In einer speziellen Kammer auf dem Campus bei 27 Grad und bis zu 50 Prozent Luftfeuchtigkeit fühlen sich die Soldatenfliegenlarven richtig wohl. Denn die Insekten kommen ursprünglich aus dem asiatischen und afrikanischen Raum.
In übereinandergestapelten Plastikboxen fressen sich Tausende von Larven durch Essensreste aus der Mensa, durch altes Brot vom Bäcker und durch verschimmeltes Getreide. "Die Larven haben ein sehr einfaches Verdauungssystem und können sich an verschiedenes Futter schnell gewöhnen", so Forscherin Laura Schneider.
Sojaersatz in der Nutztierhaltung
Die Larven enthalten sehr viel Eiweiß. Ein aus ihnen hergestelltes Mehl sei deshalb gut als Futtermittel für Hühner oder Schweine geeignet, so Schneider.
Das Mehl könnte Soja, das importiert werden muss, zu großen Teilen ersetzen. Das sei deutlich nachhaltiger, erklärt Schneider. Vor allem weil die Larven regional gezüchtet werden könnten und wenig Platz bräuchten.
Soldatenfliegenlarven als Lebensmittel für Menschen
Auch Menschen könnten sich theoretisch von den Larven ernähren, sobald diese eine Zulassung als Lebensmittel hätten, sagt die Binger Forscherin. Das sei allerdings komplizierter als bei Futtermitteln.
Sie selbst hat die Soldatenfliegenlarven auch schon probiert. So ganz ohne Gewürze findet Laura Schneider sie aber "gewöhnungsbedürftig".
Seife und Bauschaum aus Larvenfett
Lars Gandras ist ein Kollege von Laura Schneider. Er untersucht, was man alles aus dem Fett der Larven herstellen kann. Bisher herausgekommen sind Seife und Bauschaum. Die Seife wurde auf dem Wissenschaftsmarkt in Mainz schon vorgestellt und kam bei den Leuten gut an, sagt Gandras.
Trotzdem sei die Forschung zu den Insekten noch ganz am Anfang, betont Gandras. In Zukunft wollen er und seine Kollegen und Kolleginnen noch herausfinden, ob sie aus den Insektenpanzern Kunststoff herstellen können oder ob bestimmte Bestandteile sogar in der Arzneimittelindustrie verwendet werden können.