Bekleidung

Wie gut ist Merino-Funktionswäsche?

Stand
Autor/in
Judith Schaller / WDR Markt, 13.11.2024
Redakteur/in
Anne Kynast / WDR

Funktionsshirts aus Merino sollen eine optimale Wärmeregulation haben und geruchsneutral sein. Aber wie sieht es mit der Haltung der Tiere und den Schadstoffen aus?

Gerade in den kalten Jahreszeiten ist sie immer beliebter: die Kleidung aus Merinowolle. Egal, ob beim Wandern, beim Skifahren oder einfach so.

Merinowolle: Atmungsaktiv, geruchsneutral - und voller Schadstoffe?

Die feinen Fasern der Merinowolle sollen gerade bei Funktionswäsche sowohl gegen Frösteln als auch gegen Schwitzen helfen, weil sie sowohl atmungsaktiv als auch schnell trocknend sein sollen. Zu häufiges Waschen schadet der Wolle eher. Lüften reicht oftmals aus, damit die Shirts nicht riechen.

Allerdings: Auf dem langen Produktionsweg kommen Pestizide, Färbe- und Konservierungsmittel auf das Naturprodukt. Deshalb die Frage: Sind Schadstoffe in dem Naturprodukt zu finden?

Diese Produkte sind in unserer Stichprobe:

  • Icebreaker: Merino 200 Oasis Thermo-Langarmshirt mit Rundhalsausschnitt, 99,95 €
  • Forclaz  (Decathlon): Merinoshirt langarm - MT500, 49,99 €
  • Löffler: Shirts L/S Transtex® Merino, 89,99 €
  • Fjällräven: Bergtagen Thinwool, 109,95 €
  • Engelbert - Strauss: Longsleeve Merino, 53,43 €
Sportler tragen verschiedene Produkte aus Merino-Wolle. Funktionsshirts aus Merino sollen eine optimale Wärmeregulation haben und geruchsneutral sein. Aber wie sieht es bei der Haltung der Tiere und Schadstoffen aus?

Alle Shirts sind aus der Kollektion 2024 und sowohl für Frauen als auch für Männer zu erhalten.

Fitnesstrainer und -trainerinnen checken die Shirts in der Praxis

Alle fünf Tester arbeiten beim sogenannten Bootcamp. Dort geben sie Fitnesskurse im Freien - egal bei welchem Wetter. Die Trainer sind immer draußen. Sie tragen für uns die Merinoshirts 14 Tage lang. Beim Training, aber auch in der Freizeit. Zudem sollen sie die Kleidung nicht waschen – nur lüften.

Am Ende sollen sie die Shirts mit Schulnoten nach folgenden Kriterien bewerten:

  • Tragekomfort
  • Wärmeregulierung
  • Geruch
  • Qualität

Tragekomfort

Die Sportler fühlen sich, nach anfänglicher Skepsis, in den Shirts wohl. Sie sind weich und kratzen nicht. Auch die Nähte sind angenehm an der Haut. Einzige Ausnahme: Das Shirt von Icebreaker. Der Fitnesstrainer findet es nach mehrmaligem Tragen unangenehm auf der Haut.

Wärmeregulierung

Der Schweiß wird sehr gut bei den Merinoshirts von Löffler und Fjällräven abtransportiert. Mit den Shirts frieren unsere Tester nicht, auch nachdem sie geschwitzt haben. Decathlon und Icebreaker sind gut. Einzig das Funktionsshirt von Engelbert Strauss ist unserer Testerin zu warm.

Geruch

Hier waren die Fitnesstrainer aufgefordert die Funktionsshirts nicht zu waschen, sondern ausschließlich zu lüften. Auch wenn das Kleidungsstück von Decathlon nicht unangenehm nach Schweiß gerochen hat, so hat es doch den Körpergeruch des Testers angenommen. Deshalb die Note „befriedigend“. Alle anderen Shirts schnitten in diese Kategorie mit „sehr gut“ ab. Icebreaker bekam ein „gut“.

Qualität

Mit der Qualität sollten die Trainer bewerten, ob die Kleidung ausleiert, sie Löcher bekommen hat oder ähnliches. Die Qualität wurde von den Fitnesstrainern durchweg als sehr gut eingeschätzt. Nur in einem Fall – bei dem Shirt von Decathlon – war der Trainer mit der Qualität im Praxischeck nicht zufrieden.

So ergibt sich, dass am Ende das Merinoshirt von Decathlon am schlechtesten, mit „befriedigend“ bewertet wurde. Gefolgt von Icebreaker und Strauss mit einem „gut“. Am besten schnitten bei unseren Fitnesstrainern die Shirts von Löffler und Fjällräven ab.

Das Bild zeigt eine Tabelle, in der die Qualität verschiedener Merino Produkte beurteilt wird. Funktionsshirts aus Merino sollen eine optimale Wärmeregulation haben und geruchsneutral sein. Aber wie sieht es bei der Haltung der Tiere und Schadstoffen aus?

Tierquälerei bei Merinowolle

Merinowolle steht immer wieder in der Kritik von Tierschützern. Vor allem das sogenannte Mulesing sollte nach der Meinung von Tierschützerin Julia Zhorzel von Peta schon längst verboten sein. Der Hintergrund: Durch Züchtung haben die Tiere besonders viele Hautfalten. Dadurch liefern die Schafe mehr Wolle. Gleichzeitig sind sie aber auch anfälliger für Krankheiten, denn in den Hautfalten der Merinoschafe legen Fliegen gerne ihre Eier ab.

Die Maden fressen sich in die Haut der Schafe. Besonders am Hinterteil. Abhilfe soll das sogenannte Mulesing schaffen. Dabei werden den Tieren am Hinterteil große Fleischstücke weggeschnitten. Das glatte Narbengewebe soll verhindern, dass Fliegen dort ihre Eier ablegen.

Schafe stehen eng zusammen. Funktionsshirts aus Merino sollen eine optimale Wärmeregulation haben und geruchsneutral sein. Aber wie sieht es bei der Haltung der Tiere und Schadstoffen aus?

Eine grausame Prozedur die, laut Julia Zhorzel, noch bei 70 Prozent aller Merinoschafe in Australien angewandt wird. Australien ist weltweit der größte Exporteur von Merinowolle.

Auf unsere Nachfrage, wie und ob die Firmen aus unserer Stichprobe mulesing-freie Ware garantieren können, berufen sich alle auf Lable wie ZQ, RWS oder Abelusi.

Diese Lable garantieren zwar auf dem Papier Wolle ohne Beschneidung der Tiere, werden aber von Tierschützern auch als kritisch gesehen. Denn in ihren Augen werden Kontrollen zu selten durchgeführt und seien meistens angekündigt. Auch sei es fraglich, wer die Kontrollen durchführt.

Schadstoffe in Merino Wolle?

Bereits die Schafe werden mit Pestiziden behandelt, erklärt uns Julia Zhorzel. Die Wolle wird dann meist in China gewaschen, gefärbt und zu Garn verarbeitet. Auch da werden Chemikalien verwenden. Und nicht nur das: Auch beim Transport im Container werden Mittel benutzt, um die Merinoshirts zu ‚schützen‘ und die Wolle zu konservieren.

Labortest – Fahndung nach gefährlichen Schadstoffen 

Deshalb haben wir die Shirts ins Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens gegeben. Dort haben Chemiker die Wolle unter anderem auf Schwermetalle, Formaldehyd und Konservierungsmittel untersucht. Das Ergebnis: negativ - alle Proben waren frei von Schadstoffen.

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Redakteur/in
Anne Kynast / WDR