Meteorologie

So gefährden 5G-Mobilfunknetze unsere Wettervorhersagen

Stand
Autor/in
Pascal Kiss

Noch nie waren Wettervorhersagen so genau wie heute. Doch ausgerechnet der Mobilfunkstandard 5G gefährdet die Prognosen. Die Messungen der Wettersatelliten könnten in Zukunft durch 5G gestört werden.

Warnen Meteorologen vor dem nächsten Sturm, kommen viele Daten für die Vorhersage von Wettersatelliten. Durch den Ausbau der 5G-Mobilfunknetze könnten diese Satelliten bald schlechter arbeiten, weiß auch ARD-Meteorologe Sven Plöger: "Die amerikanische Behörde NOAA sagt voraus, dass die Wetterprognose etwa 30 Prozent schlechter werden und damit auch meine Wetterprognosen.“

Was wir heute für die nächsten fünf Tage im Voraus wissen, könnten wir dann im schlimmsten Fall nur noch für einen Tag vorhersagen. Der Grund: Manche Staaten wie zum Beispiel die USA wollen für 5G Frequenzen nutzen, die Wettersatelliten stören können. Ganz konkret geht es hier um die Frequenz von 24,25 Gigahertz. Die Frequenz wurde letztes Jahr in den USA für den 5G-Mobilfunk versteigert. Mit fast der gleichen Frequenz – nämlich 23,8 Gigahertz - arbeiten aber auch Wettersatelliten.

Facebook-Video: So gefährdet 5G unsere Wettervorhersagen

Facebook-Video: So gefährdet 5G unsere Wettervorhersagen

Wettersatelliten "sehen" zu viel Wasserdampf

Die Wettersatelliten könnten durch die 5G-Frequenz falsche Werte messen – ganz konkret geht es hier um die Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre. Meteorologen, aber auch die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA befürchten, dass Wettersatelliten durch die 5G-Frequenz zu viel Wasser in der Atmosphäre messen.

Die Satelliten überschätzen die Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre, denn die Instrumente der Wettersatelliten sind empfindlich. Sie empfangen ein sehr schwaches Mikrowellensignal, das von den Wassermolekülen ausgesandt wird. Zu diesem schwachen Signal kommt dann das 5G-Signal dazu - der Wettersatellit interpretiert das zusätzliche Signal als mehr Wasserdampf. Die Wettervorhersagen werden schlechter.

Illustration des Wettersatellits MetOp-C
Illustration des Wettersatellits MetOp-C

Geschützte Frequenzen könnten gestört werden

Um die Messungen der Meteorologen nicht zu stören, sind bestimmte Frequenzen durch einen internationalen Vertrag der International Communications Union geschützt. Das gilt auch für die Frequenz von 23,6 bis 24 Gigahertz. Mobilfunkunternehmen dürfen auf dieser Frequenzen nicht aktiv senden. 193 Länder haben sich hierzu schriftlich verpflichtet - auch die USA. Die versteigerte Frequenz von 24,25 Gigahertz in den USA verstößt zwar nicht gegen den Vertrag, doch die eigentlich geschützten Frequenzen zwischen 23,6 und 24 Gigahertz könnten dennoch gestört werden. Das sagen auch Behörden aus Europa - wie die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (Eumetsat) oder die Weltraumbehörde ESA. Beide hätten zusammen in Computersimulationen gezeigt, dass Wettersatelliten sogar durch entferntere Signale auf 26 Gigahertz gestört werden könnten.

Strengere Richtlinien gefordert

Die Meteorologen wünschen sich strengere Richtlinien. Die Auflagen für den neuen 5G-Mobilfunkstandard seien zu locker, kritisiert die Weltorganisation für Meteorologie. Die Sendeleistung müsste reduziert werden – nur dann könnten auch die Wettersatelliten in Zukunft genau arbeiten.

Die europäischen Behörden haben sich bereits auf strengere Regeln für Wetterbeobachtungsfrequenzen geeinigt – international verschärfen sich die Regeln aber erst ab 2027 und Experten halten auch diese Regelung nicht für ausreichend. Noch können Wissenschaftler nur mit Simulationen abschätzen, wie die neue 5G-Frequenz die Wettersatelliten beeinflussen. Im Gegensatz zu den Mobilfunkunternehmen können sie beim Messen des Wasserdampfs aber nicht auf andere Frequenzen ausweichen.

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Pascal Kiss