Bio-Pommes von der Imbissbude
Pommes möglichst nachhaltig zubereiten - das versucht unter anderem eine kleine Bio-Pommes-Bude in Osnabrück. Der Besitzer hat sich bewusst für Bio-Pommes entschieden: Sie sind nachhaltiger und gesünder, weil beim Anbau chemische Pestizide verboten sind. Der Bio-Anbau ist daher auch besser für Insekten und die Artenvielfalt. Zudem werden hier keine klassischen Speisekartoffeln verarbeitet, sondern solche mit besonders großen Knollen, die nur langsam keimen. So können die Kartoffeln bis zu einem Jahr gelagert werden. Die keimfeste Sorte wird speziell für die Industrie angebaut.
Besonders der Transportweg für die Kartoffeln schlägt auf die Ökobilanz. Deshalb kommen sie im Fall der Pommes-Bude in Osnabrück von einem Bauern aus der Region: Alle zwei Wochen werden rund 8.000 Kilo Bio-Kartoffeln geliefert. Gelagert werden die Knollen im Keller, denn im Dunkeln und bei circa. acht Grad halten sie sich am besten. Zusätzlich spart sich der Laden so den Strom für ein Kühlhaus.
In der Zubereitung der Pommes wird die Schale mitverwertet. Frisch geschnitten landen die Kartoffeln in der Fritteuse und werden zweimal frittiert, einmal bei rund 140 Grad und dann bei 170. Die Fritteuse bleibt pro Tag bis zu 7 Stunden heiß. Bei maximaler Auslastung verbraucht sie 34 Kilowatt pro Stunde. Zum Vergleich: ein Backofen verbraucht pro Stunde durchschnittlich ein Kilowatt. Geschätzt beträgt der Energieverbrauch hier 164 Kilowatt am Tag für rund 150 Kilo Pommes.
Für das Frittieren der Kartoffelstifte werden große Mengen Öl verwendet: 25 Liter passen in eine Frittier-Wanne. In der Imbiss-Bude wird eine Mischung aus deutschem Raps- und Sonnenblumenöl genutzt. Bio-Öl wäre noch besser. Nach dem Benutzen kann das Öl recycelt und zu Bio-Diesel weiterverarbeitet werden. Zu klein geratene Pommes kommen allerdings in den Müll – nicht sehr nachhaltig.
Herstellung von Tiefkühl-Pommes
Rund 500 000 Tonnen Tiefkühl-Pommes werden jährlich in Deutschland produziert. In den Fabriken können zu kleine Kartoffeln aussortiert und oft zu Kartoffelpuffer oder Püree weiterverarbeitet werden. Die Pommes werden in Öl vorfrittiert und unter hohem Energieaufwand schockgefrostet. Dann werden sie tiefgekühlt zu den Supermärkten transportiert. Woher die Kartoffeln für die Tiefkühlprodukte allerdings stammen, muss nicht auf der Packung angegeben werden.
Wenn die Lagerbestände an Kartoffeln aus Deutschland abnehmen, importieren viele Hersteller ihre Ware aus Ländern wie Ägypten per Schiff. Dabei ist nicht nur der lange Transportweg ein Problem: Der Wasserbedarf für den Anbau ägyptischer Kartoffeln ist laut Umweltbundesamt fast viermal so hoch, wie in Deutschland, weil es dort wärmer ist. Außerdem gibt es in Ägypten bereits Wasserknappheit.
Einige Hersteller schreiben auf ihre Tiefkühl-Pommes, dass sie deutsche Kartoffeln verwenden. Als Verbraucher kann man auf das Bio-Siegel achten: Laut EU-Öko-Verordnung müssen bei zertifizierten Produkten mindestens 95% der Zutaten aus Bio-Anbau stammen. Daher kann man sich sicher sein, dass sowohl die Kartoffeln als auch das Öl aus nachhaltigem Anbau kommen.
Gehen Pommes selbstgemacht nachhaltiger?
Wer Pommes zu Hause selbst macht, kann sich bei den Kartoffeln und dem Öl für Bio-Zutaten entscheiden. Im Gegensatz zu den in plastikverpackten Tiefkühl-Pommes können ganze Kartoffeln im Supermarkt häufig auch unverpackt eingekauft werden. Damit die Pommes knackig werden und ihre Form behalten, kann man die Kartoffelstifte zwei Minuten mit einem Schuss Essig im Wasser vorkochen. Hier kann man darauf achten, Energie und Wasser zu sparen: Einfach den Topf beim Vorkochen nicht so voll machen und einen Deckel benutzen. Beim Backen spielen die Temperatur und die Backzeit für dem Stromverbrauch eine Rolle.
CO2-Fußabdruck: Tiefkühlprodukte, Pommes aus der Bio-Imbiss-Bude und selbstgemachte im Vergleich
Sven Gärtner vom Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg hat an einer großen Ökobilanzstudie über Pommes mitgewirkt. Für uns hat er den CO2-Fußabdruck von Tiefkühl- und selbstgemachten Pommes berechnet: Also wie viel Klimagase entstehen – vom Kartoffelanbau, über die Herstellung bis hin zum fertigen Teller. Den IFEU-Berechnungen zufolge haben unsere selbstgemachten Pommes pro Kilo einen Fußabdruck von 1,7 Kilogramm CO2-Äquivalenten, durchschnittliche Tiefkühl-Pommes kommen auf 1,9 Kilo CO2-Äquivalente. Pommes aus der Imbiss-Bude schneiden beidem gegenüber besser ab: Sie werden nicht tiefgekühlt und der Energieverbrauch pro Kilo Pommes ist geringer, weil dort große Mengen verarbeitet werden.
Gegenüber der energieaufwendigen Produktion von Tiefkühl-Pommes fällt der Energieaufwand des heimischen Backofens für verhältnismäßig kleine Mengen selbstgemachter Pommes also kaum ins Gewicht. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten lohnt es sich also, Pommes selbst zu machen. Und besser schmecken dürfte es meistens auch.