Im Urlaub oder lediglich mal abends außer Haus – Überwachungskameras sollen die ideale Sicherheitslösung für das Eigenheim sein. Experte Christian Prinz vom Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz kennt sich mit Einbrüchen aus und sieht in einer Kameraüberwachung eine gute Möglichkeit, für mehr Sicherheit zu sorgen.
Empfehlungen vom Experten: Sicherheitslücken im Eigenheim
Bereiche wie Garten und Terrasse sind bei Einbrüchen besonders gefährdet, so der Präventionsexperte Christian Prinz. Entscheidend für den Einsatz von Sicherheitskameras im Außenbereich sind die Zugänge.
Überwachungskameras sollten besonders an der Hauseingangstür, an Seiteneingängen, Kellerabgängen, in rückwärtigen Bereichen oder im Gartenraum platziert werden.
Für mehr Sicherheit vor Einbrüchen bietet das zuständige Polizeipräsidium für Personen mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz eine kostenlose Einbruchschutzberatung an.
Überwachungskameras im Check
Die Erkennung von Bewegungen, ein Nachtsichtmodus und gute Videoaufnahmen – die Testgeräte bieten viel. Doch halten die Überwachungskameras ihre Versprechen auch? Wir schauen uns jeweils drei Modelle für den Außen- und den Innenbereich genauer an.
Videokameras für draußen
Um herauszufinden, was Überwachungskameras können, haben wir Modelle verschiedener Hersteller überprüft.
Diese Produkte haben wir für den Außenbereich getestet:
- die Reolink Argus Eco für 69,99 Euro
- etwas teurer die EZVIZ CB3 für 79,99 Euro
- Outdoor Camera Battery der Amazon-Tochter Ring für knapp 100 Euro
Alle Kameras werden per Akku mit Strom versorgt.
Erster Check: Die Installation der Überwachungskameras
Die Kamera von Reolink überzeugte bei der Montage, ist aber weniger intuitiv zu bedienen als die anderen Modelle in unserem Test. Die Inbetriebnahme und die Kopplung mit dem WLAN bereiteten Schwierigkeiten beim Start.
Die Videokamera von EZVIZ war beim Setup einfacher. Und auch die Kamera von Ring überzeugte durch eine gut verständliche Anleitung für die ersten Schritte.
Labortest: Wie zuverlässig starten Außenkameras bei Bewegung eine Aufnahme?
Im Labor und im Praxis-Check benötigte die Reolink etwas länger, um nach einer Bewegungserkennung die Aufnahme zu starten. Experte Gunter Mößinger von der HTV Halbleiter-Test & Vertriebs-GmbH in Bensheim bestätigt, dass potenzielle Eindringlinge nahe an die Reolink-Kamera heranlaufen können, bis diese auslöst und die Aufzeichnung beginnt.
Funktionstest bei Nacht
Im Nachtsicht-Test konnte die Ring-Kamera von Amazon überzeugen. Sie erkannte Bewegungen bereits in einer Entfernung von zwölf Metern. Reolink Argus Eco und EZVIZ CB3 reagierten deutlich später, erst bei sieben Metern Entfernung.
Einbruchschutz So schützen Sie sich vor Einbrüchen
Ein Einbruch in die eigenen vier Wände ist für viele Menschen ein großer Schock. Die Verletzung der Privatsphäre, das verlorengegangene Sicherheitsgefühl oder auch schwerwiegende psychische Folgen, die nach einem Einbruch auftreten können, sind für die Betroffenen meist schlimmer als der rein materielle Schaden.
Videoüberwachung mit Haustieren
Alle Kameras können auf "nur Personenerkennung" eingestellt werden. Dies ist besonders wichtig für Besitzer von Hunden oder Katzen, die selbstständig aus dem Haus oder der Wohnung ein- und ausgehen können.
