INHALT
Konzerttermine
Programmfolge
Kurzinfo zum heutigen Konzert
Werkeinführungstexte
Künstlerbiografien
Orchesterbesetzung
Orchesternews
Konzertvorschau
Service
KONZERTTERMINE
Do 18. Juli 2024, 20 Uhr
Fr 19. Juli 2024, 20 Uhr
Stuttgart, Liederhalle
Sa 20. Juli 2024, 19 Uhr
Mannheim, Rosengarten
So 21. Juli 2024, 19 Uhr
Freiburg, Konzerthaus
Kostenlose Einführungen jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn
PROGRAMMFOLGE
SOFIA GUBAIDULINA (*1931)
"MÄRCHENPOEM" FÜR ORCHESTER
RICHARD STRAUSS (1864 – 1949)
Allegro
Lento, ma non troppo
Presto
JEAN SIBELIUS (1865 – 1957)
SINFONIE NR. 5 ES-DUR OP. 82
Tempo molto moderato – Allegro moderato
Andante mosso, quasi allegretto
Finale. Allegro molto
Ca. 110'
Mitwirkende
Renaud Capuçon, Violine
SWR Symphonieorchester
Eva Ollikainen, Dirigentin
Im Anschluss an die Konzerte findet ein »Ausklang« mit Musiker:innen des SWR Symphonieorchesters statt. In Stuttgart und Freiburg im Foyer, in Mannheim auf der Bühne.
Radiosendung · auf SWR Kultur zu einem späteren Zeitpunkg
Video-Livestream · Fr 19. Juli 2024, 20.03 Uhr auf SWR.de/so
Konzerteinführungen · Meinhard Saremba
KURZINFOS ZUM HEUTIGEN KONZERT
WERKEINFÜHRUNGSTEXTE
INTUITION UND INSTRUMENTATIONSKUNST
Von 1931 bis 1949 waren Sofia Gubaiduliana, Richard Strauss und Jean Sibelius Zeitgenossen. Engeren Kontakt pflegten sie nicht, aber alle verbindet ein intuitiver Zugang zum Komponieren und ein ausgeklügelter Sinn für die Instrumentation. Obwohl Strauss überzeugt war, besser instrumentieren zu können, gestand er Sibelius zu, er sei "der einzige skandinavische Komponist, der wahre Tiefe« habe. Sofia Gubaiduliana bekannte, sie reizen Kompositionsaufträge dann besonders, wenn sie »mit sehr interessanten Kombinationen von Instrumenten verbunden" sind.
"KEINE ANGST, SIE-SELBST ZU SEIN …"
SOFIA GUBAIDULINAS "MÄRCHENPOEM"
Über ihren Kompositionslehrer Nikolai Peiko begegnete die mit einem Stalin-Stipendium geförderte Sofia Gubaidulina 1959 dem hoch angesehenen Dmitrij Schostakowitsch, der für die 18-jährige aufmunternde Worte fand. "Haben Sie keine Angst, Sie-selbst zu sein", soll ihr das Idol gesagt haben. "Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf Ihrem eigenen, 'falschen' Weg weitergehen." Hierfür war ihm Gubaidulina "unendlich dankbar", denn nun habe sie "nichts mehr gefürchtet, kein Scheitern und keine offizielle Kritik". Auch wenn Sofia Asgatowna Gubaidulina bei ihrer Arbeit nie – wie einst Schostakowitsch in den 1930er-Jahren – um das eigene Leben fürchten musste, wurden ihre Werke zuweilen mit Restriktionen abgestraft. Ihre Auseinandersetzung mit Kompositionstechniken aus dem Westen wie Aleatorik und Dodekaphonie sowie ihr Hang zum Religiösen stießen offiziell keineswegs auf Gegenliebe. Mit Filmmusik fand sie jedoch ein Auskommen, bis sie Anfang der 1990er-Jahre in die Nähe von Hamburg übersiedelte.
