Apfelblütenaktion 2023 – Die Ergebnisse
Die allererste im Frühjahr 2023 in Deutschland entdeckte Apfelblüte wurde uns am 26. März aus Waldkirch-Buchholz gemeldet. Der Ort liegt nicht weit von Freiburg im Breisgau. In derselben Region wurde in Denzlingen am 30. März der zweite aufblühende Baum entdeckt. Für mehrere Tag blieb es beim Aufblühen weniger, räumlich weit voneinander entfernt stehender Bäume im Oberrheintal.
Der Beginn der Hauptblühzeit war am 11. April. Ab diesem Tag stieg die Anzahl der Apfelblütenmeldungen deutlich an. Blühende Apfelbäume waren von nun an auf weiten Flächen des Oberrheintals zu finden, die Apfelblüte wurde zu einem auffällig sichtbaren Merkmal in den Gärten und auf den Obstwiesen.
Der Beginn der Hauptblühzeit lag also mehr als zwei Wochen nach der Meldung der allerersten Blüte. Das ist ein verhältnismäßig langer Zeitraum. In den meisten anderen unserer Beobachtungsjahren betrug er ungefähr eine Woche. Dass sich der Blühstart am Oberrhein derart in die Länge zog, lag am beständig milden bis kühlen Wetter. Deutliche Wärmeschübe blieben Ende März/ Anfang April aus.
In Freiburg im Breisgau begann die Apfelblüte im Mittel am 6. April. In Weitenhagen-Guest bei Greifswald in Vorpommern im Mittel am 10. Mai. Damit war die Apfelblüte vom Südwesten bis in den Nordosten Deutschlands 34 Tage unterwegs. Das entspricht einem Tagespensum von 23 Kilometern. Das langjährige Mittel liegt bei 40 Tageskilometern.
Vom Talboden des Oberrheintals bei Freiburg bis in die Höhenlagen des Schwarzwalds bei 1100 Meter benötigte die Apfelblüte ca. 46 Tage. Diese Angabe ist mit einer gewissen Ungenauigkeit versehen, weil wir zur Ermittlung des Werts oberhalb 1000 Meter nur den Blühbeginn von zwei Bäume heranziehen können. Klar ist aber, dass die Apfelblüte dieses Jahr mit weniger als 20 Höhenmeter pro Tag in die Berge geklettert ist. Der langjährige Mittelwert liegt bei 30 Meter.
Wenn oben im Schwarzwald die Apfelblüte einsetzt, ist für gewöhnlich auch der Zeitpunkt erreicht, zu dem die Apfelbäume im südlichen Skandinavien ihre Blüten öffnen. Dieses Jahr erreicht die Apfelblüte Skandinavien zwei Tage früher als die Schwarzwaldhöhen. Das kann im Rahmen der Messungenauigkeit aber noch als zeitgleich eingeordnet werden.
Fazit: Wegen des milden Winters begann die Apfelblüte dieses Jahr wieder sehr früh. Wegen der ausbleibenden Wärmeschübe im April zog sich die weitere Entwicklung aber dann so in die Länge, dass das mittlere Blühdatum für ganz Deutschland auf den 26. April fiel. Das entspricht dem langjährigen Mittelwert für den auf Deutschland gemittelten Beginn der Apfelblüte.
Im Rahmen der Apfelblütenaktion wurden bislang fast 46.000 Datensätze gesammelt. Diese Daten zeigten bislang einen Trend der Blühverfrühung von über 5 Tagen pro Jahrzehnt. Mit den neuen Daten aus dem Jahr 2023 schwächt sich dieser Trend etwas ab und liegt nun bei mehr als 4 Tagen pro Jahrzehnt. Der Trend zur Blühverfrühung ist also stabil, allerdings legt die Klimaforschung für die Ermittlung solcher Trends einen Zeitraum von 30 Jahren zugrunde. Wir haben „erst“ 18 Messjahre erreicht – es bleibt also noch etwas zu tun :)
Apfelblütenaktion - Der Trend seit 2006
Die folgenden Grafiken vermitteln einen Eindruck davon, was sich am Aufblühen der Bäume in den vergangenen Jahren geändert hat.
Die erste Grafik zeigt von links nach rechts die Abfolge der Datenpunkte für die Jahre, in denen wir den Blühbeginn mit Hilfe unseres Publikums ermittelt haben. Ganz rechts ist deshalb der jüngste Datenpunkt für das Jahr 2023 eingezeichnet. Ganz links jener für das Jahr 2006. Von oben nach unten verläuft die Zeitskala der Frühlingsmonate von März bis Mai. Die eingezeichneten Punkte entsprechen dem Zeitpunkt des Beginns der Hauptblühzeit der Apfelbäume in Deutschland. Die Hauptblühzeit beginnt, wenn die Anzahl der pro Tag gemeldeten Bäume einen gewissen Schwellwert überschreitet und wir davon ausgehen können, dass die Apfelblüte flächig ausgedehnt in weiten Landstrichen eingesetzt hat. Vor Beginn der Hauptblühzeit sind blühende Apfelbäume nur vereinzelt zu finden.
Die zweite Grafik ist wie folgt zu lesen: Am linken Rand sind die Kalendertage 89 bis 117 seit Jahresbeginn abgezählt. Das entspricht dem Zeitraum März/April. Am oberen Rand sind die Zehnjahreszeiträume unserer Apfelblütenprojekts aufgereiht. Die erste Dekade reicht von 2006 bis 2015, die zweite 2007 bis 2016 usw. Die Farbflächen geben an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit an einem bestimmten Kalendertag in der jeweiligen Dekade dafür war, dass an diesem Tag bereits Apfelbäume in Deutschland blühten.
Hier die aktuelle Grafik aller bislang beobachteten Dekaden:
Noch ein Lese-Beispiel, das klar macht, was sich in den vergangenen Jahren verändert hat: Am Tag 104, also Mitte April, zeigt in der ersten Dekade die gelbe Farbe an, dass die Wahrscheinlichkeit für bereits vorhandene Apfelblüten bei 60 bis 70 Prozent lag. In der letzten Dekade sind aber der Tag 104 und sogar auch der Tag 103 in Orange gefärbt - die Wahrscheinlichkeit zu diesem Zeitpunkt in Deutschland Apfelblüten zu finden ist also auf 80 bis 90 Prozent gestiegen. Oder anders formuliert: Der orangefarbene Abschnitt beginnt in der Grafik von rechts nach links betrachtet immer weiter oben. Das heißt: Der Zeitpunkt, zu dem mit 80- bis 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb einer Dekade ein blühender Apfelbaum in Deutschland zu finden ist, hat sich um fünf Tage nach vorne verschoben. Die Apfelblüte hat in den vergangenen Jahren nach und nach früher begonnen. Sehr prägnant ist auch eine weitere Veränderung am rechten Rand der Grafik: Der rot eingefärbte Bereich reicht hier höher als in den Spalten weiter links. Das zeigt: In jedem Jahr der zuletzt gemessenen Dekade von 2014 bis 2023 blühten bereits ab dem Tag 105 des Jahres Apfelbäume. Die Eintrittswahrscheinlichkeit der Apfelblüte beträgt ab diesem Datum in dieser Dekade 100 Prozent.