In diesem Test konnte allerdings nur die Ring-Kamera zuverlässig einen Menschen erkennen und dann die Aufzeichnung starten. EZVIZ und Reolink konnten hier nicht überzeugen.
Fazit bei den Außenkameras
Die günstige Reolink konnte weder im Labor noch im Praxis-Check überzeugen. In der Bedienung ist besonders die Kamera von EZVIZ positiv aufgefallen. Im Labor zeigte sie aber Schwächen.
Gut im Labor und in der Praxis: die Kamera von Ring. Im Akkubetrieb schafften es alle Modelle, etwa zehn Stunden dauerhaft aufzuzeichnen.
Überwachungskameras für Innen
Diese Produkte haben wir für den Innenbereich getestet:
- die Tapo C125 für 49,90 Euro
- mehr als doppelt so teuer: die Arlo Essential 2K Indoor Camera 109,99 Euro
- das teuerste Modell im Test: die Bosch Eyes Innenkamera II 259,95 Euro
Betrieb der Sicherheitskameras in der Wohnung
Mit den Kameras von Tapo und Arlo funktionierten die ersten Schritte reibungslos. Tapo überzeugte zudem durch einen besonders schwenkbaren Kopf, mit dem sich ihre Position leicht einstellen lässt.
Die Kameralinse der Bosch hatte den größten Blickwinkel im Test. Doch die Installation benötigte, wegen eines langen Updates, viel Zeit. Auf unsere Nachfrage erklärt der Hersteller Bosch: "Der gesamte Prozess – von der Prüfung über den Download bis zur Installation – dauert ungefähr 20 bis 25 Minuten und gewährleistet maximale Aktualität und Sicherheit."
Erster Test: Einbruch bei Nacht
In unserem Praxis-Check lösten alle Kameras bei Nacht einen Alarm aus. Beim teuersten Modell von Bosch kam es dabei allerdings immer wieder zum Absturz der App.
Auf Nachfrage beim Hersteller heißt es, man habe das beschriebene Szenario intern unter Android und iOS getestet, den Fehler aber nicht reproduzieren können.
Reaktionszeit der Innenraumkameras
Alle getesteten Überwachungskameras für Innen werden über Kabel mit Strom versorgt und können somit dauerhaft Bilder aufnehmen - im Gegensatz zu Außenkameras mit Akku, die erst nach einigen Sekunden mit der Aufzeichnung beginnen. Mit einer Überwachungskamera im Innenbereich kann also ein Einbrecher im Ernstfall frühzeitiger erkannt werden.
Kameras in der Wohnung: Ergebnisse des Labortests
Die Personenerkennung lief bei allen Testgeräten ohne Ausfälle. Bei der Nachtsicht konnten die Marken Bosch und Arlo überzeugen. Die Kamera von Tapo fiel hier deutlich ab.
Fazit des Tests der Innenraumkameras
Bosch überzeugte bei den Überwachungskameras für drinnen mit einem guten Laborergebnis, hatte jedoch eine zeitintensive Inbetriebnahme und eine wackelige App beim Alarm.
Die Kamera von Tapo hatte Schwächen im Labor, konnte aber im Praxistest punkten. Das Gerät von Arlo überzeugte sowohl im Labor als auch in der Praxis.
Tipp vom Experten: Zusätzliche Schutzmaßnahmen
Um zu verhindern, dass Einbrecher tatsächlich ins Haus kommen, sollten neben Kameras weitere Maßnahmen als Einbruchschutz eingesetzt werden. "Einen Einbruch verhindern kann man durch die Aufrüstung der Mechanik. Es gibt zertifizierte Widerstandsklassen. Bei ordnungsgemäßer Anwendung hat man hier den Schutz, um einen Täter lange genug auszusperren, sodass er nicht reinkommt," empfiehlt Christian Prinz vom Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz.
Überwachungskameras sind vor allem eine Ergänzung zum Einbruchschutz. Wird beides kombiniert, ist man meist gut gewappnet.