Renate Wolfram ist erleichtert. Denn die Mutter aus Speicher ist wieder guter Hoffnung, dass ihr zweijähriger Sohn seinen Kitaplatz behalten wird. Vor zwei Monaten war die Angst noch groß bei der Eifelerin. Denn damals wurde bekannt, dass der Orden der Vinzentinnerinnen im Sommer 2025 seine Kita zumachen wird. "Wir waren entsetzt, wie da mit uns umgegangen wurde", sagt Wolfram.
Auch die Stadt Speicher und die umliegenden Gemeinden Preist, Philippsheim und Beiligen wurden von der Nachricht damals kalt erwischt. Zwei Monate nach der Ankündigung des Ordens zeichnen sich nun aber erste Lösungen für das Problem ab, sagt Marcus Konrad, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher: "Wir haben uns dazu entschieden, eine zweite Kita zu eröffnen und die Trägerschaft zu übernehmen."
Sanierung des Vinzenzhauses ist Träger zu teuer
Die Kita im Vinzenzhaus ist nicht mehr zu retten. Im Schreiben des Ordens an die Eltern hieß es im März, die Pläne zur Sanierung der Tagesstätte hätten sich zerschlagen. Die Renovierung ist dem Orden mit Sitz in Köln zu teuer geworden.
"Für uns war das nicht nachzuvollziehen, zumal wir im vergangenen Jahr mit dem Träger noch über ein Sanierungskonzept gesprochen haben", sagt Bürgermeister Marcus Konrad. Doch statt zurück möchte er lieber nach vorne schauen.
Konkret planen die Gemeinden nun Container anzuschaffen und auf dem Gelände der städtischen Kita aufzustellen. Dort sollen die 50 Kinder, die vorher im Vinzenzhaus betreut wurden, aber nur vorübergehend untergebracht werden, sagt Konrad.
Alte Kita wird von Grundschülern aus Orenhofen genutzt
Langfristig plane die Stadt, die ehemalige Kita im Merscheider Weg wieder zu sanieren. Es gibt da allerdings ein Problem: Derzeit werden in dem Gebäude noch Grundschüler aus Orenhofen unterrichtet. Denn auch deren Schule ist seit einigen Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen.
Bald sollen die Bauarbeiten dort beginnen, sagt Konrad. Sie dürften sich aber mindestens zwei Jahre hinziehen und in dieser Zeit will die Stadt Speicher die Grundschüler nicht aus der ehemaligen Kita rauswerfen. "Wir brauchen also eine Übergangslösung", sagt Konrad. Und das seien eben die Container.
Kitaplätze sind schon jetzt knapp in Speicher
Seit Jahren sind die Kita-Plätze in Speicher knapp, sagen Eltern, weil der Ort wächst. Auch die städtische Kita, eine Mammut-Einrichtung mit elf Gruppen, sei voll belegt.
Zudem haben die Eltern Sorge, dass die Mitarbeiterinnen der Kita in andere Einrichtungen abwandern könnten. Erzieher sind gefragte Fachkräfte, Stellen gibt es in der Region Trier zuhauf. "Ich könnte verstehen, wenn die sich schon vor 2025 woanders bewerben und nicht erst warten wollen, bis die Kita schließt", sagt Mutter Renate Wolfram.
Diese Bedenken hat auch Marcus Konrad. Daher sei es ihm wichtig, die Container-Kita schnell auf den Weg zu bringen. "Da müssen andere Projekte eben warten. Das hat jetzt Priorität", sagt der Bürgermeister.
Eltern begrüßen schnelle Lösung
Den Träger noch umzustimmen oder zumindest zu bewegen, die Schließung etwas nach hinten zu schieben - darin setzt der Bürgermeister keine großen Hoffnungen: "Wir wurden mit vollendeten Tatsachen konfrontiert."
Dass die Stadt nun so schnell eine Lösung vorlegen kann, ist für Renate Wolfram "eine positive Wendung". Und die Kommune habe damit auch bewiesen, "dass ihr etwas an der Kita und den Kindern liegt."