Wer in Nieder-Olm vor der Katholischen Kirche steht, sieht es direkt: das bunte Banner mit der Aufschrift "Bei uns sind ALLE willkommen".

"Kein Reformwille in der Katholischen Kirche"

Maria 2.0 gründet eigene "Gemeinde" in Nieder-Olm

Stand
AUTOR/IN
Tjada Huchtkötter
ONLINEFASSUNG
Katja Jorwitz
SWR4 Moderatorin Katja Jorwitz

"Die Zeit des Protestierens ist vorbei", findet die Maria 2.0-Gruppe in Nieder-Olm (Kreis Mainz-Bingen). Die Frauen gründen jetzt eine eigene "Gemeinde" - ganz ohne katholische Kirche als "Aufpasser".

Eigentlich wollte die Reformgruppe Maria 2.0 in Nieder-Olm die römisch-katholische Kirche verändern. Doch nun haben die Frauen genug. Sie wollen einen neuen Weg gehen, eine eigene "Gemeinde" gründen. "Es ergibt einfach keinen Sinn mehr, sich weiter an der Kirche und ihren Bischöfen abzuarbeiten."

Video herunterladen (55 MB | MP4)

Vor der katholische Kirche im Stadtkern von Nieder-Olm hängt deshalb auch ein großes Banner. "Bei uns sind ALLE willkommen" heißt es darauf. Für Andrea Keber von der Initiative Maria 2.0 in Nieder-Olm ist das eine Botschaft, die von der römisch-katholischen Kirche immer noch nicht gelebt wird.

Letztendlich geht es darum, dass das eine Kirche ist, die nicht auf der Basis der Botschaft Jesus basiert.


Die römisch-katholische Kirche schließe einfach viele Menschen aus, so Keber. Queere, wiederverheiratete, geschiedene Menschen - von den Sakramenten und überhaupt vom Segen. Frauen würden von Ämtern ausgeschlossen. Letztendlich basiere die Kirche so, wie sie ist, nicht auf der Basis der Botschaft Jesu.

Die Frauen von Maria 2.0 stehen als Päpstinnen verkleidet beim Fastnachts-Umzug in Nieder-Olm.
Die Frauen von Maria 2.0 als Päpstinnen verkleidet beim Fastnachts-Umzug in Nieder-Olm.

Zeit der Proteste ist für Nieder-Olmer Maria-2.0-Gruppe vorbei

Viele Jahre hatten Andrea Keber und ihre Mitstreiterinnen gegen die veralteten Strukturen in der römisch-katholischen Kirche protestiert. Mit Streiks, mit Kundgebungen mit provokanten Aktionen auf dem Rosenmontagszug in Mainz und auf dem Fastnachtsumzug in Nieder-Olm. Alles ohne Erfolg, wie sie sagt.

Die Frauen von Maria 2.0 in Nieder-Olm wollen jetzt nicht mehr warten, bis die Kirche irgendwann einmal etwas ändert. Sie wollen nun als "eigene Gemeinde" aktiv werden. "Gemeinde ist für uns das, was Menschen vor Ort brauchen. Die auf der Suche sind nach etwas, das ihnen Kraft gibt - ohne dass die katholische Kirche als Aufpasser hinten dran steht."

Andrea Keber ist eine der Initiatorinnen der Maria 2.0-Gemeinde in Nieder-Olm.
Andrea Keber ist eine der Initiatorinnen der Maria 2.0-Gemeinde in Nieder-Olm.

Neue "Gemeinde" bietet Gemeinschaft

Eine echte Gemeinde, parallel zur bestehenden katholischen Kirchengemeinde, haben die Frauen zwar nicht gegründet, aber es soll eine Gemeinschaft geschaffen werden, in der Platz für alle ist. Neben Gottesdiensten werden den Menschen auch ganz weltliche Veranstaltungen geboten, zum Beispiel Sommerfeste, Weinproben oder Yoga-Kurse.

Was jetzt in Nieder-Olm passiert, stimmt Andrea Keber zuversichtlich: "Ich wünsche mir, dass wir eine Gemeinschaft, eine Gemeinde sind, die für viele ein Stück Heimat ist."

"Maria 2.0" Andrea Keber engagiert sich in der Reform-Initiative der katholischen Kirche

Die Reform-Initiative "Maria 2.0" fordert eine stärkere Rolle der Frauen in der katholischen Kirche. Andrea Keber aus Nieder-Olm engagiert sich für diese Themen.

Landesschau Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Stand
AUTOR/IN
Tjada Huchtkötter
ONLINEFASSUNG
Katja Jorwitz
SWR4 Moderatorin Katja Jorwitz