F. ist Autor, alleinerziehender Vater von zwei sehr selbstbewussten Teenager-Mädchen und fast pleite. Und dann drohen auch noch drei Deadlines: F. muss bis in zwei Tagen ein Hörspiel geschrieben haben, einen schwierigen Brief an den Klassenlehrer und die Trauerrede für seine kürzlich verstorbene Schwester Henni.
Und als sei das alles nicht schon schlimm genug, spitzt sich seine Situation noch weiter zu: In der Nacht hat sein Computer selbstständig ein Update der Betriebssoftware vorgenommen, wichtige Apps funktionieren nicht mehr, dafür völlig ungefragt eine Software, die sich plötzlich stimmlich meldet, weil sie bei F. "ein krisenhaftes Muster der Benutzung des Endgeräts" festgestellt hat.
Was genau klemmt bei F.? Seine dürftige Auskunft: "Hohes Arbeitsaufkommen." Aha, ein Mann im Stress. Darüber frei zu sprechen, sich vielleicht sogar an eine professionelle Beratung zu wenden, kommt für F. nicht in Frage. Stattdessen: Hinwendung zur KI als preiswertem Gesprächspartner und Gehilfen, um sein in der Tat ganz schön happiges Schreibpensum zu bewältigen.
In F.s Dialog mit der KI erleben wir deren phänomenale Fähigkeit, Zusammenhänge herzustellen, zu analysieren und fantasy-mäßige Konfektionsware zu verfassen, aber immer wieder zu vergessen, dass man schon per Du ist. Die Erfahrungen mit Moetteli, Siri & Co. verleihen F. ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber der Maschine, bis ihn ein ungeheurer Verdacht beschleicht: Könnte es nicht sein, dass die Warnungen seiner Töchter berechtigt sind und das Trottelige eine Masche der Maschine ist, um ihre Gefährlichkeit zu verschleiern?
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, Lehre zum Schifffahrtskaufmann und Studium der Sinologie in Berlin, Hamburg und Shanghai. 1995 Stipendiat der Hörspielautoren-Werkstatt des Berliner LCB, aus der das mit dem Hörspielpreis der Akademie der Künste 1997 ausgezeichnete Hörspiel Prozedur 7.7.0 hervorging. 2012 erhielt er den Deutschen Hörspielpreis der ARD für Alfred C. – Aus dem Leben eines Getreidehändlers. 2009 Ernennung zum Mitglied der Akadmie der Künste. Hermann Bohlen lebt in Berlin.
Im Anschluss Publikumsgespräch mit Hermann Bohlen (Autor, Hauptdarsteller, Musik, Co-Regie) und Mark Ginzler (Dramaturgie)
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- Kubus
ZKM Karlsruhe
ARD Hörspieltage 2024
Das größte deutschsprachige Publikumsfestival für Hörspiel und Klangkunst findet in diesem Jahr Anfang November im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien statt. Im Mittelpunkt steht der Wettbewerb um den Deutschen Hörspielpreis der ARD. Zwölf herausragende Produktionen aus der ARD, dem Deutschlandradio sowie SRF und ORF konkurrieren um die renommierte Auszeichnung.