SWR2 Hörspiel

Thomas Pynchon: „Die Enden der Parabel / Gravity's Rainbow“

Stand
Autor/in
Thomas Pynchon
Klaus Buhlert

Das Ende des Zweiten Weltkriegs – von den V2-Nazi-Raketen auf London bis zur deutschen Kapitulation und dem Atombombenabwurf – als Paranoia-Drug-Sex Road Movie-Hörspiel nach dem Roman von Thomas Pynchon.

"Pynchon ist ein Bastler, ein Ingenieur und er möchte nichts Geringeres, als dem Welträtsel auf die Spur kommen. In diesem Sinne schreibt er die anspruchsvollsten Bücher, die ich kenne. Gleichzeitig sind sie aber auch die komischsten. Mit derb zotigem Humor."

Der Roman „Die Enden der Parabel / Gravity's Rainbow“ gilt als das Hauptwerk des US-amerikanischen Kultautors Thomas Pynchon. Klaus Buhlert inszenierte aus der deutschen Übersetzung von Elfriede Jelinek und Thomas Piltz für SWR2 eine 14-stündige Hörspielfassung.

Thomas Pynchon stimmte hierfür erstmals einer Bearbeitung seines Hauptwerkes zu.

Durch die beiden Abende der Ursendung führte Denis Scheck, der das die Hörspielfassung „absurd klug und wahnsinnig witzig“ findet.

Begleitet wird das beeindruckende Hörspielprojekt von Klaus Buhlerts Soundstück „Pirate Prentice' Paranoia“ sowie dem Werkstattbericht „Jenseits der Null“ von Ulrich Sonnenstein zur Entstehung des Hörspiels.

Auszeichnungen und Preise

Hörbuch des Jahres 2020

Das SWR2 Hörspiel "Die Enden der Parabel" nach dem Roman von Thomas Pynchon ist "Hörbuch des Jahres 2020" der hr2-Hörbuchbestenliste. Die unabhängige Kritikerjury würdigt damit die weltweit erste Hörspielbearbeitung des 1973 erschienenen Romans des amerikanischen Kult-Autors. Für Bearbeitung, Inszenierung und Komposition war Hörspielregisseur Klaus Buhlert verantwortlich.

In der aufwändigen Inszenierung sind u. a. Bibiana Beglau, Golo Euler, Felix Goeser, Corinna Harfouch, Jens Harzer, Franz Pätzold und Thomas Thieme zu hören. Redaktion und Dramaturgie hatte SWR Chefdramaturg Manfred Hess. Das fast 14-stündige Hörspiel war im April 2020 an zwei Abenden in SWR2 zu hören.

Die Auszeichnung "Hörbuch des Jahres" ist mit 3.333 Euro dotiert und wurde am 17. Oktober 2020 um 17 Uhr in der Frankfurter Festhalle auf der Buchmesse verliehen.

"Die Enden der Parabel" wurde bis 3. Dezember in SWR2 wiederholt, donnerstags um 23:03 Uhr, und stand bis zum 10. Dezember zum Nachhören hier auf dieser Seite.

Eine CD-Edition ist bei HörbuchHamburg erschienen.

Die Ursendung fand an zwei langen Radionächten mit der Moderation von Denis Scheck von 20.05 Uhr bis früh morgens am 17. und 18. April 2020 in SWR2 statt.

Damit wurde eine Produktion des SWR-Hörspiels nach "James Joyce: Ulysses" (SWR 2012) und "John Dos Passos: Manhattan Transfer" (SWR 2016) innerhalb von 10 Jahren zum dritten Mal mit diesem renommierten Preis einer Fachjury ausgezeichnet.

Bravouröse Kulturleistung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

"Die Enden der Parabel", im Original "Gravity’s Rainbow", spannt den Bogen von den V2-Raketen auf London während des 2. Weltkrieges bis zur deutschen Kapitulation und dem Atombombenabwurf. Erzählt wird in zahlreichen, ineinander verschlungenen Handlungssträngen sowie in Vor- und Rückblenden. Klaus Buhlert habe als Bearbeiter und Komponist "Gravity’s Rainbow" mit großer Starbesetzung zu einem fast 14-stündigen klanggewaltigen Hörspiel geformt, heißt es in der Begründung. Nach Ansicht der Jury sei Klaus Buhlert von diesem hochkomplexen Ideenroman über die Welt nach dem Absturz aller Sinnstiftungen eine hochmusikalische Adaption gelungen. Sie fange den Geist der Vorlage mit den Mitteln des Hörspiels kongenial ein. Nach Meinung der Jury sei es ohne Zweifel das bedeutendste Hörspiel der Saison und eine bravouröse Kulturleistung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Bestenliste von hr2-kultur und dem Börsenblatt des Deutschen Buchhandels

