Die Pumpen im Ingelheimer Wasserwerk laufen auf Hochtouren und sorgen für ein kontinuierliches lautes Surren in der Halle. Rund um die blauen Edelstahlrohre und massiven Wasserbehälter stehen etwa zwanzig Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schule Ingelheim. Sie machen im Rahmen des Projektes "2P plus" gemeinsam einen Ausflug und bekommen gezeigt, wie das Wasserwerk funktioniert und was es hier für Jobmöglichkeiten gäbe.
Zugewanderte Jugendliche bekommen Führung durchs Wasserwerk
Die Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren hören dem Mitarbeiter der "Rheinhessische Energie- und Wasserversorgung" aufmerksam zu, während er ihnen die Abläufe im Wasserwerk erklärt. Mit großen Augen schauen sie sich in der Halle um.
"Hier gibt es viel zu sehen, viele Maschinen", staunt der 18-jährige Mukim Kanj Kilani aus Syrien. Es sei sehr interessant, wie sie das Wasser mit Filtern sauber machen würden. Auch seine 18-jährige Mitschülerin Yasmin Said aus Somalia wirkt beeindruckt: "In Afrika benutzen wir ein Sieb", sagt sie. Sie habe nicht gewusst, dass sowas im Wasserwerk auch eingesetzt werde.

Praxisnah vorbereiten aufs Berufsleben
Solche Ausflüge wie ins Wasserwerk machen sie im Projekt "2P plus" regelmäßig. Sie waren in der letzten Zeit unter anderem auch schon bei der Feuerwehr, beim Deutschen Roten Kreuz oder in einem Hotel. Ziel sei es, die Jugendlichen möglichst praxisnah aufs Berufsleben vorzubereiten, erklärt ihr Gruppenleiter Simon Weishahn vom Christlichen Jugenddorfwerk (CJD). Das CJD ist einer der Bildungsträger, die das Projekt an der BBS Ingelheim und an weiteren Schulen in Rheinland-Pfalz umsetzen.
"Wir wollen, dass die Abläufe klar werden: wie funktioniert Arbeiten in Deutschland? Weil es doch oft anders ist als in den Herkunftsländern der Schüler", sagt Weishahn. "Für die Schüler ist es außerdem toll, wirklich von den Fachleuten, die in den Bereichen arbeiten, zu hören: wie funktioniert das jetzt genau?"
Potenzielle Ausbildungsplätze und Jobs für zugewanderte Jugendliche
Außerdem gehe es bei diesen Ausflügen darum, Kontakte zu knüpfen. "Wir gehen auch gezielt dahin, wo Ausbildungsplätze angeboten werden." Bei Interesse könnten die Jugendlichen vor Ort direkt nach einem Praktikumsplatz und den Ausbildungsmöglichkeiten fragen.
Mukim aus Syrien kann sich nach der Führung durchs Ingelheimer Wasserwerk durchaus vorstellen, hier zu arbeiten: "Ich liebe Wasser und das Wasserwerk habe ich sehr gut gefunden. Ich möchte gerne eine Ausbildung machen, das ist eine gute Arbeit."
Praxisnaher Unterricht für zugewanderte Jugendliche
Neben den Ausflügen trifft sich Gruppenleiter Simon Weishahn einmal pro Woche für fünf Unterrichtsstunden mit den zugewanderten Jugendlichen an der Schule. Das ist der eigentliche Kern des Projekts "2P plus". Und auch dabei geht es praxisorientiert zu: "Wir bauen viele Sachen, für die Schulhöfe zum Beispiel. Oder wir bauen auch etwas im Kleinen, um verschiedene Berufe anhand von einem Wohnungsmodell darzustellen: was macht ein Fliesenleger, Raumausstatter, Maler?"
Berufsbezogene Fachbegriffe auf Deutsch lernen
Und währenddessen gehe es vor allem auch darum, berufsbezogene Fachbegriffe auf Deutsch zu lernen. Beispielsweise Vokabeln wie Schraubendreher, Kneifzange oder Bohrmaschine. "Oder wenn wir zum Beispiel mit Holz arbeiten: Was bedeutet es denn, zu Hobeln? Was bedeutet es, ein Maß anzureißen?", erklärt Weishahn. "Dass die Schüler, wenn es dann in Richtung Praktikum und Ausbildung geht, ein paar Begriffe schon kennen."
Projekt "2P plus" wird gut angenommen
Insgesamt werde das Projekt "2P plus" von den Schulen und den zugewanderten Jugendlichen gut angenommen, freut sich Projektleiterin Christiane Schönauer-Gragg vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium. "Es ist auch eine zusätzliche Unterstützung für diejenigen Schulen, die eben viele solcher Schülerinnen und Schüler haben." Und die berufliche Orientierung der Jugendlichen werde spürbar gestärkt, das sei toll.
In der Gruppe der zugewanderten Jugendlichen der BBS Ingelheim haben einige auf jeden Fall schon konkretere Zukunftspläne. So auch die 18-jährige Huda Alshaabo: "Ich habe schon eine Ausbildung gefunden ab August als zahnmedizinische Fachangestellte. Der Anfang ist vielleicht ein bisschen schwer für mich wegen dem Deutsch, aber ich kann das schaffen."