Als der Action-Blockbuster „Armageddon“ vor über 20 Jahren in die Kinos kam, war die Bedrohung durch Asteroiden vor allem Stoff für Hollywood - und Bruce Willis rettete tapfer, aber völlig realitätsfern, ganz allein die Welt. Die Sicht auf die Gefahren aus dem All hat sich seitdem grundlegend verändert.
Das Thema ist inzwischen auch im Deutschen Bundestag angekommen, mit der Erkenntnis: Wir müssen uns auf die Wissenschaft und nicht auf „Helden“ verlassen.
Weltraumlagezentrum warnt vor Gefahren aus dem All
Dazu gehört: Wissen, ob und wann was auf zu uns kommt. Genau dafür gibt es seit 2009 das „Weltraumlagezentrum“ in Uedem am Niederrhein. Von hier aus werden die militärischen und zivilen deutschen Satelliten überwacht, um sie zum Beispiel vor Weltraumschrott oder erhöhter kosmischer Strahlung zu schützen – und es gibt noch eine weitere Aufgabe.
Das nationale Weltraumlagezentrum wird bei einer entsprechenden Annäherung von natürlichen Objekten aktiv von der ESA benachrichtigt und mit den entsprechenden Bahndaten versorgt. Diese Daten werden analysiert und daraus wird dann eine Bedrohungsanalyse erstellt.
1000 erdnahe Objekte könnten die Erde treffen
Die Bewertung einer möglichen Bedrohung durch „erdnahe Objekte“, wie Asteroiden, ist seit 2011 keine allein militärische Aufgabe mehr. Seitdem arbeiten im Weltraumlagezentrum auch zivile Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Sie liefern den wissenschaftlichen Hintergrund zu den NEOs, den „Near Earth Objects“, analysieren Bahndaten, berechnen das Bedrohungspotential. Die Aufgabe wächst ständig.
Zahlreiche Verletzte bei Asteroiodeneinschlag in Russland
Nur ein Beispiel: Im Februar 2013 trifft ein 20-Meter-Asteroid die russische Stadt Tscheljabinsk. Das Objekt zerbricht zum Glück in der Erdatmosphäre, so dass nur kleine Bruchstücke einschlagen. Dennoch beschädigt die Druckwelle etwa 3700 Gebäude und verletzte fast 1500 Menschen. Die Gefahr aus dem Weltall ist also sehr real.
ExpertInnen wie Sina Scholz gehen davon aus, dass man bei Objekten ab rund 50 Metern Durchmesser eine internationale Abwehrmission starten würde, wenn man diese mit genug Vorlaufzeit entdeckt. Ab rund einem Kilometer Durchmesser hätte ein Asteroideneinschlag globale Effekte. Da würde man nicht riskieren, dass es auf die Erde trifft.
Asteroidenabwehr wird erprobt
Bei der Entwicklung einer solchen Asteroidenabwehr spielt die ESA-Raumsonde HERA eine entscheidende Rolle, die 2023 starten soll. Ihr Ziel: Der Doppelasteroid „Didymos“. Dort, so der Plan, ist vorher die NASA-Sonde DART mit 6 Kilometern pro Sekunde in den kleineren der beiden Asteroiden gekracht.
HERA soll dann einige Monate später in eine Umlaufbahn einschwenken und genau nachschauen, ob der Einschlag stark genug war, den 160 Meter großen Asteroiden aus der Bahn zu lenken.
Sonde hinterlässt Krater
Die Aufgabe von HERA ist es, die Physik dieses Einschlages genau zu messen und zu charakterisieren. Das heißt: Wie sieht der Krater genau aus, wie groß und wie tief ist er, wie viel Material ist ausgeworfen worden – und wie stark ist der Asteroid tatsächlich abgelenkt worden?
Wenn es funktioniert, wäre das ein wissenschaftlicher Durchbruch und das HERA-DART-Projekt ein Vorbild für zukünftige Asteroidenabwehr-Missionen.
Gelder für Asteroidenabwehr müssen erst bewilligt werden
Doch dafür muss die Europäische Weltraumagentur ESA erst einmal rund 300 Millionen Euro bewilligt bekommen.
Um Asteroiden erfolgreich ablenken zu können, muss man sie aber erst einmal entdecken. Im Weltraumlagezentrum ist die noch sehr lückenhafte Überwachung der „NEOs“ daher ein wichtiges Thema. Der Tscheljabinsk-Asteroid kam damals aus Richtung Sonne und war nicht beobachtbar. Anders als das Objekt "2017EA", das vor zwei Jahren der Erde nahekam.
Einschlag eines größeren Asteroiden könnte verheerende Folgen haben
Sein Vorbeiflug wurde von den Forschern genau analysiert. "2017EA" flog relativ nah an die geostationären Satelliten heran. „2017EA“ war nur knapp 3 Meter groß - und flog vorbei. Doch der Einschlag eines weit größeren Objektes mit verheerenden, globalen Auswirkungen kommt, statistisch gesehen, alle zehn- bis hunderttausend Jahre vor.
Technik für die Zukunft, jenseits von Science Fiction
Aber wenn die HERA-Mission starten kann und die Asteroiden-Ablenkung gelingt, kann die Menschheit realistische Technologien für den Ernstfall entwickeln - jenseits aller Hollywood-Fantasie.
Denn wenn Action-Held Bruce Willis in "Armageddon" den Asteroiden per Atombombe sprengt, ist das zwar „ganz großes Kino“, aber eben unrealistische „Science Fiction“ - und das könnte den Weltuntergang wohl nicht verhindern.