Die hr2-Hörbuchbestenliste wird von hr2-kultur und dem Börsenblatt, Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel, herausgegeben. Die Liste wird monatlich von einer unabhängigen Jury publiziert. Die Bestenliste ist im Internet unter www.hr2.de abrufbar.

Die Enden der Parabel / Gravity's Rainbow - Die Handlung

Die Handlungsstränge des Romans

In dem wie ein surrealer Comic anmutenden Roman mit seinen zahlreichen Nebenhandlungen fächert sich das Geschehen über vier Kapitel auf.

Kapitel 1: Jenseits der Null. Zeit: 18. bis 26. Dezember 1944.

Der englische Geheimagent Pirate Prentice erwacht aus dem Albtraum der Zerstörung Londons durch die V2. Wie der US-Geheimdienst weiß er, dass jeder Einschlag der Rakete mit dem Sexleben des in London stationierten GI Tyrone Slothrop zu tun haben soll.

Der Pawlowianer Dr. Pointsman und seine Mitarbeiter bei der "Weißen Visitation", einer Einheit zur psychologischen Kriegsführung, untersuchen Slothrop u. a. mit Hilfe der Wahrheitsdroge Natriumamythal.

Sie erfahren nicht viel mehr über Slothrop, als sie bereits wissen: Slothrops Vater hatte den Säugling Tyrone für Experimente an den Verhaltenswissenschaftler Laszlo Jamf "verkauft". Damit er Erektionen bekommen soll, wurde er u. a. mit dem Plastikstoff Imipolex G konditioniert, der bei der Herstellung der V2 eingesetzt wird.

Kapitel 2: Ein Urlaub im Casino Hermann Göring. Zeit: Weihnachten 1944 bis Pfingsten (20. Mai ‘45).

Das Casino ist ein Militärressort an der inzwischen befreiten französischen Riviera. Hierhin wird Slothrop geschickt, aber von Mitarbeitern der "Weißen Visitation" überwacht, unter ihnen die holländische Doppelagentin Katje.

Er findet heraus, dass es eine Rakete mit der Seriennummer 00000 gibt, die eine mysteriöse Komponente namens "Schwarzgerät" enthält, hergestellt aus Imipolex G. Da er sich verfolgt glaubt, flieht Slothrop aus dem Casino und setzt sich nach Deutschland ab.

Kapitel 3: In der Zone. Zeit: 18. Mai bis 6. August 1945, Tag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima.

Slothrop gelangt in Deutschland an Informationen über seine Vergangenheit. Die Suche nach der Rakete wird zur Suche nach seiner eigenen Identität. Die "Zone" ist zu einer gesetzlosen, anarchischen Region geworden, in der alle Personen und Gruppierungen nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind

In Nordhausen trifft er auf den russischen Geheimdienstoffizier Tschitscherin und den Herero Enzian, Mitglied des am Raketenbau beteiligten afrikanischen "Schwarzkommandos", sowie auf den rassistischen US-Major Marvy, alle auf der Suche nach dem Schwarzgerät. Bei aberwitzigen Verfolgungsjagden, die über das zerstörte Berlin nach Peenemünde und Cuxhaven führen, gerät Slothrop immer tiefer in die Paranoia der "Zone".

Er wechselt seine Identitäten, um seinen Verfolgern zu entkommen, und wird unter Drogen gesetzt. Was ist wahr, was falsch an sadomasochistischen Geschichten um die V2 – wie denen um den deutschen Raketeningenieur Franz Pökler oder die Filmschauspielerin Margarita Erdmann?

Alles scheint mit allem, und seit langem, verknüpft: Militär, Krieg, multinationale Konzerne wie die IG Farben.

Kapitel 4: Die Gegenkraft. Zeit: 6. August und 14. September 1945.

In der Lüneburger Heide verliert sich Slothrops Geschichte endgültig. Es beginnt sich eine "Gegenkraft" in der Viermächte-Zone zu formieren. Und langsam hebt sich auch der Nebel über Imipolex G, dem Schwarzgerät und seinem Einsatz in Hitlers Vergeltungswaffe V2 mit der Seriennummer 00000.

