In Walnusskernen finden sich immer wieder Rückstände von Schimmelpilzgiften. Auch ein ranziger Geschmack und eine mehlige Konsistenz können den Walnuss-Genuss mindern. Wie findet man also eine gute Walnuss - und was muss man dafür zahlen? Wir haben in Discountern, Super- und Biomärkten diverse Produkte eingekauft und wollen wissen, ob die Kerne in Geschmack und Qualität überzeugen können.
Preisunterschied von 20 Euro pro Kilogramm Walnüsse
Neun verschiedene Walnuss-Packungen wurden für die Stichprobe ausgewählt, darunter die Eigenmarken von Edeka und von den Discountern Lidl, Aldi Nord, Aldi Süd für jeweils 12,45 Euro pro Kilo. Die Bio-Eigenmarken von Rossmann und Dm sind mit rund 11 Euro günstiger. Daneben noch Produkte von Rapunzel, Seeberger und Kluth. Hier kostet das Kilo jeweils um die 30 Euro. Alle Stichproben werden auf Keime, Schimmelpilze und Sporen untersucht.
Herkunft und Transportwege nicht nachvollziehbar
Was sofort auffällt: Nur drei Hersteller - Kluth, Seeberger und Aldi Nord mit Trader Joe's – deklarieren die Herkunft ihrer Nüsse genau. Die meisten lassen die Verbraucher im Unklaren darüber, woher die Ware kommt. Denn obwohl Walnüsse auch in Deutschland heimisch sind, werden Walnusskerne aus bis zu 9.000 Kilometern entfernten Anbaugebieten importiert. Hauptexporteur mit zwei Dritteln der auf dem Weltmarkt gehandelten Nüsse: Die USA mit großen Anbaugebieten in Kalifornien.
Auf insgesamt 150.000 Hektar Fläche werden dort Walnüsse angebaut. Deutschland gehört zu den wichtigsten Absatzmärkten der Farmer, allein im vergangenen Erntejahr landeten mehr als 31.000 Tonnen Walnusskerne aus den USA auf deutschen Tellern. Die meisten Käufer wissen das nicht.
Fehlende Kennzeichnung bei Walnüssen?
Und das, obwohl Verbrauchern das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger werde, meint Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale. Dazu gehörten auch Transportwege. „Genau deshalb ist es überhaupt nicht sinnvoll, dass Walnusskerne nicht mit ihrem Herkunftsland gekennzeichnet werden müssen, wenn sie ohne Schale verkauft werden“, so Schautz. Sie meint, dass die Hersteller dies dann wenigstens freiwillig tun sollten.
Denn teilweise werden die Nüsse laut Schautz auch in warm-feuchten Regionen angebaut. Dort gebe es aber oft bei idealen Bedingungen ein erhöhtes Aufkommen an Schimmelpilzen. Auch Walnüsse seien deshalb immer wieder von Schimmelpilzen befallen.
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Schimmelpilzgehalt bei Bio kann höher sein
Besonders gefährlich sind Aflatoxine, erläutert die Ernährungsexpertin. Diese Giftstoffe werden von Schimmelpilzen gebildet und können in hohen Dosen Leber oder Niere akut schädigen.
Weil man diese Aflatoxine weder sehen noch schmecken kann, werden die Nüsse im Labor auch darauf untersucht.
Die Laborergebnisse zeigen, dass keine der Proben das gesundheitsgefährdende Aflatoxin enthielt. Interessant: Das Bioprodukt von Dm schneidet bei den Werten für Schimmelpilze und Keime am schlechtesten ab. Die Werte liegen allerdings immer noch unter den zulässigen Grenzwerten. Der Drogeriemarkt gibt zu bedenken, dass Walnüsse ein unverarbeitetes Naturprodukt seien, das keinem Erhitzungsprozess unterliege, der die Keimzahlen reduzieren könne.
Das bestätigt auch Britta Schautz. Generell können ihrer Meinung nach Schimmelpilzgehalte in Bioprodukten etwas höher sein als bei konventionellen Produkten. Denn wer konventionelle Produkte anbaue, dürfe deutlich mehr Pestizide einsetzen, die zum Beispiel auch gegen Schimmelpilze wirken. Deshalb sind die Werte dort häufig niedriger als bei Bioprodukten. Gesundheitsgefährdend sei das Bioprodukt aber trotzdem nicht.
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Teuer heißt nicht unbedingt besser
Den besten Eindruck hinterlässt die Eigenmarke von Aldi Nord, hier gab es eine geringe Gesamtkeimzahl. „Das zeigt sehr deutlich, dass ich nicht unbedingt ein teures Premiumprodukt kaufen muss“, so das Fazit von Britta Schautz. Auch ein Discounterprodukt habe tolle Werte und schmecke wahrscheinlich genauso gut. Die Laborergebnisse belegen, dass gute Walnusskerne nicht teuer sein müssen.
Viel ranziger Geschmack und ein Testsieger
Neben den richtigen Laborwerten geht es bei Walnüssen aber natürlich auch um den richtigen Geschmack. Vivian Böllersen betreibt seit mehr als zehn Jahren die einzige Walnuss-Meisterei in Brandenburg. Benno Hübel ist Geschäftsführer der Berliner Pralinenmanufaktur Sawade. Gemeinsam testen sie die Stichproben auf Geschmack, Geruch und Konsistenz.
Ihnen ist wichtig, dass die Walnüsse frisch schmecken, sie sollen nicht muffig oder brüchig sein. Außerdem gut: eine schöne Farbe. Beim Test schmecken sie deshalb nicht nur genau, sondern schauen auch genau hin. In manchen Produkten finden sich auffällig viele Walnusskerne mit Schadstellen, auch die Größen variieren stark. Dunkle Verfärbungen gibt es immer wieder - und ranzige Geruchsnoten. Unterschiedliche Farben und Größen könnten auf einen Mix verschiedener Ernten hinweisen. Viel Bruch ist nicht so schön anzusehen, schmälert aber nicht den Geschmack.
Das Fazit der Tester: „Insgesamt war das alles ziemliches Mittelmaß.“ Gefunden haben sie fade Nüsse, ranzige Kerne, bittere Geschmacksnoten. „Da war jetzt keiner, der uns völlig vom Hocker gerissen hat.“ Die Geschmackstester sind sich dennoch einig: Den besten Geschmack und Biss haben die Walnusskerne von Aldi-Nord. Damit stimmen sie in ihrem Urteil mit den Wissenschaftlern im Labor überein.