Hier können Sie "Die Karlsruher Postulate" herunterladen.
Der Stand der Dinge
Im September 1995 fand die vierte UN-Weltfrauenkonferenz in Peking statt. 189 Mitgliedsstaaten erkannten damals die zentrale Rolle der Massenmedien bei der Überwindung von Geschlechterstereotypen und -diskriminierung an. Wie aktuelle Studien belegen, hat sich hier in den vergangenen knapp 25 Jahren jedoch fast nichts verbessert: Nach wie vor kommen durchschnittlich zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen in Spielfilmen und anderen fiktionalen Werken vor. Der Dialoganteil von Männern ist doppelt so hoch wie der von Frauen. Für Darstellerinnen* über 40 gibt es immer weniger Rollen, das Rollenangebot für männliche Darsteller steigt hingegen mit dem Alter. Zugleich werden Frauen dreimal so häufig sexualisiert oder sexuell verdinglicht inszeniert wie Männer.
Auf eine einfache Formel gebracht: Frauen* werden erzählt – und das in oft reduzierter, klischeehafter und diskriminierender Art und Weise – und Männer* erzählen.
Spätestens seit #MeToo wird immer mehr Menschen bewusst:
Wir brauchen eine Revolution des Geschlechterverhältnisses, nicht zuletzt auf unseren Bildschirmen, in unseren Lautsprechern und Kopfhörern und an den verantwortlichen Stellen dahinter. Es geht um das Recht, sich selbst erzählen zu können. Wir brauchen diese Revolution jetzt, damit die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gemäß Art. 3, Abs. 2 GG, endlich Wirklichkeit wird.
Unterzeichnet haben die Postulate die Referentinnen Sabine Hark, Lamya Kaddor, Stefanie Lohaus, Ania Mauruschat, Luise F. Pusch und TeilnehmerInnen* am Workshop "Wie weiblich ist der Kulturbetrieb?" im Rahmen der ARD Hörspieltage 2019, ZKM Karlsruhe, 9.11.2019.