Gibt es überhaupt Thomas Pynchon? Geschichte eines Rechteerwerbs

Geschichte eines Rechteerwerbs

James Joyces „Ulysses“, Marcel Prousts „Recherche“, Thomas Manns „Doktor Faustus“, David Foster Wallaces „Unendlicher Spaß“ … Manche Romane der Weltliteratur gleichen einer Berg-Besteigung von 8000ern. Sie sind nicht einfach zu beschreiten, führen Schutthalten von Sekündärliteratur mittlerweile mit sich, die es bei ihrer Erstveröffentlichung nicht gab, und lassen viele Versuche bereits nach den ersten Schritten scheitern, da die Erwartungen ans Werk und an sich zu groß sind. Zu Unrecht. Diese Werke sind eigentlich gut lesbar, nur eben ungewöhnlich, voller Humor – nur muss man muss bereit sein, sich darauf einzulassen. Der Lohn des Weges, die auch mal eine Durststrecke überstehen muss, ist unvergleichlich; ein Blick herab auf die Welt ist es, der mitten in die Welt führt, die wir bewohnen.

Thomas Pynchons 1973 in den USA erschienener Roman Die Enden der Parabel gehört zu diesen 8000ern, die sich nicht wegschmökern lassen, aber am Ende des Weges den Leser mehr als reichlich beschenken. Der Roman ist eine Auseinandersetzung mit dem Ende des II. Weltkriegs, wie sie nur einem Amerikaner mehr als 25 Jahre danach gelingen konnte. Die Handlung reicht von Ende 1944, mit den V2 Angriffen auf London, bis in den September 1945, also nach dem Abwurf der ersten Atom-Bombe. Erzählt wird eine Geschichte, die einem Spionagethriller gleicht. Sie handelt von der Jagd der englischen, amerikanischen und sowjetischen Geheimdienste nach den Bauplänen der V2-Rakete aus dem Geiste der Postmoderne und des Pop: anarchisch, respektlos und mit absurder Komik. Und natürlich mit Nazis. Pynchons Trip führt in die Abgründe der Waffentechnik und humanbiologischer Konditionierung. Die Auflösung menschlicher Identitäten und Freiheiten im Netzwerk globaler Überwachungssysteme ist sein Thema, das heute aktueller nicht seien könnte.

Zurück zum Berg-Bild. Das Hörspiel kann Auf- wie Einstiegsmöglichkeiten für diese 8000er der Weltliteratur anbieten. Doch zuerst muss ein Basis-Lager errichtet werden, was nicht ohne Sherpas geht. In unserem Falle ging es um den Erwerb der Rechte vom bis heute mysteriösesten und öffentlichkeitsscheusten lebenden Autor der Welt, der jegliche Fotos von sich verboten hat (bis auf ein nicht 100% verbürgtes als junger Mann mit schiefen Zähnen), der nur mit einem Sack über dem Kopf bei den Simpsons auftrat, von dem es kaum Interviews gibt und der alle Anfragen auf Bearbeitungen seines Hauptwerkes ablehnte.

Die erste Anfrage 2005 - Funkstille...

Ich lese Pynchons Werke seit 1981. Aber auch Studententräume möchten Wirklichkeit werden. So fragte ich erstmalig als Dramaturg 2005 beim Rowohlt Verlag an. Damals arbeitete dort in der Lizenzabteilung Renate Koch. Sie lachte, versprach sich dennoch zu erkundigen und winkte anschließend ab. Let it be. No chance.

Es wurde ein „running gag“ jedes Jahr.
Irgendwie erhielt ich 2013 die Mailadresse von Pynchons Agentin, die auch seine Ehefrau ist. Ich mailte ausführlich, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Non Profit Organisation sei, was „Hör! Spiel“ ist etc. – keine Error Meldung im Email-Account, aber auch keine Antwort.

Weihnachten 2014. Same procedure as every year, ergänzt um Audiofiles u. a. vom Joyce-Hörspiel, einem in Englisch produzierten Transgender-Stück des DJs Terre Thaemlitz und Becketts „Words and Music“. Zwei Tage später zeigte mein Account an: „files downloaded“. Immerhin. Frau Koch und ich amüsierten uns über die Schönheit des Phänomens „love labour‘s lost“.

Weihnachten 2015: Die Kinder mussten am späten Abend unbedingt doch noch den neuen „Ego Shooter“ spielen. Also Laptop aufgeklappt in dieser Kakophonie von kriegerischen Digital-Geräuschen und menschlichen Urlauten. Ich bot dieses Mal ein SWR2-Radioevent an, zum 75. Jahrestag des Endes von WWII, einen Koproduzenten, dazu Hörbuchveröffentlichung und später Wiederholung im Radio in Einzelfolgen.

5. January 2016: Dear Manfred Hess, Thank you for this query. We are interested in exploring this with you … P.S.  I contacted Rowohlt yesterday about this and in principle they were enthusiastic.

Ich stand nicht mehr allein in der Wand, war angeseilt. Ich bedankte mich bei Renate Koch und beim Programmleiter Belletristik von Rowohlt, Thomas Überhoff. Ohne sie wäre dies nicht möglich gewesen und ohne sie auch nichts mehr weiter gegangen.

16. February 2016: Dear Manfred, we are fine with proceeding.

Die Gefährten

Beim Sender SWR2 wurde die Idee sofort unterstützt. Mit Klaus Buhlert wurden erste Konzeptgespräche geführt, mit Sabine Küchler vom Deutschlandfunk Köln eine Koproduzentin gewonnen und mit Johannes Stricker von Hörbuch Hamburg eine Kooperation vereinbart, um das Pynchon angebotene Paket auch tatsächlich abzusichern. Ohne selbständig agierende Partner geht eben gar nicht.

Das Pynchon-Paket enthielt die Zusicherung, keine Teile oder Längen für das Hörspiel vorzugeben, also mit keiner einengenden Formatierung an die Arbeit zu gehen, vielmehr aus der Logik des Romans die Bearbeitung zu entwickeln. Darüber hinaus die Zusage, keine Zensur so genannter obszöner Passagen vorzunehmen und nicht zuletzt, dass die Adaption den Wortlaut der deutschen Übersetzung nicht ändert oder Passagen hinzuschreibt. Pynchon im „deutschen Original“ sollte es werden. Gekürzt für den Transfer ins Akustische. Natürlich, es ist schließlich keine Lesung.

Aber der Autor Pynchon ist eben Thomas Pynchon. So mussten langwierig viele Vertragsdetails geklärt werden. Dann kam plötzlich das Verbot, die berühmten Limericks - die potenziellen Songtexte in „Gravity‘s Rainbow“ - nicht musikalisch vertonen zu dürfen. Mr. Pynchon habe da seine eigenen musikalischen Vorstellungen, und die seien nicht kongruent mit fixierten Songs. Was uns zuerst als herber Verlust erschien (die Texte eigenen sich hervorragend für Songs - und Klaus Buhlert als Komponist sah schon freudig der Herausforderung entgegen), erwies sich im Laufe der Arbeit am Hörspiel als großer Gewinn. Der Autor weiß es eben besser. Es gibt im zeitlich voranschreitenden nur einen Zeit-Vektor kennenden Akt des Hörens kein flüchtiges überfliegendes Zurückblättern. Ein Song fordert immer Autonomie ein, vielleicht sogar eine vom Zusammenhang her ausgekoppelte Rezeption a la „the best of“. Zumindest, so gut er auch sein mag, erschwert er gerade im Akustischen die ohnehin schon schwierige Handlungsorientierung in Gravity’s Rainbow. Pynchons Empfehlung, diese Texte zu streichen, sind wir größtenteils nachgekommen und haben diese Passagen, wenn wir einige nutzten, nur lesen lassen. Der Vorteil: So konnte Klaus Buhlert das Konzept freier und kreativer darauf anlegen, mit Musik und Atmo-Settings ein „akustisches Gesamtlayout“ zu entwerfen. Dies war gerade an den Stellen stärker einzusetzen und wichtig, an denen der Hörer den Überblick verlieren könnte (und wir zu Beginn der Arbeit auch machmal verloren hatten).

Wie beim Opernlibretto, das auch nicht immer vollständig verstanden werden muss, wie selbst ein Hofmannsthal es einst als Librettist von Strauß vermerkte - wie dort sollten Hörerinnen und Hörer über die im Hörspiel mögliche akustisch-musikalische Suggestivität dazu verführt werden, selbst bei Irritationen trotzdem weiter „dran“ zu bleiben und lustvoll zumindest eine Ahnung davon zu gewinnen, wovon diese Passagen handeln. Und nicht zuletzt gehört es zum offenen Konzept von „Gravity’s Rainbow“, nicht alles in den Begriff und Eindeutigkeit aufzulösen.