Dort erhielt sie Kompositionsaufträge aus aller Welt und fand international Anerkennung. Ein Werk aus den frühen 1970er-Jahren blieb dennoch nicht vergessen: Gubaidulinas Hörspielmusik für die Radiofassung des 1960 von dem tschechischen Autor Miloš Macourek verfassten Märchens "Die kleine Kreide", die im November 1971 Schostakowitschs Sohn Maxim mit dem Moskauer Radio-Sinfonieorchester einspielte. In der Erzählung sah die Komponistin ein Symbol "für das Schicksal eines Künstlers". Nach ihrer Übersiedlung in den Westen stellte der NDR in Hannover im November 1992 die darauf aufbauende knapp 15-minütige sinfonische Dichtung "Märchenpoem" (ПоемаСказка) vor. Der Protagonist der Geschichte, so die Komponistin, ist "ein kleines Kreidestück, mit dem man auf Schultafeln schreibt". Musikalisch wird gezeigt, wie die Kreide davon träumt, Grünanlagen und den Ozean zu malen. Stattdessen wird sie aber gezwungen, nur langweilige Wörter, Zahlen und geometrische Figuren auf die Tafel zu zeichnen. Als sie für die weitere Verwendung zu abgenutzt erscheint, wirft man sie weg.
Aber eines der Kinder nimmt sie an sich, um mit ihr auf dem Asphalt Schlösser, Gärten, das Meer und die Sonne zu malen. Wie für Gubaidulina in Norddeutschland, beginnt für das Kreidestückchen ein neues Leben. "Die Kreide ist derart glücklich, dass sie gar nicht merkt, wie sie sich beim Zeichnen dieser schönen Welt auflöst", erläuterte Gubaidulina. Sie illustrierte das Geschehen – ohne Blechbläser, Oboe und Fagott – durch eine farbenreiche Instrumentierung mit Flöten, Klarinetten, Bassklarinette, Marimbaphon, Vibraphon, Becken, Harfe, Klavier sowie differenziert aufgefächerten Streichern und lässt es passenderweise im dreifachen Pianissimo ausklingen.
"IN EIN KLASSENHEFT HINEINGESCHRIEBEN …"
DAS VIOLINKONZERT VON RICHARD STRAUSS
Im Sommer 1945 sprach sich Richard Strauss in einem Schreiben an den Pädagogen Ernst Reisinger dafür aus, den "Mahnruf ernster Wissenschaft nach humanistischer Bildung mehr denn je zu begrüßen und zu unterstützen". Für den Komponisten gehörte natürlich auch die "Pflege der Musik" dazu, wobei er einräumte, er sei selbst "kein besonders guter Schüler" gewesen, da sich "frühzeitig die musikalische Begabung" bei ihm gemeldet habe. Doch nachfolgende Generationen haben ohnehin mehr davon, seinen als Pennäler entworfenen Werken für Kammermusiker, Bläser und Orchester zu lauschen, als seine missratenen Mathematikarbeiten oder mittelmäßigen Schulaufsätze zu studieren. Strauss erinnerte sich später daran, als Siebzehnjähriger umfangreiche Skizzen zu seinem Violinkonzert "in der Unterprima in ein Klassenheft hineingeschrieben" zu haben. Er war so clever, die Widmung "Dem königl. Bayer. Concertmeister Herrn Benno Walter" zuzueignen, einem Vetter seines Vaters und sein Geigenlehrer. Dass er dessen Anerkennung gewann, spricht für sein Talent: Benno Walter spielte das Werk erstmals im Dezember 1882 im Bösendorfersaal in Wien, vorerst nur mit Klavierbegleitung des jungen Strauss. Die erste Aufführung mit Orchester erfolgte im März 1890 in Köln mit dem Widmungsträger und Brahms’ Freund Franz Wüllner am Pult des Gürzenich Orchesters. Schon in einer frühen Rezension war die "glänzende und sehr wirkungsvolle Behandlung des Soloinstruments" gewürdigt worden, doch erst als Richard Strauss in den 1890er-Jahren mit Tondichtungen wie "Also sprach Zarathustra", "Don Quixote" und "Ein Heldenleben" auch international Aufmerksamkeit gefunden hatte, erwachte ein Interesse am Frühwerk des neuen Starkomponisten.
