Heutige Wiesen sind Menschen-gemacht
So wie wir die Wiesen heute kennen und sehen, sind sie ein Produkt des Menschen. Das wiederum heißt: Was da wächst, liegt in unserer Hand. Allerdings übertreiben es viele mit der Wiesenpflege und mähen beinahe wöchentlich.
Diese Pflanzen bilden Blätter, flach über dem Boden und werden so nicht komplett vom Rasenmäher weggeraspelt. Unter diesen Blättern finden Insekten an heißen Tagen Feuchtigkeit und Schatten.
Neue Methode: Live-Monitoring von Insekten
Forschende haben die Insekten dabei nun erstmals tatsächlich live verfolgt. Sie haben kleine Käfer mit Transpondern bestückt. Die Tiere haben allerdings nicht auf einer richtigen Wiese gelebt, erläutert eine der Autorinnen der Studie, sondern in einer künstlichen Landschaft, in sogenannten Eco-Units (Eco für ecological = ökologisches Ökosystem und Unit = Einheit).
Diese künstlichen Welten sind ein Meter fünfzig lang und breit und drei Meter hoch.
Auf dem Boden liegen vier verschiedene Blattarten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Eiche und Birke, die lange liegen bleiben und Schatten bieten und Blätter von Esche und Eberesche. Die verrotten schnell und liefern dadurch Nahrung. Entscheidend waren jedoch die Temperaturen. Knapp 40 Grad herrschten am Tag und 20 Grad in der Nacht. 12 dieser künstlichen Welten gab es – alle mit denselben Bedingungen.
500 gechippte Insekten wurden von Forschenden beobachtet
In diese Hightech-Welten haben die Forschenden dann insgesamt beinahe 500 Insekten gesteckt – alle mit kleinen Chips auf dem Rücken – so genannte RFID-Transponder. Schwarz, dünn, viereckig – und jeder Chip hat eine eigene Identifikationsnummer. So wissen die Forschenden, welcher Käfer da gerade vorbeiläuft.
Die RFID-Transponder können deshalb so klein und leicht sein, weil sie keine Energie benötigen. Im Boden der künstlichen Welten sind Lesegeräte installiert. Die erkennen die Chips auf den Käfern drauf und senden: Da läuft gerade der Käfer mit der Nummer 007 vorbei.
Insekten brauchen bei Hitze Pflanzenarten, die ihnen Feuchtigkeit, Schatten & Nahrung spenden
Zwei Wochen lang marschierten die kleinen Insekten dann in den Eco-Units herum und lieferten Daten. Es gab Bereiche mit Feuchtigkeit und Schatten, oder Bereiche mit Nahrung und in einem der Bereiche fanden die Insekten beides – Nahrung und Schutz. Und das war auch die Fläche, wo sie sich am liebsten aufgehalten haben, erläutert der Leiter der Forschungsgruppe Biodiversitätstheorie.
Im Grund ist es wie beim Menschen – an heißen Tagen bewegen wir uns auch nicht gerne, um Energie zu sparen. Dass Insekten auch so ticken war bereits vor der Studie bekannt. Nun liegt das aber schwarz auf weiß vor, dank der Mini-Transponder. Und noch etwas brachte die Studie ans Licht:
Auch kleinräumige Lebensraum-Vielfalt ist gut für Insekten
Manchmal reicht schon ein Hochbeet oder ein artenreicher Balkonkübel oder ein abgetrennter Teil des Rasens, auf dem viele Kräuter und Blumen wachsen dürfen. Mehr Mut zu wucherndem Rasen mit Pusteblume und Co., könnte die Botschaft der Forschenden sein. Wichtig sind Schatten und Nährstoffe auf einer Fläche. Noch einmal zurück zu Matthias Scholz und der richtigen Wiese.