Auf der internationalen Konferenz GeoAdvances 2019 in Manila haben Wissenschaftler ihre neuesten Erkenntnisse vorgestellt. Die Entdeckungen verdanken sie zahlreichen Daten aus Erdbeobachtungssatelliten.
Der erste „Sentinel“-Satellit wurde 2014 in den Weltraum transportiert. Heute gibt es bereits ganze Familien von Erdbeobachtungssatelliten der Europäischen Weltraumagentur ESA. Aus 700 Kilometer Höhe tasten sie die Erdoberfläche in 80 bis 400 Kilometer breiten Streifen ab, dank der Radartechnik völlig unbeeinflusst von Wetterbedingungen, Wolkenbedeckung und Tageslicht. Die ESA gewährt offenen und kostenlosen Zugriff auf die so gewonnenen Daten. So konnten die philippinischen Wissenschaftler diese Daten mit denen anderer Satelliten kombinieren, um auch kleinste Höhenunterschiede in der philippinischen Inselwelt zu erfassen - und vor allem deren Veränderungen.
Die philippinischen Wissenschaftler erstellten aus den Daten ein digitales Höhenmodell ihrer Heimatregion und fanden so mehrere Hundert bisher unentdeckte Inseln.
Eine Insel wird dabei nach einer schlichten Regel erfasst:
Inseln haben die Philippinen eigentlich genug. Doch die wurden das letzte Mal 1945 offiziell gezählt, damals kam man auf genau 7107. Mit der neuen, auf der Konferenz in Manila vorgestellten Zählung per Satellit, kommt die nationale Behörde für Kartierung nun auf 7641, die Philippinen haben also genau 534 Inseln mehr als bislang angenommen.
Karten der philippinischen Inselwelt müssen neu gezeichnet werden
Bewohnt sind von allen Inseln nur etwa ein Viertel. Die über 100 Millionen Einwohner der Philippinen leben im Wesentlichen auf drei großen Inselgruppen: Luzon, mit der Hauptstadt Manila, Visayas und Mindanao. Nun müssen die Karten der philippinischen Inselwelt neu gezeichnet werden.
Streit um die neue Inseln ist vorprogrammiert
Vermutlich wird auch um die über 500 neu entdeckten Inseln gerungen werden. Denn die Philippinen liegen in einer der konfliktreichsten Regionen der Erde. In Südostasien, rund um das Südchinesische Meer, gibt es schon seit den 1950er Jahren Auseinandersetzungen zwischen den Philippinen und den übrigen Anrainerstaaten Indonesien, Vietnam, Malaysia und vor allem China.
China schüttet Korallenriffe zu Inseln auf
Der Verlauf von Meeresgrenzen in diesem rohstoff- und fischreichen Meeresgebiet mit wichtigen Schifffahrtsrouten ist in vielen Fällen nicht geklärt. China lässt etwa seit Jahren kleine Korallenriffe zu großen Inseln aufschütten, um mit den darauf angelegten Militäranlagen Stärke zu zeigen und den Verlauf von Meeresgrenzen zu seinen Gunsten zu ändern.
Durch die neuen Inseln könnten sich Grenzen verändern
Inseln sind in dieser Region ein Mittel, die eigenen ökonomischen und sicherheitspolitischen Interessen durchzusetzen. Die 534 neu entdeckten Inseln, die die Philippinen nun ihr Eigen nennen, sind also nicht nur eine Frage der Geographie. Sie können in Zukunft eine große politische Bedeutung bekommen, wenn durch sie die Grenzziehung in Südostasien neu diskutiert werden muss. Inseln sind also auch eine „strategische Ressource“.
Inselsuche per Satellit geht weiter
Fernerkundungsprofessor Stefan Hinz vom KIT ist sicher: Die „Inselsuche per Satellit“ wird in dieser Region auf jeden Fall weiter gehen: