Landwirtschaft trifft SWR

Kommunikation ist der Schlüssel

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Ohne Protest-Traktoren, dafür aber mit Fragen, Kritik und Wünschen im Gepäck kamen am 27. Februar 50 Vertreter*innen aus den verschiedensten landwirtschaftlichen Verbänden ins SWR Funkhaus Baden-Baden. Von der Milchviehwirtschaft, über den Weinbau und die Forstwirtschaft bis hin zum Zuckerrübenanbau waren viele Sparten aus dem gesamten SWR Sendegebiet vertreten, konventionell genauso wie Bio, dazu Vertreter*innen aus der Professorenschaft der Uni Hohenheim und der Hochschule Nürtingen.

Andreas Jung, Sprecher „Land schafft Verbindung“ Rheinland-Pfalz
Andreas Jung, Sprecher „Land schafft Verbindung“ Rheinland-Pfalz: „Landwirtschaft hat den Auftrag das Land zu ernähren, der SWR zu informieren. Viele Verbraucher sind uninformiert und wissen nicht, warum wir auf die Straße gehen. Deshalb wünschen wir uns eine objektive Berichterstattung, wir kommen nicht in jeden Haushalt, aber ihr!“ Bild in Detailansicht öffnen
Charlotte Mark, Bund Badischer Landjugend
Charlotte Mark, Bund Badischer Landjugend: „Journalismus stellt für mich eine Brücke zwischen Landwirtschaft und Verbraucher dar, von der Veranstaltung erhoffe ich mir mehr Verständnis für die jeweilige Arbeit was in Zukunft zu einer besseren Zusammenarbeit führen kann.“ Bild in Detailansicht öffnen
Stefan Lehmann, Bundesverband deutscher Milchviehhalter; Mitglied im Bundesvorstand und Milchbauer in Oberharmersbach
Stefan Lehmann, Bundesverband deutscher Milchviehhalter; Mitglied im Bundesvorstand und Milchbauer in Oberharmersbach: „Reportagen und Berichterstattung sind sehr gut, aber es werden immer nur Probleme thematisiert. Wir haben auch Lösungsvorschläge. Wir sind Unternehmer und wollen uns den Märkten stellen und sie gestalten. Darüber sollte viel mehr berichtet werden.“ Bild in Detailansicht öffnen
Prof. Dr. Ulrike Berger-Kögler, Dekanin Fakultät Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
Prof. Dr. Ulrike Berger-Kögler, Dekanin Fakultät Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen: „Der Verbraucher kann nicht wertschätzen, was er nicht weiß!“ Bild in Detailansicht öffnen
Prof. Dr. Martin Hasselmann, Institut für Nutztierwissenschaften, Uni Hohenheim
Prof. Dr. Martin Hasselmann, Institut für Nutztierwissenschaften, Uni Hohenheim: „Diversität kann auch eine Chance sein. Die Landwirte haben es in der Hand diese für eine positive Kommunikation zu nutzen und damit auch in ihrer wichtigen Rolle verstärkt in der Gesellschaft sichtbar zu werden.“ Bild in Detailansicht öffnen
Ariane Amstutz, Pressesprecherin Landesbauernverband BW
Ariane Amstutz, Pressesprecherin Landesbauernverband BW: „Die Grundlage zum Dialog zwischen SWR und Landwirtschaft ist gelegt. Kommunikation auf Augenhöhe und Respekt aller Beteiligten ist unverzichtbar in Zeiten von Fakenews und Meinungsmache. Lassen Sie uns diese konstruktiven Gespräche auf fachlicher Basis weiterführen!“ Bild in Detailansicht öffnen
Ilse Wambsganß, Präsidentin Landfrauen Pfalz und Rundfunkrätin
Ilse Wambsganß, Präsidentin Landfrauen Pfalz und Rundfunkrätin: „Es war sehr wichtig, ein Format zu finden, um mit den Vertretern der Landwirtschaft ins Gespräch zu kommen. Vielen Dank, für den offenen Austausch und das Zuhören. Es ist wichtig ins Gespräch zu kommen, um nicht übereinander, sondern miteinander zu reden. Die Veranstaltung hatte einen guten Nachklang, den man auch für die Zukunft beibehalten sollte.“ Bild in Detailansicht öffnen

