD-Produkten schläfrig fühlten oder ihnen übel wurde. Doch auch Schlafstörungen und Unruhe traten laut Aussage einiger Nutzer auf.
Besonders bedenklich seien diese Produkte für Menschen mit Leber-Problemen:
Welche Probleme ergeben sich bei der Werbung für solche Produkte?
Aber selbst, wenn die „Aroma“- Öle als Nahrungsergänzungsmittel erlaubt wären – die therapeutische Kraft des CBD ist bislang nicht wissenschaftlich belegbar. Herstellern ist es demnach verboten mit solch einer Wirkung ihrer Produkte zu werben, sie nutzen deshalb Gesetzeslücken, um mögliche Kunden zu überzeugen.
So werden zunehmend Influencer eingesetzt, um auf Social Media ihre positiven Erfahrungen in Form von „persönlichen Erfahrungsberichten“ zu teilen. Bei dem Versuch der Eindämmung solcher fraglicher Werbestrategien ergibt sich jedoch dasselbe Problem wie bei dem Verkauf derartiger Produkte.
So fehlen Holzäpfler zufolge die Kapazitäten einer umfassenden Überwachung. Sie sieht die Verantwortung deshalb weniger auf den Seiten der Behörden, sondern vielmehr bei Herstellern, Händlern und Werbetreibende. Für Verbraucher hingegen zieht sie ein klares Fazit: