Was bringen E-Scooter wirklich?
Der E-Scooter-Hype scheint auch drei Jahre nach der Zulassung in Deutschland noch nicht abzuklingen: Mittlerweile gibt es etwa zehn verschiedene E-Scooter-Sharing-Anbieter hierzulande. Zusammen haben diese - bis jetzt - um die 240.000 Scooter auf unsere Straßen gebracht. Und allein in 2021 haben elf Millionen Menschen E-Scooter Sharing genutzt. Besonders beliebt sind die Roller bei kurzen Strecken. Insgesamt sind 30 Millionen Autofahrten in Deutschland kürzer als zwei Kilometer - viele potentielle Strecken, für die E-Scooter in Frage kämen.
Große Hoffnung: E-Scooter für mehr Nachhaltigkeit im Verkehr
Befürworter erhofften sich durch die Roller nämlich vor allem eine nachhaltige Alternative zum Auto für kurze Strecken. De facto werden E-Scooter aber eher selten als Ersatz zum Auto gesehen. Die Nutzerinnen und Nutzer greifen, laut einer aktuellen Studie der ETH Zürich, hingegen vor allem dann zu den Rollern, wenn sie sich einen Fußweg oder die Fahrt mit dem Rad oder dem ÖPNV sparen wollen. Am häufigsten werden die Scooter Umfragen zufolge abends und an Samstagen - vor allem im Rahmen von Freizeitaktivitäten - genutzt.
Darum greifen Nutzende zu Elektro-Scootern
Praktisch, schnell, flexibel und fast überall in den großen Städten zu finden. So argumentieren viele Nutzerinnen und Nutzer, die regelmäßig zu E-Rollern greifen. Besonders praktisch: Viele Scooter können nach einer Fahrt einfach direkt dort abgestellt werden, wo man möchte. Dieses sogenannte "Free Floating"-Modell bietet zwar einerseits maximale Flexibilität, andererseits sorgt es dafür, dass Roller inzwischen oft mitten auf Gehwegen, an Straßenecken oder in Grünanlagen zu finden sind.
Ein alternativer Ansatz, der inzwischen in einigen Städten ausprobiert wird, ist das sogenannte "Zoning". Dabei werden bestimmte Parkverbotszonen festgelegt, sodass die Scooter beispielsweise nicht mehr in der Nähe von Gewässern abgestellt werden können.
Das Problem: Vandalismus
Das Abstellen der Roller in der Umgebung von Gewässern ist besonders in den Fokus gerückt, weil sie immer wieder auch in den Flüssen und Seen landen. Umweltschützer vermuten, dass deutschlandweit inzwischen mehrere hundert E-Scooter in Gewässern liegen. Die meisten Fahrzeuge sind zwar wasserdicht, versichern die Hersteller, wenn das Material der Roller nach einiger Zeit im Wasser korrodiert, könnten im schlimmsten Fall jedoch trotzdem Schwermetalle und Chemikalien austreten, die Flüsse oder das Trinkwasser belasten.
Besonders problematisch für die Umwelt: Die Akkus der E-Scooter. Die Fahrzeuge werden größtenteils durch Lithium-Ionen-Batterien angetrieben, die auch in E-Autos und in E-Bikes zum Einsatz kommen. In den Batterien stecken verschiedene Rohstoffe: neben Lithium zum Beispiel auch Kobalt, Nickel, Kupfer und Aluminium. Damit die Akkus möglichst lange nutzbar sind, werden sie in den neuen Modellen vieler Anbieter inzwischen immerhin nicht mehr fest verbaut. Zudem können durch die auswechselbaren Akkus Transportemissionen eingespart werden, weil nur die Batterien und nicht die ganzen Scooter zum Wiederaufladen eingesammelt werden müssen.
So nachhaltig können E-Scooter sein
Obwohl die Rohstoffe, die in E-Scootern verbaut sind, einen ökologischen Rucksack mit sich bringen, schätzt das Umweltbundesamt auf Basis von Zahlen, die zu Pedelecs erhoben wurden, dass bereits nach 150 bis 300 Kilometern die CO2-Emissionen der Akku-Herstellung beglichen sind, wenn statt dem Auto ein E-Scooter benutzt wird.
Zusätzlich werden viele Lagerhallen, in denen die Scooter nachgeladen und von den Anbietern geparkt werden, inzwischen mit erneuerbarer Energie versorgt. Das Einsammeln der Akkus wird vermehrt mithilfe von E-Vans durchgeführt.
Besonders wichtig ist es in den Augen der Mobilitätsexpertin Laura Gebhardt jedoch, dass die Roller vor allem dort zum Einsatz kommen, wo der ÖPNV nicht so gut ausgebaut ist. „Raus in die Vorstädte“ müsste die Devise lauten. Hier könnten E-Scooter tatsächlich einen nachhaltigen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Das scheint für die Anbieter aber noch nicht lukrativ genug zu sein.
Mehr Infos rund ums Thema Nachhaltigkeit gibt es auch bei den Ökocheckern auf Instagram.