Vor- und Nachteile von Robotertechnik

Roboter in der Arbeitswelt - Ein Beispiel aus der Region Trier

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Christian Papadopoulos

Roboter in der Arbeitswelt kommen auch im rheinland-pfälzischen Mittelstand zum Einsatz. Können Sie in Zeiten des Fachkräftemangels Abhilfe schaffen? Und welche Gefahren gibt es? Wir haben bei einer Firma in der Region Trier nachgefragt.

Mitarbeiter wird durch Roboter ersetzt

Im rheinland-pfälzischen Zemmer (Kreis Trier-Saarburg) wird seit zwei Jahrzehnten Blech verarbeitet. Beim Thema Personal geht der Mittelständler S&D Blechtechnologie jetzt ganz neue Wege: Weil der Teamleiter für Schweißprozesse in Rente geht, wird dieser durch einen Roboter ersetzt.

Es sei schwer gewesen, einen geeigneten Kandidaten mit Erfahrung zu finden, erzählt Geschäftsführer Henning Schlöder. "Auch, weil es ein Knochenjob ist, den keiner mehr machen möchte." Bei der Arbeit mit Schweißmaschinen sei man großer Hitze und starkem Lärm ausgesetzt. Die Funken könnten zudem gefährlich sein. Einem Roboter mache das alles nichts aus.

Der Fachkräftemangel trifft zahlreiche Unternehmen. Rund 1,7 Millionen Stellen waren zuletzt in Deutschland unbesetzt. Laut Industrieverband DIHK hat mehr als die Hälfte der Unternehmen Probleme bei der Neubesetzung von Arbeitsplätzen.

Trend zur Automatisierung nimmt auch beim Mittelstand zu

Geschätzt entgeht der Wirtschaft dadurch ein Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro pro Jahr. Ohne jeglichen Ausgleich - wie Einwanderung oder eine steigende Erwerbsbeteiligung zum Beispiel von Frauen - dürfte das Arbeitskräftepotenzial bis 2035 aus rein demografischen Gründen um knapp sieben Millionen im Vergleich zu 2021 zurückgehen. Neue Lösungen sind für viele Unternehmen daher alternativlos. Und der Trend zur Automatisierung in der Industrie ist längst auch bei kleinen und mittelständischen Betrieben angekommen.

Roboter in Supermärkten, Bäckereien und Wäschereien

Künstliche Intelligenz und Roboter dürften immer öfter die Lösung sein: "Langfristig werden all diese Innovationen ein Gamechanger in der Arbeitswelt sein", sagt Nela Richardson vom Personaldienstleister ADP. Deutschland ist bei Robotern bereits der viertgrößte Markt der Welt, hinter Japan, Singapur und Südkorea, und in Europa die Nummer eins. Sie dürften zunehmend auch in Bäckereien, Wäschereien und Supermärkten zum Einsatz kommen. Dem internationalen Verband der Robotik-Industrie zufolge wurden hierzulande im vergangenen Jahr rund 26.000 Einheiten installiert - nur 2018 waren es mehr.

Zulieferer für den Maschinenbau sucht dringend Personal

S&D Blech fertigt die Rohbauteile für verschiedene Kunden im Maschinenbau, insbesondere Zuschnitte von Metallen und Blechen für Maschinen. Die Firma hat schon länger Probleme, geeignetes Fachpersonal zu finden. Derzeit haben sie zusätzlich sieben Azubis und vier Migranten aus Marokko angestellt. Das reiche aber nicht, um alle Lücken zu füllen, so das Unternehmen.

Besonders Schweißer ließen sich nur schwer finden. Das sei ein Knochenjob, den kaum noch einer machen möchte, und die 35 Schweißer schaffen die Arbeit auch nicht alleine. 2020 wurde der erste Schweiß-Roboter angeschafft. Er sollte die Arbeiter unterstützen und nicht ersetzen. Das hat so gut geklappt, dass Mitte November nun ein zweiter Schweiß-Roboter kommt, viermal so leistungsstark. Die Mitarbeitenden finden diese Arbeitserleichterung gut.

Gewerkschaften: Bei komplexen Arbeiten ist der Mensch im Vorteil

Auch die Gewerkschaften sind mittlerweile aufgeschlossen: "Sie können Arbeit gesünder, interessanter und sicherer machen", sagt ein Sprecher der IG Metall mit Blick auf Roboter. Voraussetzung sei allerdings, dass sie Teil einer langfristigen Strategie seien und nicht Mittel, um kurzfristig Kosten zu senken.

Bei Daimler Truck beispielsweise werden sehr viele Roboterlösungen genutzt. Deswegen müssen Arbeiter weniger schwer heben als früher. Niemand sei aber flexibler als ein Mensch, sagt Matthias Krust, der den Betriebsrat des Lkw-Bauers leitet. Je komplexer und differenzierter die Produktion sei, desto schwieriger werde es, Roboter zu nutzen.

Wirtschaftsforscherin sieht gute Chancen durch Digitalisierung

Die Wirtschaftsforscherin Professor Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen sieht in Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) gute Möglichkeiten, dem Fachkräftemangel und dem Personalmangel generell zu begegnen. Ansonsten drohten viele Geschäftsmodelle zu kippen, sagte Rump dem SWR.

Wirtschaftsforscherin Jutta Rump
Die Wirtschaftsforscherin Jutta Rump zeigt sich optmistisch im Hinblick auf den zunehmenden Einsatz von Robotern in Unternehmen.

Also ist es umso wichtiger, nach Alternativen zu suchen. Und eine Alternative ist tatsächlich, eine neue Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnengruppe ins Team zu holen, nämlich den Kollegen Algorithmus, den Kollegen Roboter und die Kollegin Künstliche Intelligenz.

Rump ergänzte, früher seien Rationalisierung, Technologisierung und Automatisierung immer mit der Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes verbunden gewesen. Aber nun gebe es einen "Arbeitsmarkt des Mangels". Die neue Technologien schenkten uns Zeit, den Fachkräftemangel zu überbrücken. Davon profitierten nicht nur Gut- und Mittelqualifizierte, sondern auch Menschen mit einer weniger guten Ausbildung.

Allerdings, so die Forscherin, seien für eine erfolgreiche Umsetzung der neuen Unternehmensstrategie eine Offenheit gegenüber den neuen Technologien sowie digitale Kompetenzen nötig. Diese seien genauso wichtig wie die fachlichen Kenntnisse im jeweiligen Beruf.

Roboter-Einsatz birgt auch Gefahren - Unfälle

Der Einsatz von Robotern in der Arbeitswelt birgt allerdings auch Gefahren. So hat in Südkorea ein Industrieroboter einen Mann in einer Verpackungsfabrik für Gemüse erdrückt. Die Maschine habe ihn gepackt und gegen ein Förderband gepresst, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Der Mann habe tödliche Kopf- und Brustverletzungen erlitten. Er sei in der Fabrik gewesen, um den Roboter zu warten.

In der Anlage würden zwei Roboter eingesetzt, um Kisten anzuheben und auf Paletten zu stapeln, hieß es. Es habe sich nicht um eine hochmoderne Maschine gehandelt, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sei. Der Unfallhergang werde untersucht. Nach Angaben eines Polizeibeamten wird dabei auch überprüft, ob menschliches Versagen die Ursache für den Unfall war.

Die Roboter seien darauf ausgelegt, Kisten zu identifizieren. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie der Mann sich mit einer Kiste in die Nähe des Roboters bewegt hatte, was möglicherweise die Reaktion der Maschine ausgelöst haben könnte. In Südkorea kam es in den vergangenen Jahren zu mehreren Unfällen mit Industrierobotern.

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