Und so konnte Strauss unter anderem 1903 von einer erfolgreichen Aufführung des Violinkonzerts aus Birmingham berichten, dass gerade der langsame Satz "ganz besonders gefallen" habe. Bei der dreisätzigen Anlage des Werks orientierte er sich mit der Satzeinteilung Allegro – Lento – Rondo wohl am Aufbau von Mozarts Violinkonzerten. Die Kultur des 18. Jahrhundert stellte für Strauss in der Musik von Bach und Mozart ein bedeutsames Element der klassischen Bildung dar. Mitunter scheint es, als wolle er in seiner Melodiebildung der von ihm gepriesenen Mozart’schen "Leichtigkeit, die eigentlich das Ziel ist", nacheifern. In der Orchesterbesetzung, die jener der Violinkonzerte von Tschaikowsky, Brahms und Dvořák entspricht, folgte Strauss jedoch den Gepflogenheiten seiner Epoche.
"DIESES AUSHÄMMERN DER ETHISCHEN LINIE …"
JEAN SIBELIUS UND SEINE FÜNFTE SINFONIE
Als der bereits hoch geachtete Jean Sibelius im November 1907 die Gelegenheit hatte, mit dem fünf Jahre älteren Gustav Mahler bei einem Spaziergang über "alle großen Fragen der Musik auf Leben und Tod zu diskutieren", musste er erkennen, dass jeder unterschiedliche Patentrezepte parat hatte. "Als unser Gespräch auf das Wesen der Sinfonie kam, warf ich ein, dass ich deren Strenge und Stil und die tiefe Logik bewundere, die einen inneren Zusammenhang zwischen allen Motiven schaffe", berichtete Sibelius. "Mahler aber war ganz anderer Meinung: 'Nein, die Sinfonie muss wie die Welt sein. Sie muss alles umfassen.'" Dadurch finden sich in Mahlers Werken die unterschiedlichsten Gestaltungselemente wie Volksmusik, Zitate, Klezmer-Elemente, Märsche, Gesang, Skurriles und Dramatisches. Sibelius hingegen stellte sich in seinen rein instrumentalen Sinfonien dem Problemlösungsprozess des Komponierens mit originellen musikalischen Themen, sparsamer Orchestrierung, erfindungsreicher Harmonik und differenzierter Rhythmik. Hierfür hat der Finne an keinem anderen Werk so intensiv an der endgültigen Form gefeilt wie bei seiner fünften Sinfonie, die immerhin schon sein Opus 82 war. Deren Vorgänger, die sinistere a-Moll-Sinfonie, bedeutete einen Einschnitt in Sibelius’ orchestralem Schaffen. Die Erfahrungen einer schweren Erkrankung und einer Tumoroperation veränderten seine Werke hin zu einer zuweilen fragmentarischeren, rauen Tonsprache. In einem Brief an seine Frau Aino fragte er sich, ob dies »ein Wandel des Stils« sei. Skizzenblätter belegen, dass daraufhin die 5. bis 7. Sinfonie zusammen konzipiert worden sein müssen. Der Komponist meinte, diese Stücke seien "ja doch mehr Glaubensbekenntnisse von mir, als meine anderen Werke".
In den Manuskripten stehen Melodien aus diesen Werken unmittelbar nebeneinander. "Wie immer ist das Skulpturelle stärker hervortretend in meiner Musik", schrieb Sibelius. "Deshalb dieses Aushämmern der ethischen Linie, das mich ganz in Anspruch nimmt." Er skizzierte seine Themen in tonalen Motiven und arbeitete dann viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten aus. Ihm war, "als ob Gott einige Steinchen zu einem Mosaik herabgeworfen habe und nun bat, sie wieder richtig zusammenzufügen". In einer Zeit, als Schönberg und Strawinsky neue Tendenzen prägten, musste er seinen Platz in der Musikwelt neu definieren. Sibelius konstatierte, er habe "viel darunter zu leiden gehabt", dass er sich "darauf versteifte, Sinfonien zu komponieren in einer Zeit, in der so gut wie alle Tonsetzer zu anderen Ausdrucksformen übergegangen waren". Das neue Werk bot mit seiner Verflechtung von formaler Anlage, polyphoner Verästelung und melodischer Entwicklung bis hin in orchestrale Details eine abwechslungsreiche Entdeckungsreise in die Weiterentwicklung seines sinfonischen Kosmos’.