Vom "Basislager" zum "Gipfelkreuz"

Am 5. Dezember 2017 zeichnet Thomas Pynchon in New York den Vertrag zu „Gravity‘s Rainbow“. Erstmalig erlaubte er, was er bisher verwehrte. Das Basislager stand. Wie dann Klaus Buhlert das Hörspiel als Gipfel-Kreuz setzen konnte, das ist wiederum eine ganz andere Geschichte. Vielleicht ist hier ein Wendung des Komponisten Hans Eislers treffend, der den Prozess künstlerischer Arbeit einmal so umschrieben hat: Idee, Umsetzung, Überprüfung, Verzweiflung, neuer Versuch, Korrektur, Weitermachen; Idee, Umsetzung, Überprüfung …

Hörerinnen und Hörer sind auf unserem Gipfel jedenfalls herzlich willkommen.

Pirate Prentice' Paranoia. Hörspiel von Klaus Buhlert

"Pirate Prentice' Paranoia" - In der Auseinandersetzung mit dem Material entsteht ein eigenes Hörstück

„Gravity’s Rainbow“: Dieser Roman beginnt mit einem Albtraum. Pirate Prentice träumt ihn. Nein, Gnade gibt’s nicht mehr! Rettung? Auch negativ. Absolute Zero. Da läuft der Schall rückwärts! Direkt hinein in den Terror des Zweiten Weltkriegs.

Am 17. und 18. April dieses Jahres wird die weltweit erste Bearbeitung von Thomas Pynchons legendärem Roman "Gravity’s Rainbow" (dt. "Die Enden der Parabel") in SWR2 ausgestrahlt. Klaus Buhlert hat über zwei Jahre an der Hörspielfassung dieses Romans gearbeitet.

Dabei sammelten und verdichteten sich in Buhlerts Kopf, auf seinen Tonbändern und Festplatten zahlreiche Sound- und Fundstücke. Material, auf das er für ein neues Radiostück zwischen Ars Acustica und Hörspiel zurückgreift.

Pirat Prentice’ Paranoia oder Pynchon2Go – ein audiophiles Werkstattgespräch
Das Werkstatt-Gespräch "Pirat Prentice’ Paranoia oder Pynchon2Go" erforscht Wege des Hörens, zum Beispiel mit fortgeschrittenen Stereo-Aufnahmeverfahren. Bild in Detailansicht öffnen
Pirat Prentice’ Paranoia oder Pynchon2Go – ein audiophiles Werkstattgespräch
Klaus Buhlert ist Komponist und rennomierter Hörspielmacher. Er berichtet über den Stand der vor zwei Jahren begonnenen Arbeit. Bild in Detailansicht öffnen
Pirat Prentice’ Paranoia oder Pynchon2Go – ein audiophiles Werkstattgespräch
Manfred Hess ist Chefdramaturg der SWR-Hörspielabteilung. Bild in Detailansicht öffnen
Pirat Prentice’ Paranoia oder Pynchon2Go – ein audiophiles Werkstattgespräch
Sind im Zeitalter ihrer onlinebasierten Kopfhörer-Rezeption Techniken wie Kunstkopf-Stereofonie oder binaurale Produktionsweisen sinnvoll? Bild in Detailansicht öffnen
Pirat Prentice’ Paranoia oder Pynchon2Go – ein audiophiles Werkstattgespräch
In zwei Hörbeispielen wurde der große Unterschied zwischen "dreidimensionaler" Akustik mit Kopfhörern und der Akustik von Lautsprechern im Saal demonstriert. Bild in Detailansicht öffnen
Pirat Prentice’ Paranoia oder Pynchon2Go – ein audiophiles Werkstattgespräch
2020, zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, senden SWR und Deutschlandfunk die circa 16-stündige Hörspielproduktion Gravity’s Rainbow / Die Enden der Parabel nach dem Roman von Thomas Pynchon. Die Umsetzung hat sich diesen Fragen gestellt. Bild in Detailansicht öffnen

Immer wieder neu ordnete und mixte er seine akustischen Fantasien von Geoffrey "Pirate" Prentice – einem britischen Geheimdienstoffizier – paranoiden Träumen von der V2, Hitlers "Wunderwaffe", und der Evakuierung Londons.