Angesichts der aktuellen Diskussionen um Insektensterben, Glyphosat, Nitrat-Verbot und Massentierhaltung, gärte es in der Bauernschaft gewaltig. Werner Eckert, SWR Experte für Umwelt und Ernährung, und diverse Kolleg*innen aus der Landespolitik, den SWR Studios, den Nachrichten und der Redaktion Wissenschaft stellten sich bei „Landwirtschaft trifft SWR“ jetzt der Kritik. Ilse Wambsganß, Präsidentin der Landfrauen Pfalz, bemängelte, dass Nachrichten und Bilder häufig nicht zusammenpassen – etwa dann, wenn als Symbolbild für die Ausbringung von Glyphosat ein Bild herhalten muss, auf dem ein Traktor mit Giftspritze über ein blühendes Rapsfeld fährt, obwohl Glyphosat nur vor dem Wachstum der Pflanzen ausgebracht wird“.

Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bekannte: „Wir kommen gut weg, der SWR ist unser Heimatsender. Aber wir sind auch stinksauer, wenn über 1.000 Schlepper in Hambach nicht berichtet wird oder Dinge nicht objektiv wiedergegeben werden – etwa, dass Glyphosat unter dem Verdacht steht, krebserregend zu sein.“

Werner Eckert entgegnete: „Natürlich schmeckt Ihnen nicht alles, was wir berichten, aber wir haben als Journalisten auch nicht die Aufgabe, Sie zu unterstützen, sondern über Sie zu berichten. Wir sind keine Aktivisten, sondern Berichterstatter und es gehört zum Alltag, dass es Themen nicht ins Programm schaffen“.

Uschi Strautmann, Leiterin multimediale Landespolitik skizzierte den journalistischen Berufsalltag: „Unsere Reporter*innen arbeiten sich teilweise in fünf verschiedene Themen pro Woche ein. Sie sind dafür aber bestens gerüstet und haben ihr Handwerkszeug gelernt. Wenn dann trotzdem an der einen oder anderen Stelle mal ein Fehler passiert, dann ist das natürlich sehr ärgerlich. Zum Glück kommt das aber selten vor.“

Und Nicola Geck, SWR Studioleiterin Kaiserslautern, ergänzte aus Studiosicht: „Multimediale Reporter*innen sind in allen Themen-Bereichen für Online, Radio und Fernsehen unterwegs. Wir haben den Anspruch sorgfältig zu arbeiten – das geht auch vor Schnelligkeit. Aber wenn Ihnen etwas auffällt, melden Sie sich, wir sind dankbar für Hinweise, aber auch für Anregungen für gute Themen. Wir sind offen für Austausch und interessiert an einem achtsamen Miteinander.

Ariane Amstutz, Pressesprecherin des Landesbauernverbandes, appellierte: „Wir sind alle in der Verantwortung. Der SWR hat schon angerufen und darum gebeten aktuelle Bilder zum Thema Glyphosat zu drehen. Wir sind gerne bereit, Sie bei Bildern fürs Archiv zu unterstützen.“

Ein Dankeschön gab es von allen Gästen für die Einladung und alle Vertreter*innen von landwirtschaftlicher und journalistischer Seite waren sich einig, dass die persönliche Kommunikation der Schlüssel für mehr Verständnis füreinander und damit auch für eine respektvolle Zusammenarbeit ist. Insofern ist man streitbar, aber im Guten – nach Führungen bei SWR3 und den Fallers – auseinandergegangen. Und mit dem unbedingten Wunsch nach einer Fortsetzung.

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