Wandfarben: Dispersions- und Pulverfarben
Die Auswahl an Wandfarben ist riesig und auch im Preis unterscheiden sich die Varianten verschiedener Hersteller deutlich - einige bekommt man schon für knapp einen Euro pro Liter, andere kosten das Vierfache. Für die Ergiebigkeit der Farbe am besten auf die Verpackungsangabe "Verbrauch pro Quadratmeter" achten.
Farben, die schon fertig angemischt sind, heißen Dispersionsfarben. Es gibt aber auch viele Farben auf Pulverbasis. Solche muss man vor dem Streichen mit Wasser anrühren.
Biozide Topf-Konservierer in Dispersionsfarben
Dispersionsfarben sind besonders einfach zu verarbeiten. Heute verzichten die meisten Hersteller außerdem größtenteils auf chemisch hergestellte organische Lösemittel. Diese sind in höherer Konzentration problematisch, da sie - solange die Farbe noch frisch ist - in die Raumluft übergehen können und dann folglich eingeatmet werden. Stattdessen nutzt man heutzutage meist wasserbasierte Farben, die keine Lösemittel beinhalten. Diese haben allerdings den Nachteil, dass sie weniger lang haltbar sind und deshalb Konservierungsmittel eingesetzt werden müssen.
Einerseits kann mit sogenannten Topf-Konservierern gearbeitet werden. Das sind synthetisch hergestellte Stoffe, die verhindern sollen, dass sich Bakterien und Schimmel innerhalb der Farben bilden. Das Problem dabei: Das Allergiepotenzial der synthetischen Konservierungsmittel ist recht hoch; bei Hautkontakt können sie Hautreizungen auslösen. Außerdem haben sie eine biozide Wirkung, wirken also aggressiv gegen Lebewesen - egal ob Menschen, Tier oder Pflanze - und sollten deshalb keinesfalls in die Umwelt gelangen.
Damit die Farben trotzdem möglichst lange frisch bleiben, machen Hersteller ihre Farben inzwischen oft mit einem hohen pH-Wert haltbar. Für die Umwelt ist das besser, ins Abwasser sollten die Farben dennoch nicht gelangen. Und: Auch bei einem hohen pH-Wert sind Haut- und Augenreizungen möglich. Deshalb raten Experten auch bei solchen Farben dazu, beim Streichen Schutzbrille und Handschuhe zu tragen.
Umweltfreundlicher: Selbst angerührte Farben
Unbedenklicher seien Farben auf Pulverbasis, so Rolf Buschmann, Referent für technischen Umweltschutz des BUND. Diese haben den Vorteil, dass das Pulver erst zu Hause - kurz vor dem Gebrauch - mit Wasser gemischt wird und deshalb gar keine Konservierungsmittel nötig sind.
Ein weiter Pluspunkt: Durch den fehlenden Wasseranteil verfügt das Pulver über ein deutlich geringeres Gewicht als bereits angemischte Farben - verursacht im Transport also weniger Emissionen. Außerdem kann das Trockenpulver zum Selbstanrühren in einer Papierverpackung verpackt werden. Im Gegensatz dazu werden Dispersionsfarben häufig in nicht-recycelten Kunststoffbehältern verkauft.
Je naturnäher, desto ökologischer
Noch besser seien laut Buschmann Naturfarben, wie etwa Lehmfarbe. Denn je naturnäher die Inhaltsstoffe sind, desto ökologischer auch die Farbe. Außerdem hat Lehmfarbe den Vorteil, dass sie diffusionsoffen ist - die Wände also nicht versiegelt und Feuchtigkeit zirkulieren lässt.
Auch bei Naturfarben gilt es allerdings zu prüfen, wie man sie verträgt: Holzfarben enthalten nämlich häufig Citrusterpene oder Limonen. Solche natürlichen Lösemittel können Hautreizungen und Allergien auslösen.
Um zu überprüfen, wie man auf eine Farbe reagiert, empfiehlt Rolf Buschmann, die Farbe vor dem Streichen für einen Tag in einem Schraubglas stehen zu lassen und anschließend intensiv daran zu riechen. Ist der Geruch stechend oder unangenehm, solle man lieber die Finger davon lassen.
Nassabriebsklasse und Deckkraft
Nachteil der Lehmfarbe: Sie ist weniger strapazierfähig und lässt sich leicht abreiben. Malermeister Jan Bauer empfiehlt daher vor dem Kauf einen Blick auf die sogenannte "Nassabriebsklasse" der jeweiligen Farbe.
Ein weiterer Indikator für qualitativ hochwertige Farbe ist die Deckkraft. Auch diese wird mithilfe einer Skala von 1 bis 3 auf den Verpackungen von Wandfarben angegeben. "Eins ist top Deckkraft, drei ist ok, zwei ist in vielen Fällen ausreichend", erklärt der Experte.
Nachhaltige Tapeten?
Bei Tapeten ist das zur Herstellung verwendete Material der auschlaggebende Punkt in puncto Umweltfreundlichkeit.
Fossile Rohstoffe in Vinyltapeten
Auf der einen Seite stehen Vinyltapeten. Diese besitzen eine Kunststoffbeschichtung aus Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyurethan (PU), welche die Tapete abwaschbar macht. Andererseits sind solche Tapeten ein unnatürliches Produkt, da sie aus fossilen Rohstoffen entstehen - also umweltschädlich hergestellt werden und kaum recycelbar sind. Außerdem beinhalten Vinyltapeten häufig Weichmacher oder andere synthetische Zusatzstoffe, die in die Raumluft abgegeben werden können.
Besser: Recycelte Papiertapeten
Besser sind dagegen herkömmliche Papiertapeten oder solche mit strukturbildenden Holzfasern - auch Raufasertapeten genannt. Diese benötigen keinerlei fossile Rohstoffe. Zusätzlich kann man darauf achten, dass der Grundstoff - die Zellulose - nachhaltig erwirtschaftet bzw. recycelt worden ist. Aufschluss geben kann hier beispielsweise das FSC-Siegel.
Der Blaue Engel
Außerdem lohnt es sich, sowohl beim Kauf von Farben als auch Tapeten auf den Blauen Engel zu achten. Dieses Umweltzeichen der Bundesregierung kennzeichnet Produkte, die die Umwelt nicht so stark belasten. In Wandfarben, die den blauen Engel tragen, sind synthetische Konservierungsstoffe seit 2021 beispielsweise vollständig verboten. .
Fazit
Um auf Nummer sicher zu gehen, empfehlen sich Produkte mit verlässlichen Siegeln wie etwa dem Blauen Engel. Bei Farben sind Naturfarben auf Pulverbasis eine gute Wahl, bei Tapeten lohnen sich Recyclingprodukte aus Papier.