Eine "Soundreise mit Umwegen" zurück zum Anfang des Romans – das Heulen ist eine V2, die aus dem Himmel über London mitten in den Zweiten Weltkrieg herabstürzt. Und überraschenderweise gibt es dabei Parallelen zu Rilkes "Duineser Elegien".

Buhlerts Stück versteht sich zugleich als ein audiophiles High-End-Experiment, das bewusst jenseits von Techniken wie Kunstkopf oder binauraler Aufnahme- wie Wiedergabetechniken die Ausdrucksmöglichkeiten einer stereophonen Mischung für Kopfhörer ausreizt.

Das Realisationsteam

Felix Goeser © SWRNirto Karsten Fischer
Geoffrey „Pirate Prentice“ ist die Figur, die den Albtraum am Anfang des Romans von Thomas Pynchon träumt. Gespielt wird Prentice von Felix Goeser. Aus seinen paranoiden Träumen von der V2-Rakete und der Evakuierung Londons, hat Klaus Buhlert außerdem mit „Pirate Prentice‘ Paranoia“ ein zweites Hörspiel produziert. Bild in Detailansicht öffnen
Die V2-Rakete beim Start. © SWRImperial War Museum
Mit ihr beginnt der Roman: Eine V2-Rakete beim Start. Bild in Detailansicht öffnen
Franz Pätzold © SWRNirto Karsten Fischer
Franz Pätzold führt als Erzähler durch das Hörspiel. Er hat schon in mehreren Projekten mit dem Regisseur Klaus Buhlert zusammengearbeitet. Bild in Detailansicht öffnen
„Die Enden der Parabel“, Hörspiel von SWR2 und Deutschlandfunk nach dem Roman von Thomas Pynchon, u. a. mit Bibiana Beglau © SWRNirto Karsten Fischer
Bibiana Beglau spricht die holländische Agentin Katje Borgesius: „Katje ist eine Oberfläche, wie eine Seifenblase schillert sie in allen Farben und hat doch keinen Kern. Sie passt sich an, macht mit im Spiel der Männer und ist das, was sie wollen oder brauchen oder glauben zu brauchen oder zu wollen. Sie hat keinen Kern. Das umzusetzen und keinen Sinn in ihrem Wesen zu suchen, war die Herausforderung. Eigentlich ist sie die perfekte Agentin.“ Bild in Detailansicht öffnen
Corinna Harfouch © SWRAlexander Kluge
Corinna Harfouch spielt die deutsche Schauspielerin Margaritha „Greta” Erdmann. Sie hat schon für das preisgekrönte Hörspiel „Ulysses“ mit Regissseur Buhlert zusammengearbeitet. Bild in Detailansicht öffnen
v.li.: Manuel Harder, Max von Pufendorf, Golo Euler © SWRNirto Karsten Fischer
Manuel Harder, Max von Pufendorf und Golo Euler bei den Aufnahmen des 14-stündigen Hörspiels. Bild in Detailansicht öffnen
Klaus Buhlert, Bearbeiter und Regisseur © SWRAntje Berghäuser
Klaus Buhlert übernahm die Hörspielbearbeitung, Komposition und Regie für „Die Enden der Parabel“. Viele seiner Hörspielproduktionen wurden mit Preisen ausgezeichnet. Mit der 22-stündigen Hörspielfassung von James Joyces Roman „Ulysses“ für den SWR gelang ihm 2012 eine der bis dahin längsten und aufwändigsten Hörspielproduktionen der ARD. „Die Enden der Parabel“ bringt es auf eine Länge von 14 Stunden. Klaus Buhlert hat über zwei Jahre an der Hörspielfassung gearbeitet. Bild in Detailansicht öffnen
Wolfram Koch © SWRNirto Karsten Fischer
Wolfram Koch ist nicht nur als Kriminalhauptkommissar Paul Brix im Frankfurter Tatort bekannt, sondern auch als Hörbuchsprecher. In „Die Enden der Parabel“ spricht er den Roger Mexico. Bild in Detailansicht öffnen
Golo Euler © SWRAlexander Kluge
Golo Euler spricht den amerikanischen GI Tyrone Slothrop. „Die Enden der Parabel“ ist sein erstes Hörspiel: „Der Aufnahmevorgang an sich war für mich etwas sehr Schönes und Intimes, weil man für den einen Moment ganz allein mit sich und seiner Stimme ist und lernt, ganz neu auf sich zu hören.“ Bild in Detailansicht öffnen