Sibelius’ fünfte Sinfonie erlebte durch mehere intensive Überarbeitungen insgesamt drei Erstaufführungen. Das Orchesterwerk, das der Komponist am 8. Dezember 1915 zu seinem 50. Geburtstag in Helsinki vorstellte, wurde ein Jahr später in einer neuen Fassung getestet. Die Bearbeitung im Herbst 1916 bezweckte "eine inhaltsmäßig und formal noch stärkere Konzentration", doch nach der Premiere mit dem Helsingforser Stadtorchester am 14. Dezember 1916 war Sibelius noch keineswegs zufrieden. Die heute gängige Version konnte er mit großem Erfolg erst am 24. November 1919 in Helsinki präsentieren: "So gut wie neu komponiert", sagte Sibelius. Ein Vergleich der Urfassung mit der Endversion zeigt, wie Sibelius sein "völlig instinktives" Arbeiten jetzt in neue Bahnen lenkt: Dadurch verdichtet sich ein spröder, mitunter diffuser Tongigant zu einem gut vier Minuten kürzeren, akzentuierteren Klangmosaik mit drei statt ursprünglich vier Sätzen. Die ersten beiden Sätze des Originals werden zu einem verbunden, wobei 64 Takte des ursprünglichen Scherzos wegfallen, und das Finale wird von 679 auf 482 Takte gekürzt. Tempoangaben sind verändert und präzisere Spielanweisungen (Ritardando, Accelerando usw.) erhöhen die Flexibilität der Gestaltung. Die Instrumentierung ist prägnanter und ausgefeilter. Ungewöhnlich ist der späte Einsatz der Streicher zu Beginn, nachdem es längere Zeit Horn und Holzbläsern überlassen bleibt, eines der Hauptmotive der Sinfonie vorzustellen. Während einige Stellen im langsamen Teil des Kopfsatzes ursprünglich einen eher melancholischen Einschlag hatten, sind die Ideen in der revidierten Fassung schärfer umrissen, steigern die Erwartung und verweisen auf den Allegro moderato-Teil. Das Kombinieren der Sätze fiel aufgrund ähnlichen melodischen Materials leicht. Im Scherzo-Abschluss sind pastorale Elemente getilgt, auch hat die allmähliche Temposteigerung keine Entsprechung in der unvermittelt endenden, rhythmisch zerklüfteten Originalfassung. Im langsamen Satz ist das aparte Wechselspiel von Streicherpizzicati und Holzbläsern subtiler ausgearbeitet als in der Erstpartitur. Die Pizzicati wurden reduziert, an ausgedünnten Stellen mit anmutigen melodischen Verläufen der Bläserstimmen unterfüttert und anstatt mit harmonisch nicht aufgelösten Pizzicati auszutröpfeln, endet der Satz in einem spannungsvollen, dichteren musikalischen Gewebe. Während das Finale in der Urfassung noch zahlreiche Abschweifungen von den musikalischen Hauptgedanken enthielt, ist die Version von 1919 stringenter und fokussiert die Entwicklung auf "eines der größten Erlebnisse meines Lebens", wie es Sibelius nannte: Sechzehn Schwäne, die im April 1915 über ihm kreisten und "in der verschleierten Sonne wie ein glitzerndes Silberband" verschwanden. "Ihre Rufe hatten denselben Holzbläserklang wie die der Kraniche, aber ohne Tremolo", hieß es im Tagebuch. "Das Mysterium der Natur, die Melancholie des Lebens! Das Finalthema der fünften Sinfonie!" Das Werk kulminiert in einer grandiosen Hymne. Das Ende ist nun so ungewöhnlich wie der Beginn: Ohne das Fundament eines Orchestercrescendos (wie in der ersten Version) ertönen nur noch unbegleitet sechs wuchtige Schlussakkorde (in Viertelnoten; 1915 waren es fünf Halbe, 1916 nur zwei). "Das Ganze", meinte Sibelius, "eine, wenn ich so sagen darf, vitale Steigerung gegen den Schluss hin. Triumphal."
Meinhard Saremba ∙ ist musik- und kulturwissenschaftlicher Publizist, Herausgeber und Verfasser von zahlreichen Veröffentlichungen zur Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Er schrieb unter anderem Bücher über Leoš Janáček, Arthur Sullivan, Giuseppe Verdi, Sergej Rachmaninow, Benjamin Britten und Dmitrij Schostakowitsch. Eines seiner letzten Werke ist die 2021 erschienene Doppelbiografie »Clara Schumann, Johannes Brahms und das moderne Musikleben« (Osburg-Verlag, Hamburg).
