Voll im Trend und wenige Wochen später schon wieder Schnee von gestern - Kleidung ist nicht nur in der Modewelt schnell wieder veraltet, auch in unserem Kleiderschrank wird das ein oder andere Stück schneller weggeworfen als nötig. Fast Fashion dominiert den Markt schon lange. Aber was ist das Problem hinter Fast Fashion und bringen neue Modekonzepte Fortschritt für Umwelt und Mensch?
Fast Fashion dominiert die Modewelt
Viele Kollektionen, viel Konsum und viel Abfall - so zeichnet sich Fast Fashion aus. In diesem Geschäftsmodell wird Kleidung schnell und billig produziert, um sie genauso günstig und schnell verkaufen zu können. Die niedrigen Preise und die große Auswahl dank ständig wechselnder Kollektionen stellen für die Konsumenten und Konsumentinnen immer neue Kaufanreize dar. Deutsche Verbraucher und Verbraucherinnen kauften laut einem Greenpeace-Report im Jahr 2017 durchschnittlich 60 Kleidungsstücke pro Jahr, trugen diese jedoch nicht mehr so häufig wie vor 15 Jahren.
Ab dem Jahr 2000 verzeichnete die Modewelt nach Angaben des Reports "A new textiles economy: Redesigning fashion’s future" einen Fast-Fashion-Boom: Die Bekleidungsproduktion hat sich allein von 2000 bis 2014 verdoppelt. So wurden 2014 etwa 100 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert. Nicht nur die Fast-Fashion-Branche hat seither stark expandiert, sondern auch ihre Auswirkungen auf die Umwelt. Mit Beginn des Fast-Fashion-Booms wurde gemäß Greenpeace eine starke Zunahme des Polyester-Bedarfs verzeichnet. Dieser steigt von Jahr zu Jahr tonnenweise, denn die billige Kunstfaser ist zu 60 Prozent in unserer Kleidung enthalten. Auch die Chemikaliennutzung, die Gewässerverschmutzung, der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zeigen seither bedauerliche Veränderungen.
Neben den Schattenseiten für die Umwelt werden auch Nachteile für den Menschen deutlich. Zu den wichtigsten Herkunftsländern für Bekleidungsimporte nach Deutschland zählten 2016 die Länder China, Bangladesch und Türkei. Im Herstellungsprozess leiden unter anderem die Menschen, die die Baumwolle anbauen und später die Kleidung nähen - darunter auch Kinder. Allein in Asien, dem Hauptexporteur für Textilien, arbeiten insgesamt 62 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen.
Fair Fashion - Die Zukunft der Modewelt?
Insbesondere seit einigen Jahren etablieren sich jedoch auch immer mehr Gegenbewegungen zur Fast-Fashion-Maschinerie. So bezeichnet der Ansatz Fair Fashion langlebige Kleidungsstücke aus einer umweltschonenden Herstellung. Auch auf angemessene Löhne und gute Arbeitsbedingungen soll bei Fair Fashion geachtet werden. Ein geschützter Begriff ist Fair Fashion allerdings nicht.
Die nachhaltigere Textilherstellung ist eine Alternative, die weniger auf Kosten der Umwelt und am Produktionsprozess beteiligter Menschen geht, jedoch für die Kundinnen und Kunden zu höheren Preisen führt. Wer sich nachhaltig kleiden möchte, ohne aber viel Geld auszugeben, findet diese Möglichkeit in Vintage- oder Second-Hand-Läden, die oft auch faire Mode anbieten.
Nicht nur Umweltstandards und faire Arbeitsbedingungen zeichnen Fair Fashion aus. Auch die Langlebigkeit der Textilien ist für Fair Fashion ausschlaggebend. Zudem nutzt der Fair-Fashion-Ansatz alternative Fasern, um auf synthetisch oder toxisch gefärbte Stoffe zu verzichten.
Der "European Fashion Report 2021" vom Marktforschungsinstitut YouGov hat zehn europäische Märkte zum Thema nachhaltiges Mode-Shopping befragt. Was hierbei deutlich wird: Am meisten wird beim Kleidungskauf auf Preis, Qualität und Passform geachtet. 42 Prozent der Europäerinnen und Europäer sehen es zudem als sehr wichtig an, ethische und nachhaltige Kleidung zu konsumieren. Ein Blick auf Deutschland: 60 Prozent der deutschen Studienteilnehmenden gaben an, dass sie versuchen, Kleidung nur von sozial und ökologisch verantwortlichen Unternehmen zu kaufen.
Es gibt verschiedene Konzepte in der Textilbranche, die einen Nachhaltigkeitsansatz verfolgen. Aber wie wirksam sind diese? Und wir erkennen wir nachhaltige Kleidung?
Nachhaltige Mode – aber wie?
Eine Möglichkeit, die Modewelt nachhaltiger zu gestalten, ist das Recycling von Plastik zu Kleidung. Der Gedanke dabei ist, bestehende Ressourcen weiterzuverarbeiten und nachhaltig zu nutzen. Jedoch gibt es auch hier Schattenseiten. Beispielsweise ist nicht immer klar erkennbar, woher das verarbeitete Plastik stammt und auch die Aufbereitung ist mit hohem Energieverbrauch verbunden.
Eine weitere Basis für umweltfreundlichere Mode ist die Verwendung nachhaltiger Baumwolle. Denn Baumwolle ist zwar eine Naturfaser, doch ihre Gewinnung steht mit Insektizid-, Pestizidnutzung und hohem Wasserverbrauch in Verbindung. Der Anbau von Bio-Baumwolle verbraucht hingegen weniger Wasser und der Einsatz von Pestiziden ist verboten. Erkennbar ist die Bio-Baumwolle an den entsprechenden Siegeln. Zu beachten ist jedoch, dass etwa im Jahr 2017 nur ungefähr 15 Prozent der weltweit angebauten Baumwolle als nachhaltig produziert galt. Zudem gilt ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle nicht direkt als Klimaretter. Denn auch in diesem Fall können bei der Weiterverarbeitung Chemikalien anfallen.
Kleines Siegel, große Wirkung
Um beim Kauf von Kleidung auf nachhaltige Produktionsweisen zu achten, bieten sich Siegel an. Diese zeigen, ob bestimmte Richtlinien bei der Herstellung des Produkts eingehalten wurden. Zu den bekanntesten Siegeln zählen GOTS (Global Organic Textile Standard), Blauer Engel, Grüner Knopf, Fairtrade und Fair Wear Foundation. Auf siegelklarheit.de finden Verbraucher und Verbraucherinnen Informationen zu einzelnen Siegeln.
Aber Vorsicht bei hauseigenen Siegeln: Große Modelabel nutzen meist auch eigene Nachhaltigkeitslabel, bei denen aber oftmals nicht klar erkennbar ist, was sich dahinter verbirgt.
Fazit
Fast Fashion dominiert zwar noch immer die Modewelt aber Fair Fashion kommt immer mehr in den Trend. Ob durch Recycling von Plastik, der Herstellung von Bio-Baumwolle oder durch alternative Fasern - nachhaltige Ansätze rücken immer mehr in den Vordergrund. In der Textilbranche kann sich noch vieles ändern und jeder von uns kann einen kleinen Teil dazu beitragen, indem wir auf die Langlebigkeit unserer Kleidung achten, beim Kauf von neuen Produkten auf Siegel schauen und Vintage-, Second-Hand-Läden sowie nachhaltige Kollektionen unterstützen.