Die Hängepartie am insolventen Flughafen Hahn im Hunsrück zieht sich ins neue Jahr. Die Investoren haben noch immer nicht gezahlt, nun kommt ein ganz neuer Geldgeber ins Spiel: die Besitzgesellschaft des Nürburgrings.

Investor sichert sich ab

Zwei Kaufverträge für den Flughafen Hahn im Hunsrück

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Für den Hunsrück-Flughafen Hahn gibt es neben dem Nürburgring-Betreiber einen weiteren Bieter. Auch dieser hat nach eigenen Angaben einen Kaufvertrag unterzeichnet.

Bei dem zweiten Käufer handelt es sich nach SWR-Informationen um den Mainzer Immobilienentwickler WR Holding. Über eine Tochterfirma habe man einen notariellen Vertrag unterschrieben.

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Der Vertrag sei in der ersten Januarwoche 2023 geschlossen worden, bei einem Notar in Frankfurt, so der Geschäftsführer der WR Holding, Wolfram Richter, im SWR. Auf einem verpfändeten Konto seien etwa 20 Millionen Euro hinterlegt worden, so Richter weiter.

Die WR Holding baut Wohnungen und Geschäftsräume. Zu den bekanntesten Projekten zählt die Entwicklung des Rhein-Selz-Parks in Nierstein, einer ehemaligen US-Kaserne.

Insolvenzverwalter bestätigt zwei Verträge

Ein Sprecher von Hahn-Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner bestätigte dem SWR am Samstag, man habe sich unterschiedliche Verkaufsvarianten gesichert.

Plathner teilte mit Blick auf die Firmengruppe Richter mit, es sei auch ein zweiter Kaufvertrag verhandelt und notariell beurkundet worden "für den Fall, dass im ersten Vertrag gesetzte Bedingungen nicht eintreten".

Am Freitag war bekannt geworden, dass der Hahn-Insolvenzverwalter mit der Nürburgring-Besitzgesellschaft NR-Holding des russischen Investors Viktor Charitonin einen Vertrag geschlossen hat. Das hatte der Aufsichtsratsvorsitzende der NR-Holding, Michael Lemler, dem SWR bestätigt. Nach Informationen der dpa hat die Holding bereits 20 Millionen Euro auf ein so genanntes Anderkonto hinterlegt.

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Der russische Oligarch Charitonin steht zwar nicht auf Sanktionslisten der EU gegen Russland. Der Verkauf an seine Holding muss aber vom Bundeswirtschaftsministerium genehmigt werden.

Gemischte Reaktionen am Hahn

Am Flughafen selbst stößt der Verkaufspoker auf gemischte Reaktionen. Der Lautzenhausener Unternehmer Michael Willwerth, der am Hahn unter anderem mehrere Hotels, einen Catering-Service und diverse Mietparkplätze betreibt, hofft, dass der positive Wirtschaftstrend des Vorjahres eine Fortsetzung findet. Egal, wie der neue Investor heißt. Aber es gibt auch kritische Stimmen - vor allem gegen den russischen Oligarchen als Investor.

SWIFT CONJOY hat nicht gezahlt

Sowohl der russische Investor als auch die WR Holding hatten im vergangenen Jahr um den Hahn mitgeboten, waren aber unterlegen. Den Zuschlag bekam damals die Frankfurter SWIFT CONJOY GmbH - die aber den Kaufpreis nie überwiesen hat.

Gläubigerversammlung am Dienstag

Nach Angaben des Insolvenzverwalters wird über das weitere Vorgehen bei besonderen Gläubigerversammlungen mehrerer Hahn-Schwestergesellschaften am kommenden Dienstag vor dem Insolvenzgericht Bad Kreuznach entschieden. "Die weiteren Entwicklungen im Prozess sind offen", erklärte Plathner.

 

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Innenministerium: Land nicht am Verfahren beteiligt

Das Land Rheinland-Pfalz hielt einst 82,5 Prozent der Anteile an dem Flughafen. Diese hatte 2017 der chinesische Konzern HNA für rund 15 Millionen Euro erworben. Wegen Betriebsbeihilfen von rund zehn Millionen Euro aus den Jahren 2017 und 2018 ist Rheinland-Pfalz selbst Gläubiger des Airports.

Ein Sprecher des Innenministeriums in Mainz teilte am Samstagabend auf Anfrage der dpa mit, der Insolvenzverwalter führe das Verfahren unabhängig und nach den insolvenzrechtlichen Regelungen. "Das Land war und ist am Ausschreibungsverfahren nicht beteiligt."

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