Immer teurer: Die steigenden Kfz-Versicherungsbeiträge ärgern viele Autofahrerinnen und Autofahrer. 2023 stieg die Prämie für die Kfz-Haftpflicht im Schnitt um 25 Prozent. Und sie soll nochmals knapp zehn Prozent teurer werden.
Da erscheinen so genannte Telematik-Tarife attraktiv. Lässt sich damit doch unter Umständen einiges an Geld sparen?
Telematik-Tarif - was ist das?
Telematik-Tarife werden von manchen Kfz-Versicherern als zusätzlicher Baustein zur Kfz-Versicherung angeboten. Kunden können dabei Rabatte erzielen. Manche Autoversicherungen bieten auch einen Einstiegsrabatt von fünf bis zehn Prozent dafür an, dass man den Tarif nutzt.
Telematik an sich bezeichnet die Kombination aus Telekommunikation und Informatik. Telematik ist dabei eine Technologie, mit der Fahrdaten erfasst, gesammelt, übermittelt und analysiert werden können.
Im Rahmen der Autoversicherung bedeutet es, dass Autofahrerinnen und Autofahrer ständig ihre Fahrdaten mittels App, einem im Auto zusätzlich platzierten Sensor oder einer im Auto extra dafür installierten Box - meist unter dem Sitz oder im Handschuhfach - an die Versicherung weiterleiten.
Ermittelt wird dabei das genaue Fahrverhalten. Also:
- das Bremsverhalten,
- die Beschleunigung,
- das Tempo,
- das Kurvenfahrverhalten,
- der Fahrtzeitpunkt und
- die Fahrdauer.
Die Versicherer sammeln und analysieren diese Fahrdaten - mittels GPS/Mobilfunknetz und mithilfe eines Dienstleisters - und belohnen die Kunden, die umsichtig fahren, mit Rabatten.
Durch defensives Fahren sammeln Kunden Bonuspunkte.
Was bringt ein Telematik-Tarif den Kunden?
Je mehr Bonuspunkte man sammelt, desto höher der Rabatt bei der Autoversicherung, desto mehr Geld lässt sich also sparen. Das können, je nach Vertrag, ein paar Hundert Euro sein - meist aber höchstens 30 Prozent des Beitrags. Die Ersparnis wirkt sich aus, indem sich der Versicherungsbeitrag im darauffolgenden Jahr entsprechend reduziert.
Autofahrerinnen und Autofahrer sollen damit überdies ihr eigenes Fahrverhalten reflektieren und verbessern können.
2025 wohl steigende Preise Bei der Autoversicherung sparen: Es muss nicht immer der Wechsel sein
Der Stichtag für einen Wechsel der Kfz-Versicherung rückt für viele näher. Um Geld zu sparen, lohnt es sich allerdings auch, bei der eigenen Versicherung nachzuhaken.
Was haben Autoversicherungen von Telematik-Tarifen?
Ziel der Versicherungen ist, dass Kunden insgesamt risikoärmer fahren. Marktführer unter den Anbietern ist mit großem Abstand die HUK-Coburg. Fast die Hälfte aller Telematik-Kunden sind hier versichert.
Das Unternehmen macht kein Geheimnis daraus, dass auch die Versicherer von diesem Tarif-Baustein profitieren können. Denn: Je weniger Unfälle, desto weniger muss der Versicherer regulieren.
Michael Müller von der HUK-Coburg: „Natürlich erhoffen wir uns einen gewissen Effekt, dass das Fahrverhalten sich nachhaltig verändert und damit auch weniger Schadenfälle eintreten. Jeder Schadenfall, der weniger eintritt, ist für uns tatsächlich vorteilhaft.“
Geld sparen mit Telematik-Tarifen - so gehts
Telematik-Tarife sind eine Ergänzung zur Kfz-Versicherung, die von manchen Versicherern angeboten werden. Im Prinzip fährt dabei die Versicherung virtuell im Auto mit und bewertet - wie ein Fahrlehrer - permanent das Fahrverhalten.
Nur, dass in diesem Fall niemand mit im Auto sitzt, sondern eine App, ein im Fahrzeug deponierter Sensor oder eine eigens dafür eingebaute Box durch GPS/das Mobilfunknetz ständig die Fahrdaten mittels eines Dienstleisters an den Versicherer übermittelt.
Wer umsichtig fährt, wird dabei belohnt. Dazu sammeln die Kunden während der Fahrt Bonuspunkte für umsichtiges Fahren.
Die können sie durch "Fehlverhalten" am Steuer aber unter Umständen auch wieder verlieren. Und bei einigen Versicherungen erhöht sich der Versicherungsbeitrag sogar, wenn man aus Sicht der Versicherung risikoreich gefahren ist.
Konkret sieht das Punktesammeln so aus:
- Tempo: Wer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, sammelt Punkte.
- Beschleunigung: Wer häufig stark beschleunigt, wird als aggressiver Fahrer gewertet und verliert unter Umständen Punkte. Das Telematik-System soll tatsächlich unterscheiden können, ob man sinnvollerweise beschleunigt, weil man auf der Autobahn ein langsames Auto überholt oder nur, um noch schnell bei gelb über die Ampel zu kommen.
- Bremsverhalten: Wer beispielsweise vor einem Kreisverkehr stark abbremst, statt durch Runterschalten zu verlangsamen, verliert gegebenenfalls Punkte. Wer häufig stark abbremst, etwa im Stau oder Feierabendverkehr, wird als unachtsamer Fahrer gewertet.
- Kurvenverhalten: Wer zu schnell in die Kurve fährt, verliert womöglich Punkte.
- Fahrtzeitpunkt: Bei Dunkelheit fahren und viel innerorts unterwegs sein wird schlechter bewertet - weil rein statistisch risikoreicher - als außerorts und bei Tageslicht zu fahren.
- Smartphone-Nutzung: Wer sein Smartphone während der Fahrt nutzt, verliert möglicherweise Punkte.
Letztlich gilt es also, sein Fahrverhalten entsprechend anzupassen, um die Versicherungskosten zu reduzieren.
Die Nachteile von Telematik-Tarifen
Ob ein Telematik-Tarif infrage kommt, sollten Autofahrer genau prüfen, denn es gibt auch Schattenseiten:
- Gläserne Autofahrer - Fahrdaten werden umfassend registriert, gesammelt und analysiert. Das geschieht meist zwar unter hohem Datenschutz, hier lohnt aber auf alle Fälle ein Blick in die Datenschutzbestimmungen der Anbieter.
- Möglich ist auch, je nach Tarif, dass durch riskantes Fahrverhalten die Versicherungsbeiträge höher ausfallen.
- Überdies verbrauchen Telematik-Apps Datenvolumen und viel Akku beim Handy.
- Es werden meist nur Fahrten berücksichtigt, bei denen eine GPS-Verbindung besteht.
- Wer am Steuer sitzt, spielt dabei keine Rolle.
Für wen sind Telematik-Tarife interessant?
Besonders Fahranfänger mit hohen Prämien oder Fahrzeughalterinnen und Fahrzeughalter mit einem hohen Beitragssatz können von Telematik-Tarifen profitieren.
Für Fahrerinnen und Fahrer, die viel innerorts und während des Berufsverkehrs oder viele bei Dunkelheit unterwegs sind, kann sich ein solcher Telematik-Tarif je nach Anbieter nachteilig auswirken.
Auch wer schon einen niedrigen Beitrag zahlt, hat durch einen Telematik-Tarif je nach Versicherer eventuell Nachteile.