Die Demonstrierenden gegen das Regime im Iran riskieren ihr Leben; zahlreiche sind getötet oder schwer verletzt worden. Eine Behandlung im eigenen Land ist für sie allerdings viel zu gefährlich. Deshalb versucht die Initiative aus Mainz, die Verwundeten nach Deutschland zu holen, um sie hier behandeln zu lassen. Bevor Milad und Erfan zu ihrer nächsten Operation in die Uniklinik müssen, sind sie mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf verabredet.
Das Treffen sei zumindest ein kleines Zeichen der Solidarität, sagt Bischof Kohlgraf: "Ich weiß nicht, was man erreichen kann, was ich als katholischer Bischof im Iran erreichen kann. Aber vielleicht gibt es den Menschen Hoffnung, dass hier nicht nur ein Bischof, sondern auch Politikerinnen und Politiker und ganz viele andere ihre Situation im Blick haben und sich engagieren. Dass es ein Stück Hoffnung gibt, dass sie nicht allein sind."
Beide Iraner von mehreren Kugeln verwundet
In den Körpern der beiden Männer stecken mehrere Kugeln, zum Teil gefährlich nah am Herzen oder der Hauptschlagader. Beiden droht der Verlust eines Auges. Sie tragen Augenklappen. Etliche Operationen an der Mainzer Uniklinik liegen noch vor ihnen. Der 34-jährige Milad wurde auf einer Demonstration von Revolutionsgarden des Regimes gezielt ins Visier genommen.
Milad erzählt: "Während der Proteste habe ich den anderen zugerufen, sie sollen keine Angst haben und Widerstand leisten. Die Revolutionsgarden haben mich deswegen für einen Anführer gehalten und auf mich geschossen."
Initiative hat Verbindung zu weiteren Verletzten in Iran
Freunde brachten ihn in eine Privatklinik, wo er gerettet wurde. Dort konnte er allerdings nicht bleiben. Irgendwann wäre er verhaftet worden oder die Ärzte und Schwestern hätten sich aus Angst geweigert, ihn weiter zu versorgen. Über Familienmitglieder und Freunde bekam er Kontakt zu der Initiative rund um das Malteser Integrationsbüro Rheinland-Pfalz/Hessen. Seit Jahrzehnten wird es von dem Exil-Iraner Behrouz Asadi geleitet. Ihm und Mitgliedern der Organisation Pro Asyl gelang es, Milad nach Deutschland zu holen. Sie stehen noch mit 24 weiteren Menschen in Verbindung, die ähnlich lebensgefährliche Verletzungen haben.
"Unsere Hoffnung ist, dass sie uneingeschränkt sofortigen Schutz bekommen, politisches Asyl bekommen. Aber die bürokratischen Hürden müssen aufgehoben werden. Die Anträge müssen erleichtert werden", sagt Asadi.
Der Termin bei Bischof Kohlgraf ist nicht der einzige der beiden Männer. Zwischen ihren Behandlungen in der Klinik geben sie Interviews oder treffen mögliche Unterstützer. Der 27 Jahre alte Erfan hofft, dass sein Einsatz nicht umsonst war. Er wolle von Deutschland aus eine Stimme für alle Iraner sein, sagt er.
Begleitet werden die beiden von einem Fernsehteam eines iranischen Oppositionssenders aus London. Die 34-jährige Journalistin Tamira Rostami musste schon vor vier Jahren ihr Heimatland verlassen.
"Als Frau im Iran hast du jeden Tag Probleme. Sie sind in jeder Ecke deines Lebens. Manchmal fingen sie mich gezielt ab mit der Begründung, dass ich keinen Schal trage, denn ich habe viel veröffentlicht, im Radio und in der Zeitung."
Art des Widerstands im Iran hat sich verändert
Sie tut alles, um die Proteste gegen das iranische Regime zu unterstützen. Die offenen Proteste im Iran sind zwar inzwischen abgeflaut. Doch das heißt nicht, dass der Widerstand nachgelassen hat, sagt der 27-jährige Erfan. Er habe nur eine andere Form angenommen.
"Im Moment gibt es nicht mehr so viele Demonstrationen auf den Straßen. Die Art des Widerstands hat sich verändert und äußert sich beispielsweise in Streiks, es ist eher ein ziviler Widerstand, aber er ist nach wie vor da."