An diesem Wochenende - Freitag und Samstag - ist das orthodoxe Weihnachtsfest. Traditionell feiern viele orthodoxe Kirchen Christi Geburt erst am 6. und 7. Januar. Der Grund dafür sind unterschiedliche Kalender. Und auch einige ukrainische Familien in Deutschland feiern dieses Wochenende. Für Familie Ilienko war im Dezember schon Weihnachten. Die Familie will aber auch beim orthodoxen Fest mitmachen. Zumindest noch dieses Mal.
Heiliger Abend in Trier mit vielen Traditionen
Iryna Ilienko erzählt von vielen Traditionen und Bräuchen in der Ukraine zum Weihnachtsfest. Sie ist mit ihrem Mann und ihren vier Kindern vor acht Monaten vor dem Krieg aus Kiew nach Trier geflohen. Sie vermissen ihre Heimat sehr. Wenn Iryna Ilienko von den Bräuchen berichtet, leuchten ihre Augen. Die Kinder würden sich wochenlang in der Schule vorbereiten. Es würden viele Weihnachtslieder geprobt und gesungen.
Am 6. Januar, dem Heiligen Abend, komme dann die Familie zusammen. Der Tisch werde feierlich gedeckt. Gereicht würden zwölf Speisen. Die Zahl könne für die zwölf Apostel oder die zwölf Jahreszeiten stehen. Die Speisen enthalten weder Fleisch, Eier und Milchprodukte. Denn der Heilige Abend falle noch in die Fastenzeit.
Traditionell gibt es Kutja und Uswar
Das Hauptgericht heißt Kutja und besteht aus gekochtem Weizen, der mit Mohn und Honig gemischt wird. Dazu wird Uswar gereicht - ein Erfrischungsgetränk, das aus eingeweichten Trockenfrüchten zubereitet wird. Auch Iryna Ilienko hält an dieser Tradition fest. Wichtig sei, dass die ganze Familie zusammenkomme - sagt ihr ältester Sohn Nikita. Seine Geschwister würden ihre Freundinnen und Freunde aus der Ukraine sehr vermissen. Aber sie seien alle dankbar, dass sie in Sicherheit seien. Und alle zusammen.
Weihnachtslieder werden "aufgeführt"
In der Ukraine ziehen Jungen und Mädchen dann mit Liedern und Gedichten von Haus zu Haus. Dafür bekommen sie von den Nachbarn Süßigkeiten und Münzen. Auch Krippenspiele gehörten zur Tradition. Das habe auch eine ukrainische Freundin in Trier organisiert. Der älteste Sohn der Familie, Nikita, hat zusammen mit anderen ein Theaterstück aufgeführt, den "Grinch". Das sei zwar eher eine amerikanische Geschichte. Doch die habe der Familie gut gefallen. Die Aufführungen in Trier mit ihm in der Hauptrolle seien sehr gut angekommen, meint seine Mutter.
Die Familie wollte am Samstag auch einen ukrainischen Gottesdienst in Saarbrücken besuchen. Iryna geht davon aus, dass sie das nächste Weihnachtsfest nicht mehr im Januar, sondern im Dezember feiern wird. Auch die ukrainisch-orthodoxe Kirche passe sich dem Trend an, um sich von Russland abzugrenzen. Russland und der Moskauer Patriarch würden als Aggressor wahrgenommen. Daher wolle man künftig lieber - wie viele Westeuropäer- im Dezember Weihnachten feiern. Dieses Mal sei sozusagen eine Übergangszeit, um sich langsam an das neue Datum zu gewöhnen.