Die Gäste bei Michael Steinbrecher:
Ricarda Lang
Ihre Herkunft hat Ricarda Lang an den Punkt gebracht, an dem sie heute ist. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter wuchs sie m “Ländle” auf. Als sie 18 war, verlor ihre Mutter ihren Job: Das Frauenhaus, in dem sie als Sozialarbeiterin tätig war, musste schließen. „Ich fand das ungerecht“, erinnert sich Lang. „Ich dachte: Da muss man etwas machen!“ Sie machte etwas – und ging in die Politik. Heute ist sie Parteivorsitzende der Grünen und setzt sich ein für soziale Gerechtigkeit.
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Detlef Soost
Auch Detlef Soost sagt von sich: „Ohne meine Vergangenheit wäre ich nicht dort, wo ich bin, weil ich durch sie kämpfen gelernt habe.“ Doch der Tänzer und Choreograph würde allen Erfolg eintauschen gegen die heile Familie, die er nie hatte. Sein ghanaischer Vater verleugnete ihn, seine Mutter war schwer krank, einen Tag nach seinem neunten Geburtstag kam Soost ins Kinderheim: „Diese Leerstelle, dieser Schmerz und die fehlenden Wurzeln begleiten mich bis heute.”
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Eric Sell
Musiker Eric Sell weiß, wo seine Wurzeln liegen: in Namibia. Dort lebt seine deutschstämmige Familie seit fünf Generationen, dort wurde er geboren und verlebte eine unbeschwerte Jugend zwischen Schlangen, Leoparden und Wüstenlöwen. Als er nach Deutschland zog, musste er erst lernen, wie man ein Bahnticket löst. Unter dem Künstlernamen ees-y EES macht er Musik, in der er „das Beste aus beiden Welten vereinen“ will: „Lässigkeit und Lebensfreude mit harter Arbeit und Pünktlichkeit”.
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Lisa Dihorova
Alles andere als freiwillig kam Lisa Dihorova nach Deutschland. Die Ukrainerin floh aus Charkiw vor dem Krieg. Acht Tage hatte sie mit Nachbar*innen im eiskalten Keller ausgeharrt, musste die Feuergefechte und den Bombenhagel miterleben, bis sie sich zur Flucht entschloss. Über die polnische Grenze kam sie schließlich in den Schwarzwald. „Ich habe Schuldgefühle, weil ich hier bin und meine Mutter und meine Brüder im Krieg“, so die 24-Jährige.
Katharina Martin-Virolainen
Auch für Katharina Martin-Virolainen ist der Krieg in der Ukraine kaum zu ertragen. Die in Russland geborene und aufgewachsene Autorin hat auch ukrainische Wurzeln und solidarisiert sich stark mit der Ukraine. Und doch trauert sie um ihre alte Heimat, um die russische Sprache und Kultur, und wünscht sich, dass die Menschen zwischen Putin und Russland unterscheiden: „Ich spüre eine große innere Zerrissenheit.” Scham und Schmerz bestimmen seit Kriegsbeginn ihre Leben.
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Ursula Nuber
„Wo wir herkommen, das beeinflusst uns in jeder Hinsicht – sozial wie auch familiär“, sagt die Psychologin Ursula Nuber. Unsere Herkunft sei der Grundstock, auf dem wir unsere Zukunft aufbauen, erklärt sie, die Vergangenheit sei auch ein Stück unserer Identität, die sich nicht abschütteln ließe. Darum rät sie dazu, zum eigenen „Stallgeruch“ zu stehen, sich zu seinen Wurzeln zu bekennen und sie vielleicht sogar zur eigenen Stärke zu machen.
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Literatur zur Sendung:
Detlef Soost (mit Christiane Stella Bongertz)
Katharina Martin-Virolainen
Ursula Nuber