Es war alles bereitet für den großen Tag. In Nieder-Olm wollte die Gesellschaft in.betrieb am Donnerstag ihr 60-jähriges Bestehen feiern. Geschäftsführer Michael Huber freute sich bereits auf das Fest. Bis um kurz vor 9 Uhr sein Telefon klingelte. Eine Mitarbeiterin, die auf dem Weg zur Werkstatt in Ingelheim war, hatte den Unfall hautnah erlebt und war als Ersthelferin vor Ort. Sie informierte ihre Kollegen und Kolleginnen, die dann Michael Huber informierten. Was sie ihrem Chef auf die Schnelle zuriefen, versetzte ihn kurzzeitig unter Schock.
Von bis zu sieben Toten war anfangs die Rede. Eine Horror-Vorstellung für Michael Huber. Der Geschäftsführer zögerte keine Minute. Die lang vorbereitete Jubiläumsfeier musste abgesagt werden. An feierliche Reden und heitere Rückblicke war nicht mehr zu denken. Auch als die Zahl der Opfer auf zwei korrigiert wurde, änderte das nichts an seinem Entschluss. Ein halbes Jahr hatte sich in.betrieb auf die Feier vorbereitet, nun musste innerhalb kürzester Zeit alles abgesagt werden.
in.betrieb musste 130 Gästen absagen
130 Gäste standen auf der Einladungsliste, erwartet wurde auch der designierte Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD). Sie alle mussten benachrichtigt werden. "Organisieren können wir, aber fürs Deorganisieren gibt es keinen Masterplan", sagt Huber dem SWR. Umso stolzer sei er auf das, was sein gesamtes Team am Donnerstag geleistet habe.
So traurig der Anlass für die Absage war, so hilfreich war das, was Huber an Zuspruch und Trost erfahren habe. Viele Institutionen und Kooperationspartner und -partnerinnen hätten ihre Hilfe angeboten. "Das ist ein tolles Gefühl", freut sich Huber, "wir haben die Entscheidung auch damit als richtig empfunden."
Trauerarbeit und Unterstützung für die Beschäftigten von in.betrieb
Nun gelte es, sein Team zu unterstützen, vor allem das in der Werkstatt in Ingelheim. Der 31-jährige Verstorbene hatte hinter der Fahrerin des Kleinbusses gesessen, als es zu dem fatalen Zusammenstoß kam. Wie die Fahrerin von der Johanniter Unfallhilfe hatte auch er keine Chance. Er starb noch an der Unfallstelle. Den anderen drei Beschäftigten, die verletzt wurden, gehe es glücklicherweise nicht so schlecht wie ursprünglich befürchtet.
Der Schock sitzt tief, vor allem bei den Menschen mit Behinderung. "Die erfassen so einen tragischen und plötzlichen Tod ganz anders", berichtet Huber. Aber er sei zuversichtlich, dass alle bald wieder nach vorn schauen können. "Das Fachpersonal hat die Kompetenz, die Menschen abzuholen und aufzufangen. Trotzdem erwäge man, wenn nötig, speziell geschulte Seelsorger hinzuzuziehen.
Tod des Mitarbeiters Teil der Geschichte von in.betrieb
Ob und wann die Jubiläumsfeier nachgeholt wird, das sei noch nicht entschieden. "Darüber reden wir jetzt nicht", so Huber. "Wir müssen das erstmal sacken lassen." Möglich sei, dass man irgendwann möglicherweise nur eine interne Feier abhalte. Es sei aber klar, dass dann auch der Tod des 31-Jährigen erwähnt werden müsse. Denn auch das gehöre jetzt zur Geschichte von in.betrieb.