Die Sprecherinnen und Sprecher und ihre Rollen

Franz Pätzold (Erzähler)
Felix Goeser (Pirat Prentice)
Golo Euler (Tyrone Slothrop)
Bibiana Beglau (Katje Borgesius)
Jens Harzer (Dr. Pointsman)
Wolfram Koch (Roger Mexico)
Corinna Harfouch (Margaritha “Greta” Erdmann)
Thomas Thieme (Oberst Dominus Blicero)
Manuel Harder (Oliver “Tantivy” Mucker-Maffick, Franz Pökler, Gerhardt von Göll, Corporal, Colonel, Oberleutnant, Richard M. Zhlubb)
Jenny König (Jessica Swanlake)
Manfred Zapatka (Brigadier Pudding, Laszlo Jamf, Dr. Kevin Spectro, Thomas Gwenhidwy)
Johannes Silberschneider (Wimpe, Mario Schweitar, Prof. Glimpf, Geza Rözsavölglyi, Rollo Groast, Klaus Närrisch)
Timo Dierkes (Oberst Enzian, St.-Just Grossout)
Werner Wölbern (Miklos Thanatz, Horst Achtfaden, Spontoon)
Roman Kanonik (Oberst Wjatscheslaw Tschitscherin, Dr. Porkjéwitsch, Wache)
Mareike Beykirch (Ghislaine, Geli Tripping, Shirley)
Peter Kurth (Major Marvy)
Martin Engler (Seaman „Pig“ Bodine, Chiclitz, Pvt. Paddy McGonigle, Denis Joint, Berichterstatter)
Gen Seto (Ensign Morituri)
Stefan Wilkening (Dodson-Truck, General Wivern, Herr Haftung)
Marc Hosemann (Säure Bummer)
Lars Rudolph (Osbie Feel, Krypton, Le Froyd, Lucifer Amp, Berichterstatter)
Hendrik Arnst (Blodgett Waxwing, Constable Stuggels, Stimme)
Max von Pufendorf (Teddy Bloat, Jeremy, Kurt Mondaugen, Broderick Slothrop)
Christiane Rossbach (Frau Gnahb, Mrs. Quoad, Tamara, Augenzeuge)
Dimitriji Schaad (Dschabájew, Nicolai Ripow, Semjáwin, Mrawenko, Schdajew, Harvey Speed)
Christopher Heisler (Carroll Eventyr, Tyrone Slothrop jung)
Sebastian Schwarz (Peter Sachsa, Edwin Treacle, Milton Gloaming)
Jan Bülow (Otto Gnabb, Pavel)
Elisa Plüss (Darlene, Trudi, Cynthia, Stefania)
Jens Wawrczeck (Byron die Birne, Max und Moritz)
Peer Oscar Musinowski (Muffage, Schnorp, Floyd Perdoo, Interviewer)
Natali Seelig (Graciela Imago Portales)
Vidina Popov (Bianca Erdmann, Ilse Pökler, Maggie Dunkirk, Mädchen, Hilfssoldatin)
Anton Andreew (Ludwig, Procalowski, Christian, Kollege, Eddy Pensiero, Hendryk der Hase, Stimme)
Bernardo Arias Porras (Francisco Squalidozzi, Andreas)
Hanna Plaß (Leni Pökler)

An- und Absage: Johannes Wördemann
Besetzung: Nana Rademacher
Juristische Beratung und Abwicklung: Judith Aßmus
Ton und Technik Wortaufnahme: Martin Vögele, Christian Eickhoff, Thomas Rau, Thomas Monnerjahn, Andreas Stoffels, Alexander Brennecke, Andreas Meinetsberger sowie Anke Schlipf, Sonja Rebel, Susanne Beyer, Jan Fraune, Gunda Herke
Ton und Technik Mischung: Another Room
Mastering: Tanja Hiesch und Anke Schlipf
Regieassistenz: Kathrin Herm
Musik: Another Plus Band
Hörspielbearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert
Produktion: Südwestrundfunk und Deutschlandfunk 2020 in Kooperation mit Hörbuch Hamburg
Dramaturgie und Redaktion: Manfred Hess

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Stand
Autor/in
Thomas Pynchon
Klaus Buhlert