Wer durch die Fenster des Landhotels Rosenberg schaut, blickt in einen gemütlichen Schankraum. Eine Theke lädt zum Weintrinken ein, an den Holztischen können Familien zum gemeinsamen Essen Platz finden. Doch das Lokal hat schon seit Längerem geschlossen. Statt einer Speisekarte hängt ein Zettel mit entsprechender Aufschrift am Eingang.
Viele Touristen, zu wenige Unterkünfte
Für die Gemeinde Osann-Monzel oberhalb der Mittelmosel war das ein schwerer Schlag. Und es war nicht der einzige, wie Ortsbürgermeister Armin Kohnz sagt. In den vergangenen zehn Jahren haben in seinem Dorf einige Gaststätten, Hotels und Ferienwohnungen zugemacht, rund 150 Gästebetten habe der Ort verloren.
Und das nicht etwa, weil keine Touristen mehr kämen. "In der Hauptsaison ist hier an der Mosel und auch in Osann-Monzel richtig Betrieb", sagt Kohnz. Viele Gäste kämen zum Wandern in den Ort, an dem sich der Jakobsweg und der Moselsteig treffen.
Doch einige Gastgeber hätten inzwischen aus Altersgründen aufgehört. Und es habe sich niemand gefunden, der die Unterkünfte übernehmen will. "Und so kommt es, dass wir zwar eine hohe Nachfrage haben, aber zu wenig Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten", sagt der Ortsbürgermeister.
2.000 Euro Förderung für Gästezimmer
Doch die Gemeinde hat sich entschieden, gegenzusteuern und hat dafür ein in der Region einzigartiges Förderprogramm aufgelegt. Konkret hat der Gemeinderat beschlossen, Privatpersonen bei der Einrichtung von Unterkünften zu unterstützen.
Wer sich zu Hause ein Gästezimmer einrichtet, kann künftig 20 Prozent seiner Kosten und maximal 2.000 Euro, aus der kommunalen Kasse bekommen. Eine Ferienwohnung ist dem Ort bis zu 3.000 Euro wert. "Wir wollen so die Investitionen anschieben", sagt Kohnz.
Während also Städte wie Trier oder Mainz gegen die "Zweckentfremdung" von Wohnraum als Ferienunterkünfte vorgehen, fördert Osann-Monzel genau das.
Rund 60 Prozent der Gastronomen erreichen Rentenalter
Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kommt diese Initiative gut an. "Das ist spannend, was die Kommune da macht und könnte im größeren Rahmen eine Lösung für das ganze Land sein", sagt Präsident Gereon Haumann.
Denn die Probleme in den Hotels und Gaststätten beträfen auch ganz Rheinland-Pfalz. Nach Angaben des Verbandes werden in den nächsten fünf Jahren gut 60 Prozent der Gastronomen das Rentenalter erreichen. Nachfolger seien aber oft keine in Sicht.
In der Folge müssten immer mehr Betriebe schließen. 2018 gab es laut Dehoga noch 12.000 Gaststätten im Bundesland. Inzwischen seien es nur noch 10.000. "Wir haben große Sorge, dass auf den Fachkräftemangel beim Personal bald ein dramatischer Unternehmermangel folgt", sagt der rheinland-pfälzische Dehoga-Präsident Gereon Haumann.
Vor allem kleinere Betriebe machen zu
An der Mosel hätten in den vergangenen Jahren vor allem kleinere Betriebe zugemacht, sagt Jörg Lautwein vom Ferienland Bernkastel-Kues: "Das waren oft ältere Häuser, wo es auch einen Investitionsstau gegeben hat." Gleichzeitig würden neue Hotels gebaut und auch Ketten siedelten sich an. Doch gerade urige Traditionsbetriebe, die den Charakter der Mosel prägten, stünden auf dem Spiel.
Doch warum finden sich so oft keine Nachfolger, obwohl der Tourismus in der Moselregion spätestens seit Corona boomt? Dehoga-Chef Gereon Haumann glaubt, dass viele Gastronomen sich verkalkulieren: "Über Jahre haben viele Gastwirte kaum Rendite gemacht. Sie haben ihre gestiegenen Kosten nicht an die Gäste weitergegeben."
Dehoga-Chef rät Gastronomen zu Preiserhöhungen
Während Personal, Mieten und Energie immer teurer wurden, seien Schnitzel und Hotelzimmer vergleichsweise günstig geblieben, findet Haumann: "Geiz ist geil funktioniert vielleicht im Elektro-Markt, aber nicht im Restaurant oder Hotel."
Der Dehoga-Präsident rät den Gastronomen daher, ihre Preise moderat zu erhöhen. Denn in ein Nullsummenspiel wolle niemand einsteigen und deshalb fänden sich auch kaum Nachfolger für die Betriebe.
Erste Anträge für Förderung sind eingegangen
In Osann-Monzel gleicht die Gemeinde die Kosten aus eigener Tasche aus. Und dieses Förderprogramm trägt bereits Früchte. Zwei Interessenten hätten die Unterstützung schon beantragt. Dabei hat der Gemeinderat die Aktion gerade erst auf den Weg gebracht.
"Wenn sich das Ganze herumspricht, erwarten wir schon, dass sich noch deutlich mehr Gastgeber bei uns melden", sagt Ortsbürgermeister Kohnz.