Peter Stockinger über die Erfolgsgeschichte einer Popwelle
Zu den Meilensteinen der deutschen Radiogeschichte gehört SWF3. SWF3 war die erste echte Popwelle in Deutschland und wurde nach der Gründung 1975 bald das reichweitenstärkste Radioprogramm. Anfang der 1980er-Jahre hatte es über acht Millionen Hörer täglich.
SWF3 wurde bei weitem nicht nur im Sendegebiet des Südwestfunks gehört, sondern von der Schweiz bis in die sogenannte Kölner Bucht. Das Programm stand für gute, auch neue Popmusik, Information, die sich wirklich am Hörerinteresse orientierte, authentische ungestelzte Moderatorinnen und Moderatoren und Humor. SWF3 brachte viele Innovationen in die Radiolandschaft: Jingles, Radiocomedy und vieles mehr.
SWF3 sendete bis 1998, dann wurde im Zusammenhang mit der Senderfusion aus SWF3 und SDR3 das heutige SWR3. Peter Stockinger war von der ersten Stunde an dabei und bis zur letzten Sendeminute 1998 Programmchef von SWF3.
Privates Podcast-Projekt bringt viele SWF3ler noch mal vors Mikrofon
In dieser Aufnahme von 2024 spricht er über die SWF3-Ära. Der ehemalige SWF3-Mitarbeiter Gregor Glöckner hat das Gespräch dem Archivradio zur Verfügung gestellt. Es ist Teil eines privaten nicht-kommerziellen Podcast-Projekts "SWF3 – Das Phänomen". Gregor Glöckner hat dafür mit vielen ehemaligen SWF3lern gesprochen – darunter auch manche, die später beim Fernsehen Karriere gemacht haben: Anke Engelke, Elke Heidenreich oder Frank Plasberg.
Dies ist eine gekürzte Fassung des Gesprächs mit Peter Stockinger. Das Gespräch in voller Länge findet sich im Podcast "SWF3 – Das Phänomen". Dort spricht Peter Stockinger auch über seine Erinnerungen an viele ehemalige programmprägende Stimmen wie Frank Laufenberg, Bernd Mohrhoff, Gunnar Schultz-Burkel, Michael Bollinger, Judith Kaufmann, Evi Seibert und über Elmar Hörig.
15.11.1950 SDR führt als erster Sender UKW ein und ein 2. Radioprogramm
15.11.1950 | Das Radioprogramm über Mittel- und Kurzwelle war oft schlecht zu empfangen, rauschte und die zahlreichen Sender – deutschland- und europaweit – störten sich gegenseitig. In den USA hatte man schon Anfang der 1930er-Jahre angefangen, mit der Ultrakurzwelle zu experimentieren. In Deutschland brauchte die Entwicklung länger. Vorreiter wurde der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart. 1950 startet er sein zweites Hörfunkprogramm gleich als UKW-Sender. Dieses zweite Programm sollte das erste Programm ergänzen und für "höchste Ansprüche sein" – so SDR-Programmdirektor Peter Kehm. Er begrüßt die Hörerinnen und Hörer am 15.11.1950 in eben jenem neuen UKW-Programm.
6.5.1969 Stereo-Testsendungen für Radionerds im "Club der Stereofreunde"
6.5.1969 | 1969 strahlt der SWF die Sendereihe "Club der Stereofreunde" aus. Günter Bein gibt Anweisungen zum Test des Stereoempfangs mithilfe des SWF-Pausenzeichens, technischen Tönen und Musik.
21.9.1970 SWF startet Schulfernsehen: TV-Pflicht an 243 Schulen!
21.9.1970 | An den Schulen herrscht Aufbruchstimmung, die Politik will erreichen, dass möglichst viele Kinder an Bildung partizipieren können. In diesem Geist entsteht auch das Schulfernsehen. Auch die Unterrichtshalte ändern sich. Nun gibt es ein Fach wie Sozialkunde, und in Mathematik gibt es etwas ganz Neues namens Mengenlehre. Doch viele Lehrkräfte haben das nie gelernt und sind überfordert.
Das Schulfernsehen soll ihnen ein wenig Last abnehmen, den Unterricht attraktiver machen und auch mit neuen Lehrmethoden ergänzen. Der Südwestfunk startet damit am 21. September 1970, zunächst mit einem dreimonatigen Schulversuch an mehr als 200 Schulen im Südwesten. In diesen Schulen besteht tatsächlich Fernsehpflicht.
Ende November, mehr als zwei Monate nach der Einführung des Schulfernsehens im Südwesten, ziehen die Macher eine erste Bilanz.
3.10.1974 SDR-Intendant Hans Bausch im Gespräch mit Schülern
3.10.1974 | Wer bestimmt, was im Fernsehen zu sehen und im Radio zu hören ist? Wer wählt die Korrespondenten aus? SDR-Intendant Hans Bausch stellt sich 1974 den Fragen von Schülern des Reuchlin-Gymnasiums in Pforzheim.
15.8.1996 Intendanten von SDR und SWF schlagen gemeinsamen Sender vor | Hermann Fünfgeld und Peter Voß
15.8.1996 | Bis in die 1990er-Jahre hinein wird die Rundfunklandschaft in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz von der Nachkriegs-Logik der Besatzungszonen geprägt. Es gibt den Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, der für die nördliche Hälfte Baden-Württembergs zuständig ist, und den Südwestfunk, der für das südliche Baden-Württemberg einerseits und Rheinland-Pfalz andererseits sendet, und der seinen Sitz in Baden-Baden hat - fern jeder Großstadt. Aber in Baden-Baden ist nun mal das Hauptquartier der französischen Besatzungsstreitkräfte. Dass sich das überholt hat, darüber sind sich in den 1990er-Jahren alle einig. Allerdings nicht darüber, wie eine Alternative aussehen soll, der beide Bundesländer zustimmen können. Verschiedene Modelle werden immer wieder diskutiert von einem reinen Landessender in Baden-Württemberg bis hin zu einem Großsender, der dann auch den Saarländischen Rundfunk mit übernehmen würde. Am 15. August 1996, ein paar Monate nach den letzten Landtagswahlen, machen schließlich die Intendanten von SDR und SWF, Hermann Fünfgeld und Peter Voß, einen gemeinsamen Vorschlag, der in den Grundzügen später auch umgesetzt wird, als beide Länder 1998 zum Südwestrundfunk (SWR) fusionieren, wobei SDR-Intendant Fünfgeld 1996 noch nicht den Begriff "Fusion" verwenden will.