Lärmschutz

Mit Gegenschall am Fenster Verkehrslärm dämpfen

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Anna-Teresa Kiefer
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Anna-Teresa Kiefer
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Lärm mit Lärm bekämpfen. Das klingt unlogisch, funktioniert aber. Kleine Lautsprecher am Fenster erzeugen in Echtzeit Antischall und stoppen so die Schallwellen.

Sommer in der Stadt: Der kann schnell die Nerven strapazieren, wenn man an einer viel befahrenen Straße wohnt und zum Durchlüften das Fenster öffnen will. Besonders nachts. Statt Erholung und Ruhe in den eigenen vier Wänden: Verkehrslärm und Stress.

Doch bald könnte es Abhilfe geben: Ein Forscherteam aus Singapur, Großbritannien und Japan hat in einer gerade veröffentlichten Studie ein Lärmschutz-System vorgestellt. Es funktioniert sogar dann, wenn das Fenster weit geöffnet ist - der Lärm also eigentlich noch viel lauter zu hören sein müsste. Das Ganze funktioniert so: Auf einem Gitter vor dem Fenster werden kleine Lautsprecher angebracht.

Schallschutzfenster der neuesten Generation nutzen Gegenschall um den Lärm von draußen nicht reinzulassen.
Schallschutzfenster der neuesten Generation nutzen Gegenschall um den Lärm von draußen nicht reinzulassen.

Gegenschall bremst Lärm von außen

Bevor der Verkehrslärm das Fenster erreicht, misst ein Mikrofon die Lautstärke des Lärms. In Echtzeit wird die Information an die Lautsprecher weitergegeben, die dann einen sogenannten Gegenschall erzeugen. Die Idee: Der erzeugte Gegenschall und die Schallwellen von draußen heben sich gegenseitig auf. Übrig bleibt ein Rauschen, das je nach ursprünglicher Lautstärke des Lärms kaum noch hörbar ist.

Der Effekt ist vergleichbar mit Meereswellen, die von einer Steilküste zurückschwappen und auf neu ankommende Wellen treffen. Wo sie zusammenkommen beruhigt sich die Wasseroberfläche. Nach diesem Prinzip beruhigt sich auch der Verkehrslärm – um 10 Dezibel, haben die Forscher gemessen. Für das menschliche Ohr bedeutet das: Der Lärm ist nur noch halb so laut.

Lärm bekämpfen mit Schallwellen, klingt verrückt, ist aber ein ganz einfaches Prinzip der Physik. Schall breitet sich wellenartig über die Luft aus. Durch gegenphasige Schallwellen wird der Lärm quasi "verschluckt".
Lärm bekämpfen mit Schallwellen, klingt verrückt, ist aber ein ganz einfaches Prinzip der Physik. Schall breitet sich wellenartig über die Luft aus. Durch gegenphasige Schallwellen wird der Lärm quasi "verschluckt".

Technik gibt es bereits bei Noise Cancelling Kopfhörern

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, dass der Lärmpegel durch Straßenverkehr im Schnitt tagsüber unter 53 Dezibel liegen sollte, damit es langfristig nicht zu gesundheitlichen Schäden kommt. Nachts sollte er sogar unter 45 Dezibel liegen. Zum Vergleich: Vogelgezwitscher ist etwa 40 Dezibel laut.

Die Technik des Lärmschutz-Systems ist nicht neu. In sogenannten Noise Cancelling Kopfhörern kommt sie schon länger zum Einsatz. Der Kopfhörer macht laute Umgebungsgeräusche deutlich leiser. Auf einer kleinen Fläche ist die Technik leichter anzuwenden als auf großen Flächen wie Fenstern. Doch auch dafür wird schon seit Jahren an Scheiben geforscht, in denen Mikrofone mit Gegenschall eingebaut sind.

Die Schallwellen von außen werden durch den Gegenschall förmlich ausgebremst. Das ist auch die Technik, die hinter so genannten "Noise Canceling-Kopfhörern steckt.
Die Schallwellen von außen werden durch den Gegenschall förmlich ausgebremst. Das ist auch die Technik, die hinter so genannten "Noise Canceling-Kopfhörern steckt.

Lärmschutz auch bei geöffnetem Fenster

Neu am Lärmschutz-System des internationalen Forscherteams ist, dass es auch bei weit geöffnetem Fenster funktionieren soll. In naher Zukunft soll es dabei helfen, in Wohnungen für mehr Ruhe zu sorgen. Wann es auf den Markt kommt, steht aber noch nicht fest.

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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.