Klimakiller Avocado

Wie schlecht sind Avocados wirklich?

Stand
Autor/in
Anne Kabacinsky
Onlinefassung
Sarah Cihan
Gesa Marx

Das Superfood Avocado gibt es mittlerweile fast in jedem Supermarkt zu kaufen. Doch die Frucht hat aufgrund ihrer Umweltbilanz auch einen schlechten Ruf. Zurecht?

  1. Herkunft, Anbau und Lieferung
  2. Klimabilanz der Avocado
  3. "Genussreife" Avocados: Oftmals schlechtere Klimabilanz
  4. Die Reifung natürlich beschleunigen
  5. Worauf kann man beim Avocado-Einkauf achten?

Herkunft und Lieferung

Der größte Faktor bei der CO2-Bilanz der Avocado ist der Transport. Die beliebten Früchte kommen zumeist einen langen Weg aus Südamerika, Afrika, Mexiko oder Spanien. Sie werden außerdem in gekühlten Containern nach Europa verschifft.

Wenn die Transportdauer länger als 3 Tage beträgt, wird die Ladung grundsätzlich gekühlt. Allein die Kühlung und der Kraftstoffverbrauch sorgen bereits für hohe Treibhausgas-Emissionen. Dazu kommt noch die Weiterlieferung im Inland. Denn von den Häfen aus werden die Avocados per LKW an die Lebensmittelketten und an den Großhandel verteilt.

Zahlreiche Avocados auf einem breiten Transportband
Der weite Transportweg der Avocados bis zu uns ist eines der gravierenden Probleme.

Avocado-Anbau

Avocados werden in einem milden Klima angebaut. Besonders gut wachsen die Avocado-Bäume im subtropischen Klimazonen, in der Regel dort, wo wenig Regen fällt. Problem: Avocados sind bekannt dafür, besonders viel Wasser zu beanspruchen.

Eine Methode, Wasser beim Anbau zu sparen, nennt sich „Mulchen“. Dabei wird der Boden unter den Avocado-Bäumen mit Blättern und Zweigen bedeckt, sodass die Feuchtigkeit im Boden bleibt und nicht durch die warme Luft verdunstet.

Riesige Avocado-Plantage - Monokultur aus der Luft gesehen
Die riesigen Avocado-Plantagen entwickeln sich immer weiter zu Monokulturen.

Außerdem werden die Bäume gezielt gegossen. Diese Methode nennt man „Tröpfchenbewässerung“. So benötigt die Produktion eines Kilogramms Avocados statt im Durchschnitt 1.122 Litern nur 420 Liter Wasser. Hierzu im Vergleich: Ein Kilo Kartoffeln benötigt rund 300 Liter.

Darüber hinaus nutzen einige Avocado-Bauern statt Leitungswasser Regenwasser, um den Wasserverbrauch niedriger zu halten. Dazu wird Regenwasser in großen Becken aufgefangen, sodass es später zum Gießen verwendet werden kann.

Avocadoanbau in Quindio
Durch den Anbau der Avocado in Quindio gibt es zwei große Probleme: Erstens der hohe Wasserbedarf und zweitens der Einsatz von Chemikalien zur Vermeidung von Schädlingen.

Die Klimabilanz der Avocado

Das Institut für Energie und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg hat den CO2-Fußabdruck berechnet. Und herausgefunden, dass durchschnittlich 0,6 kg CO2-Äquivalente für ein Kilogramm Avocados in die Luft geblasen werden.

Die Forschenden haben bei der Studie den “CO2-Äquivalent” als Maßeinheit eingeführt, da nicht nur Kohlenstoffdioxid (CO2) in den Fußabdruck einfließt. Der Äquivalent gibt an, wie die Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase ist. Zum Beispiel sind Methan 25-mal und Lachgas 298-mal klimaschädlicher als CO2. Die ermittelten Werte pro Kilogramm Lebensmittel beinhalten außerdem die landwirtschaftliche Produktion (inklusive aller vorgelagerten Prozesse wie Düngemittelproduktion), die Lebensmittelverarbeitung, die Verpackung und die Distribution der einzelnen Lebensmittel.

CO2-Äquivalente eines Produktes (pro kg)
ProduktC02-Äquivalente (pro kg)
Avocado0,6 kg
Kartoffeln0,2 kg
Äpfel bzw. saisonale Tomaten0,3 kg
beheizte Tomaten2,9 kg
Butter9,0 kg
Rindfleisch13,6 kg
Käse5,7 kg

Hierzu im Vergleich liegt der Wert bei Kartoffeln bei nur 0,2 kg. Viel besser – mit 0,3 kg CO2-Äquivalente – schneiden Äpfel und saisonale Tomaten ab.

Tomaten, die in beheizten Gewächshäusern angebaut wurden, liegen bei 2,9 kg. Sie stehen also um einiges schlechter da als importierte Avocados. Und noch viel klimaschädlicher sind tierische Produkte wie Butter mit 9 kg, Rindfleisch mit 13,6 kg und Käse mit 5,7 kg CO2-Äquivalente. Im Umkehrschluss bedeutet das: Ein Brot mit Avocado statt Butter hat tatsächlich eine bessere Klimabilanz im Vergleich.

"Genussreife" Avocados: Oftmals schlechtere Klimabilanz

Viele Supermärkte bieten Avocados mit Aufkleber wie „Genussreif“. Diese Avocados werden vor dem Verkauf in sogenannten Reifekammern künstlich in den ideal Reifezustand zum Verzehr gebracht. Für Verbraucher ist das super, da die Frucht direkt gegessen werden kann. Allerdings erhöht dieses zusätzliche Prozedur die Energiebilanz der Frucht.

Je nach Hersteller können weitere energieintensiven Methoden zum Einsatz kommen, wie z. B. das Coating. Dabei wird eine Schutzschicht aus natürlichen Stoffen aufgesprüht, die die Avocados haltbarer machen soll.

Coating bei Früchten und Gemüse

Die Reifung natürlich beschleunigen

Eine natürliche Methode, Avocados schneller reifen zu lassen, ist, sie in Papier zu wickeln und die Frucht an einen warmen Ort zu stellen. Dort reifen sie dann schneller.

Eine anderer Weg wäre, sie in eine Schale mit Äpfeln zu legen. Die Äpfel strömen das Reife-Gas Ethylen aus und lassen die Avocados somit schneller reifen.

Worauf kann man beim Avocado-Einkauf achten?

Beim Kauf kann der Verbraucher bereits auf ein paar Dinge achten, um die Ökobilanz noch zu verbessern: 

  1. Die Herkunft: laut WWF sollte man aus Sicht des Wasserverbrauchs auf Avocado aus Chile und Peru verzichten und lieber auf solche aus der Dominikanischen Republik, Kolumbien oder Ecuador zurückgreifen.
  2. Avocado sollte, wie alle Exoten, kein Grundnahrungsmittel sein, sondern ein gelegentlicher Genuss bleiben.
  3. Eine weggeworfene Avocado hat die schlechteste Ökobilanz! Aber gerade bei Avocados ist es schwer, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, wann sie reif und lecker ist. Wir geben Tipps zu Lagerung und Haltbarkeit.

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