Ein bisschen Wasser fällt vom bewölkten Himmel. Doch es sind nur Tropfen auf den heißen Schieferstein und die Weihnachtsbäume von Helmut Kohl.
Es ist der erste Regentag seit dem Mai in Lorscheid (Kreis Trier-Saarburg). "14 Tage müsste es aber regnen, damit die Tannen sich wieder erholen", sagt Kohl. Und selbst dann wäre es für einige seiner Bäume zu spät.
50 Prozent Verlust bei neuen Pflanzen
Kohl hat durch die Trockenheit vor allem junge Pflanzen verloren. Feuerrot statt grün sind die Nadeln der kleinen Tannen, die die Sonne verbrannt hat. "Die sehen aus, als hätte man sie wochenlang neben dem Ofen vergessen", sagt Kohl.
Der Landwirt hat auf diese Art fast die Hälfte seiner Neuanpflanzungen verloren. Dass zwei bis drei Prozent es nicht schaffen, sei normal. Aber eine Trockenheit wie diese habe Kohl in 30 Jahren nicht erlebt.
Hochwald ist schwieriges Anbaugebiet
Kohl ist nicht der einzige, der Probleme hat. Auf Anfrage des SWR beklagen mehrere Weihnachtsbaumhändler in der Region Trier Verluste. Sie sorgen sich wegen des Klimawandels und den immer häufigeren trockenen und heißen Sommern.
"Uns hat es hier aber mit am Schlimmsten getroffen", glaubt der Lorscheider. Denn diese Gegend des Hochwalds sei trocken und sonnenverwöhnt. Und der Schieferboden, in dem die Tannen Wurzeln schlagen, heize sich stark auf.
Eifeler und Hunsrücker Tannen sind besser durch den Sommer gekommen
"In der Eifel oder im Hunsrück zum Beispiel fällt viel mehr Niederschlag", sagt Kohl: "Und da gibt es andere Böden."
Tatsächlich haben die Bestände etwa bei Johannes Heibges in Salm (Landkreis Vulkaneifel) und Lars Zimmermann in Wiebelsheim (Rhein-Hunsrück-Kreis) nicht so sehr unter der Trockenheit gelitten. Einfach, weil die klimatischen Bedingungen andere sind.
Züchterverband: Keine Engpässe erwartet
"Die Lage stellt sich regional sehr unterschiedlich dar", sagt Zimmermann, der als stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises rheinland-pfälzischer Weihnachtsbaumproduzenten einen Überlick über die Branche hat: "Manchen Züchtern sind fast alle Jungpflanzen eingegangen, anderen gar keine."
Wegen Hitze und Trockenheit Gibt es bald keine Weihnachtsbäume mehr aus der Pfalz?
In vier Monaten ist schon wieder Weihnachten. Wer sich auf das alljährliche Weihnachtsbaum-Schlagen freut, sollte das genießen. Denn es droht ein Ende dieser Tradition.
Insgesamt erwartet der Verband also keine Engpässe bei heimischen Bäumen. Nur in bestimmten Gegenden könnte es schwieriger werden. Der Hochwald rund um Lorscheid könnte dazugehören.
Nordmanntannen statt Edeltannen
Schon jetzt setzt Helmut Kohl dort nur noch auf Nordmanntannen. Die stammen aus dem Kaukasus und sind wesentlich hitzebeständiger als etwa die Edel-Tanne, die in Nordamerika heimisch ist. "Die wachsen hier gar nicht mehr", sagt Kohl. Aber auch die Nordmanntannen leiden unter dem Hitzestress.
Weihnachtsbäume für die nächsten fünf Jahre gesichert
Die gute Nachricht ist trotzdem: Weihnachten in diesem Jahr ist gerettet. Niemand muss auf den Weihnachtsbaum verzichten. Und auch in den nächsten fünf Jahren ist der Bestand an Tannen aus dem Hochwald gesichert.
Die alten Bäume wurzeln tief bis ins Grundwasser und überstehen daher auch die Trockenheit. Dieser Teil der acht Hektar großen Plantage der Familie Kohl kommt noch saftig grün daher.
Landwirt Kohl will bald aufhören
Nur mit dem Nachwuchs wird es schwer. Acht bis zehn Jahre braucht eine Tanne zum Wachsen. Wenn solche Trockenzeiten künftig zunehmen, schaffen es die Setzlinge nicht mehr, groß zu werden.
"Zumindest nicht ohne intensive Bewässerung", sagt Kohl. Und tonnenweise Wasser für ein paar Weihnachtsbäume aufzufahren, sei weder wirtschaftlich noch nachhaltig: "Und wie soll ich da dann neue Pflanzen bestellen?"
Kohl schaut ohnehin nicht mehr so weit in die Zukunft. Lange will der 60-Jährige die Plantagen nicht mehr betreiben: "Ich glaube dieses Trockenjahr war für mich ein Wink, bald aufzuhören."