KÜNSTLERBIOGRAFIEN
Eva Ollikainen, Dirigent
Mit ihrer eleganten, ausdrucksstarken Körpersprache, ihrer natürlichen Bühnenpräsenz und ihrer mitreißenden Musikalität ist Eva Ollikainen eine der führenden Dirigentinnen unserer Zeit. Seit 2020 ist sie Chefdirigentin und künstlerische Leiterin des Iceland Symphony Orchestra. Zuvor war sie Chefdirigentin des Nordic Chamber Orchestra. Zu den jüngsten und zukünftigen Höhepunkten zählen Auftritte mit den Wiener Symphonikern, dem Deutschen Symphonie- Orchester Berlin, Royal Stockholm Philharmonic, Helsinki Philharmonic, Los Angeles Philharmonic, Baltimore Symphony Orchestra, Royal Scottish National Orchestra, Orchestre National de Belgique, Aarhus Symphony Orchestra und Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra sowie mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra, Norwegischen Rundfunkorchester, BBC Symphony Orchestra, BBC Philharmonic und dem Prager Rundfunkorchester. Darüber hinaus dirigierte sie an der Semperoper Dresden, der Königlichen Oper in Kopenhagen, Göteborger Oper, Kungliga Operan Stockholm und der Finnischen Nationaloper.
Eva Ollikainen engagiert sich intensiv für zeitgenössische Musik und ist eine führende Interpretin der Musik von Anna S. Þorvaldsdóttir, mit der sie eine enge künstlerische Partnerschaft verbindet. Im Jahr 2023 veröffentlichte Ollikainen mit dem Iceland Symphony Orchestra Þorvaldsdóttirs "ARCHORA / AIŌN" bei Sono Luminus. Die Einspielung folgte der Weltpremiere von "ARCHORA", die Ollikainen bei ihrem BBC Proms-Debüt 2022 mit dem BBC Philharmonic Orchestra leitete. "The Guardian" kürte das Konzert zu einem der Klassik-Highlights des Jahres 2022. Als ehemalige Schülerin von Leif Segerstam und Jorma Panula an der Sibelius-Akademie gewann Eva Ollikainen im Alter von 21 Jahren den Jorma-Panula-Dirigentenwettbewerb. Heute liegt ihr selbst die Förderung junger Musiker am Herzen. Sie unterrichtet regelmäßig an der Sibelius-Akademie und leitet Meisterkurse an Institutionen wie dem Peabody Institute und der Königlich Dänischen Musikakademie. Im Jahr 2021 gründete sie die Iceland Symphony Conducting Academy.
Renaud Capuçon, Violine
Geboren 1976 in Chambéry, begann Renaud Capuçon seine musikalische Ausbildung mit 14 Jahren am Pariser Konservatorium, wo er noch während seines Studiums zahlreiche Preise gewann. Danach studierte er in Berlin bei Thomas Brandis und Isaac Stern. 1997 ernannte ihn Claudio Abbado zum Konzertmeister des Gustav Mahler Jugendorchesters, in dem er drei Jahre lang mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Seiji Ozawa, Franz Welser-Möst und Claudio Abbado zusammenarbeitete. Seitdem hat sich Renaud Capuçon als einer der bedeutendsten Violinsolisten der Gegenwart etabliert. Er konzertierte mit führenden Orchestern wie den Berliner und den Wiener Philharmonikern, dem New York Philharmonic Orchestra, Boston und London Symphony Orchestra, Staatskapelle Dresden, Gewandhausorchester, Orchestre de Paris, Orchestre National de France, Chamber Orchestra of Europe und Orquesta Sinfónica Simón Bolívar de Venezuela unter der Leitung von Dirigenten wie Daniel Barenboim, Semyon Bychkov, Stéphane Denève, Christoph von Dohnányi, Gustavo Dudamel, Christoph Eschenbach, Bernard Haitink, Daniel Harding, Paavo Järvi, Philippe Jordan, Vladimir Jurowski, Klaus Mäkelä, Andris Nelsons, Yannick Nézet-Séguin und François-Xavier Roth.
