Herausgerissene Blumenzwiebeln und umgegrabene Erde: Das Bild, das Wildschweine in den letzten Monaten auf dem Budenheimer Friedhof in Rheinhessen hinterlassen haben, ist kein schönes. "Es ist natürlich eine sehr emotionale Geschichte im Ort", sagt Bürgermeister Stephan Hinz (CDU) im Gespräch mit dem SWR. Er selbst sei von den Schäden auch betroffen gewesen. "Sie waren auch am Grab meiner Eltern, meines Onkels und meiner Tante."
Für die Wildschweine, die auf der Suche nach Futter waren, seien die frischbepflanzten Gräber ein "Superessen" gewesen, sagt der Bürgermeister. Aktuell geht die Gemeinde von etwa 100 Gräbern aus, die die Wildschweine in den letzten Monaten durchwühlt haben.
Hoher Wasserstand am Rhein drängte Wildschweine in den Ort
Auch Revierjagdmeister Thomas Köhrer sagt, dass jeder Einzelfall natürlich ärgerlich sei. "Gerade jetzt vor Ostern, wo die Gräber ja gerade in Ordnung gebracht worden sind." Er selbst habe auch 15 bis 20 verwüstete Gräber auf dem Friedhof gesehen.
Der Berufsjäger geht davon aus, dass sich die Wildschweine wegen der hohen Wasserstände am Rhein ein neues Revier suchen mussten und sie deshalb bis in den Ort gedrängt wurden. Für ein Neubaugebiet seien in Budenheim zuletzt außerdem einige Bäume gerodet worden. Diese Fläche sei ein Rückzugsgebiet für Wildschweine gewesen. "Die Tiere müssen ja auch irgendwohin. Sie haben Hunger und dann haben sie sich ein Ausweichquartier gesucht."
Friedhof in Budenheim bietet viel Futter
Auf dem Budenheimer Friedhof haben die Wildschweine außerdem ein ziemlich leichtes Spiel, weil dieser nicht eingezäunt ist. Laut Revierjagdmeister Köhrer machen die Wildschweine keinen Unterschied, ob es sich um einen Acker oder ein Grab handelt. "Sie sind ja hochintelligente Tiere und da finden sie aktuell einfach genug zu mampfen." In den humusreichen Böden auf den Gräbern finden die Tiere zum Beispiel Würmer und Insekten.
Nach Angaben des Revierjagdmeisters wurden kürzlich einige Wildschweine in der Nähe des Friedhofs erlegt. Mittlerweile gebe es aber die ersten Frischlinge. Und in der sogenannten Aufzuchtzeit dürften die Wildschweine nicht mehr bejagt werden.
"Ich denke, dass sich das Thema trotzdem langsam erledigt hat", sagt Köhrer. In den letzten beiden Wochen habe er von keinen weiteren Fällen gehört. "Es wird ja langsam wieder grün und dann finden die Wildschweine auch auf anderen Flächen Nahrung."
Gemeinde Budenheim will trotzdem einen Zaun
Auch Bürgermeister Stephan Hinz erzählt, dass sich in den letzten beiden Wochen die Lage beruhigt habe. Um sicher zu gehen, dass Wildschweine in Zukunft die Gräber in Ruhe lassen, will die Gemeinde den Friedhof einzäunen. "Wir sind gerade daran, die Angebote reinzuholen", sagt Hinz. Er rechnet damit, dass ein Zaun die Gemeinde 35.000 bis 50.000 Euro kosten wird. "Unser Haushalt wurde gerade erst verabschiedet. Wir gucken jetzt, wie wir das Geld noch irgendwie reinbekommen."