SWR: Frau Jordan, was muss denn ein Wanderweg können, damit er ein Qualitätsweg wird?
Liane Jordan: Er muss relativ viel können. Er muss unverlaufbar sein, also bestens ausgeschildert und markiert, sodass man die Wanderung genießen und die Seele baumeln lassen kann. Aber es gehört noch mehr dazu, etwa der Wege-Untergrund. Gute Schuhe sind wichtig, denn ich möchte auf schönen Wanderwegen auf weichen Pfaden wandern. Ich möchte tolle Aussichten genießen und vielleicht zwischendurch auch mal einkehren und die Kulinarik der Region kennenlernen. Daher ist es eine Mixtur aus verschiedenen Komponenten, die wichtig sind für die Bedürfnisse der Wanderer.
SWR: Was gibt es auf diesen Qualitätswegen denn zu sehen?
Jordan: Wir als Deutscher Wanderverband sind ja für ganz Deutschland zuständig, also von Rügen bis ins Allgäu, vom Zittauer Gebirge bis in die Eifel. Und wir sehen einfach die Vielfalt Deutschlands. Das macht auch die zertifizierten Wege so besonders: Sie sind sehr vielfältig, sehr unterschiedlich, sehr charakteristisch. Die Wälder sind in Deutschland zauberhaft zum Wandern. Man kann sehr viel sehen, entdecken, die Kultur, die Schlösser, die Burgen, die liegen auch alle an den Wegen. Von daher ist es einfach diese schöne Mischung aus Kultur, Entspannung und Genießen und Deutschland auf diese Art und Weise kennenlernen.
SWR: Wer entscheidet denn darüber, dass ein Wanderweg ausgezeichnet wird?
Jordan: Dafür gibt es einen Kriterienkatalog. Man muss 23 Wahl- und 9 Kernkriterien erfüllen. Die werden dann vor Ort zunächst einmal in einer Art Schulung vermittelt. Dann können die Akteure vor Ort selbst die Wege bewerten. Wir kommen erst ganz zum Schluss und nehmen die finale Prüfung ab. Den Katalog kann man bei uns auch auf der Website "Wanderbares Deutschland" nachlesen.
SWR: Ich schätze, es gibt auch Wege, die die Kriterien nicht mehr erfüllen. Wann wird ein Wanderweg geschlossen?
Jordan: Geschlossen wird gar kein Wanderweg in Deutschland. Es kann sein, dass es mal Umleitungen oder Sperrungen gibt. Wenn ein Wanderweg eine Auszeichnung bekommt, dann versucht er, diese Qualität zu halten. Alle drei Jahre kommen wir zur Nachzertifizierung. Wenn es dann wirklich so große Probleme gibt, dann ruht auch mal ein Wanderweg für eine Zeit. Das Zertifikat ist die Krönung. Das ist sozusagen die Champions League. Aber wir haben so viele schöne Wege, die nicht zertifiziert sind und die trotzdem wanderbar sind.
SWR: Welchen Weg empfehlen Sie denn persönlich?
Jordan: Ich würde den Donauberglandweg empfehlen. Der ist in einer Region, die wirklich besonders ist. Viele kennen sie durch die Donauversickerung, wo die Donau auch mal nicht mehr zu sehen ist. Es gibt tolle Felsformationen und das Kloster Beuron, an dem man vorbei wandert. Es ist eine sehr sportliche Tour auf der Albtraufkante, da kann man bis in die Alpen gucken.