Renaud Capuçon hat eine große Affinität zur Kammermusik: Mit Künstlerpersönlichkeiten wie Nicholas Angelich, Martha Argerich, Yefim Bronfman, Khatia Buniatishvili, Hélène Grimaud, Igor Levit, Maria João Pires und Yuja Wang sowie mit seinem Bruder, dem Cellisten Gautier Capuçon, trat er u. a. bei den Festivals in Salzburg, Edinburgh, Berlin, Luzern, Verbier, Aix-en-Provence, San Sebastián und Tanglewood auf. Er ist Künstlerischer Leiter des 2013 von ihm gegründeten Festival de Pâques in Aix-en-Provence, der Sommets Musicaux de Gstaad sowie der Rencontres Musicales d'Évian. Seit der Saison 2021/22 ist er Künstlerischer Leiter des Orchestre de Chambre de Lausanne. Seit 2014 unterrichtet Renaud Capuçon an der Hochschule für Musik in Lausanne. Renaud Capuçon spielt die Guarneri-Violine "Panette" von 1737, die zuvor Isaac Stern gehörte.
SWR Symphonieorchester
Das SWR Symphonieorchester hat in der Liederhalle Stuttgart und im Konzerthaus Freiburg sein künstlerisches Zuhause. Im September 2016 aus der Zusammenführung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR und des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg hervorgegangen, zählen Interpretationsansätze aus der historisch informierten Aufführungspraxis, das klassisch-romantische Kernrepertoire sowie Musik der Gegenwart gleichermaßen zu seinem künstlerischen Profil. Seit der Saison 2018/2019 steht Teodor Currentzis als Chefdirigent an der Spitze des SWR Symphonieorchesters, zur Saison 2025/2026 übernimmt diese Position François-Xavier Roth. Zu den jährlichen Fixpunkten im Konzertkalender des SWR Symphonieorchesters zählen die SWR eigenen Konzertreihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim sowie Auftritte bei den Donaueschinger Musiktagen und den Schwetzinger SWR Festspielen. Seit 2020 ist das SWR Symphonieorchester das Residenzorchester der Pfingstfestspiele Baden-Baden. Einladungen führen das Orchester regelmäßig zu den Salzburger Festspielen, in die Elbphilharmonie Hamburg, nach Berlin, Köln, Frankfurt, Dortmund, Essen, Wien, Edinburgh, London, Barcelona, Madrid und Warschau. International gefragte Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Peter Eötvös, Christoph Eschenbach, Sir Roger Norrington, Jakub Hrůša, Eliahu Inbal, Ingo Metzmacher, Kent Nagano, Michael Sanderling, Pablo Heras-Casado, Jonathan Nott, Dima Slobodeniouk und David Zinman haben mit dem SWR Symphonieorchester zusammengearbeitet.
Unter den hochkarätigen Solist:innen finden sich Patricia Kopatchinskaja, Antoine Tamestit, Gil Shaham, Nicolas Altstaedt, Vadym Kholodenko, Martin Grubinger und Isabelle Faust als Artists in Residence sowie viele weitere namhafte Gäste, darunter Hilary Hahn, Sabine Meyer, Julia Fischer, Yulianna Avdeeva, Renaud Capuçon, Anna Vinnitskaya, Janine Jansen, Mischa Maisky, Vilde Frang und Fazil Say. Mit seinem umfangreichen Musikvermittlungsangebot erreicht das SWR Symphonieorchester jährlich etwa 15.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Sendegebiet des SWR. Zahlreiche Live-Übertragungen und Konzertaufzeichnungen für SWR2 und auf SWR.de/so ermöglichen vielen Musikfreunden in der ganzen Welt, an den Konzerten des SWR Symphonieorchesters teilzunehmen.
ORCHESTERBESETZUNG
SWR Symphonieorchester
ORCHESTERNEWS
Fragen an Jonas Gira
Sie haben gerade das Probejahr beim SWR Symphonieorchester bestanden und sind von den Kolleg:innen zum festen Mitglied gewählt worden. Herzlichen Glückwunsch! Wenn Sie auf dieses Jahr zurückblicken: Was waren für Sie persönlich die herausfordernden Momente oder auch die musikalischen Höhepunkte?
Ich bin überglücklich und dankbar, nun festes Mitglied eines so fantastischen Orchesters sein zu dürfen. Im vergangenen Jahr konnte ich mit dem Orchester unzählige überwältigende Momente erleben, und es jagte für mich ein Höhepunkt den anderen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir zum Beispiel mein erstes Projekt als Mitglied des SWR Symphonieorchesters im September letzten Jahres. Die Konzerte mit Schostakowitschs 13. Sinfonie unter der Leitung von Teodor Currentzis waren für mich sehr bewegend. Als weiteres Highlight lässt sich auf jeden Fall auch die Spanien-Tournee vom vergangenen Februar nennen. Dort durfte ich Beethovens "Pastorale" spielen, die einige sehr exponierte Passagen im ersten Horn bereit hält. Außerdem war es mir durch die längere gemeinsame Zeit unterwegs möglich, meine Kolleg:innen nun auch außerhalb der Proben und Konzerte noch besser kennenzulernen.
Wann und warum haben Sie sich eigentlich in Ihr Instrument verliebt?
Allzu romantisch ist die Geschichte dazu nicht, es handelte sich sogar eher um einen glücklichen Zufall. Aufgrund einer "Betreuungslücke" nahm mich meine Mutter, die selbst studierte Klarinettistin ist, zur Instrumentenvorstellung für die Nachwuchswerbung bei der Stadtkapelle meines Heimatortes kurzerhand einfach mit und "parkte" mich bei den Blechbläsern. Dort war ich direkt hellauf begeistert von der Form und dem strahlend goldenen Glanz des Horns. Ab diesem Moment gab es für mich kein Zurück mehr und wenige Wochen später durfte ich nach meinen ersten Hornunterricht stolz und überglücklich mein Kinderhorn nach Hause tragen. Damit hatte ich selbst mein Schicksal besiegelt, das Horn bändigen zu wollen …
Wenn Sie kein Orchestermusiker geworden wären, dann …
… wäre ich vermutlich Maschinenbauingenieur geworden. Ich hatte bereits von klein auf immer schon eine große Begeisterung für technische und handwerkliche Themen, was sich auch bis heute nicht verändert hat. Auch in der Schule war ich schon früh im technischen Zweig und hatte dann sogar das Glück für meine letzten drei Schuljahre ein technisches Gymnasium in Ulm besuchen zu dürfen. Dort konnte ich im Mechatronik-Zweig bereits viele Bereiche eines Machinenbaustudiums kennenlernen und somit wurde mir klar, wenn nicht Horn, dann eben Maschinenbau.
Für welches Hobby lassen Sie Ihr Instrument im Kasten?
Da fällt es mir schwer ein konkretes Hobby zu nennen. Den größten Teil meiner Freizeit verbringe ich aber vermutlich mit Freunden, was sich praktischer Weise gut mit einem meiner liebsten Hobbys verbinden lässt, denn ich bin ein leidenschaftlicher Hobbykoch und freue mich immer riesig, wenn ich dabei sogar noch andere bekochen darf. Ansonsten verbringe ich meine freien Abende auch gerne bei einem guten Film und einem Glas Rotwein gemeinsam mit meiner Partnerin in meinem sorgfältig zusammengestellten Heimkino. In der warmen Jahreszeit bin ich hin und wieder bei kleineren Radtouren durchs Stuttgarter Umland und im Winter auf der Skipiste unterwegs.
Welche drei Musikstücke nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?
Bei der schier endlosen Zahl an genialen, wunderschönen und beeindruckenden Werken, ist es mir quasi unmöglich, drei einzelne davon herauszupicken. Also müsste ich wohl einen Weg finden, meine gesamte Musikbibliothek mitnehmen zu können … Wenn ich es aber doch etwas eingrenzen sollte, dann liegt meine größte Leidenschaft auf jeden Fall bei den Werken der Klassik und Romantik. Zuhause laufen bei mir aber auch gerne die Rock-Klassiker der 80er-Jahre rauf und runter.
KONZERTVORSCHAU
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Sonstige Informationen
Wir weisen freundlich darauf hin, dass unautorisierte Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art bei dieser Veranstaltung untersagt sind.
Impressum
Sabrina Haane, Gesamtleitung SWR Symphonieorchester
Dr. Henning Bey, Künstlerische Planung
Tabea Dupree, Redaktion SWR Kultur
Henrik Hoffmann, Redaktion Programmheft
Matthias Claudi, Leitung Kommunikation SWR Ensembles und Festivals
Sämtliche Texte sind Originalbeiträge für dieses Programmheft