Ein Kunstwerk von LeifLines am Gast Hof Grün in der Mainzer Leibnizstraße.

Geführte Streetart-Touren

Immer mehr Graffiti-Bilder in Mainz

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Autor/in
Maria Thierfelder
Maria

Die Stadt Mainz wird ständig reicher - und zwar an Graffitis. Immer mehr Stromkästen, Hauswände und Vereinsgebäude werden besprüht.

Caps, Baggy Jeans, Goldkette, Breakdance und die Spraydose: Das waren in den 1980er-Jahren die Indizien für die Hip-Hop-Szene, zu der auch Graffiti gehört. Früher noch als illegale Kunst auf Zügen und meist heimlich nachts gemalt, ist die Spraykunst mittlerweile salonfähig geworden.

Graffiti längst raus aus der Illegalität

Längst können die Künstler ihre Werke ganz öffentlich, tagsüber und an belebten Stellen in der Stadt umsetzen. Und zu dem klassischen Sprayen mit der Sprühdose sind Schablonen-Kunst, wie man sie von dem weltbekannten Künstler Banksy kennt, und Sticker dazugekommen. All diese Varianten sind unter dem Überbegriff "Streetart" zusammengefasst.

Alles aus der Sprühdose ist für mich immer noch Graffiti. Aber generell sagen viele Streetart dazu, das ist mittlerweile weltweit eine große Kultur geworden.

Hier gibt's eine Auswahl an Graffitis und Streetart in Mainz

An der Ecke Mittlere BleicheZanggasse in Mainz prangt ein riesiges sogenanntes Mural von "Studio Lacks" an einer Hauswand.
An der Ecke Mittlere Bleiche/Zanggasse in Mainz prangt ein riesiges sogenanntes Mural von "Studio Lacks" an einer Hauswand. Bild in Detailansicht öffnen
Einer von 500 Stromkästen in Mainz, die im Auftrag der Stadtwerke besprüht wurden. Er wurde danach von einem anderen Sprayer übersprüht.
Einer von 500 Stromkästen in Mainz, die im Auftrag der Stadtwerke besprüht wurden. Er wurde danach von einem anderen Sprayer übersprüht. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Gorilla mit Herz vom Künstler "Räuberleiter" verkündet hier die Hausnummer 9 in der Boppstraße.
Ein Gorilla mit Herz vom Künstler "Räuberleiter" verkündet hier die Hausnummer 9 in der Boppstraße. Bild in Detailansicht öffnen
Auch Werbung für einen Malerbetrieb hat LeifLines in Mainz als Graffiti gestaltet.
Auch Werbung für einen Malerbetrieb hat LeifLines in Mainz als Graffiti gestaltet. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Kunstwerk von LeifLines am Gast Hof Grün in der Mainzer Leibnizstraße.
Ein Kunstwerk von LeifLines am Gast Hof Grün in der Mainzer Leibnizstraße. Bild in Detailansicht öffnen
Street-Art Tour-Guide Dominik Mahr von LVNG MNZ vor einem Werk in der Leibnizstraße, diesmal mit Bienen.
Street-Art Tour-Guide Dominik Mahr von LVNG MNZ vor einem Werk in der Leibnizstraße, diesmal mit Bienen. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Straßenschild in der Neustadt mit typischen Mainzer Stickern.
Ein Straßenschild in der Neustadt mit typischen Mainzer Stickern. Bild in Detailansicht öffnen
Das Gutenberg-Graffiti von Pascal Gruber an der Mainzer Saarstraße.
Das Gutenberg-Graffiti von Pascal Gruber an der Mainzer Saarstraße. Bild in Detailansicht öffnen

Verschiedene Graffiti-Künstler werden in Mainz offiziell beauftragt

In Mainz ist Graffiti seit einigen Jahren vor allem an vielen bunten Stromkästen, Travostationen und einigen privaten Hauswänden sichtbar, meistens gesprayt von Künstlerinnen und Künstlern aus der Gegend. Einer von ihnen ist Leif-Eric Möller.

Es ist was Besonderes in meiner Heimatstadt Mainz zu sprayen. Hier lebe ich und kenne die Themen. Mit meinen Graffiti zeige ich: Das ist meine Stadt.

Statt nachts im Kapuzenpulli besprayt er tagsüber mit einer städtischen Erlaubnis im Rucksack Fassaden, Stromkästen, Kitas oder auch Vereinsgebäude mit seinen Kunstwerken. Der 51-jährige Mainzer war früher Opel-Mitarbeiter und kann heute von seiner Graffiti-Kunst leben.

Stadtwerke Mainz lassen 500 Stromkästen besprühen

Auftraggeber für die legalen Graffitis sind zum Teil Privatpersonen, meist aber die Stadt Mainz oder die Mainzer Stadtwerke. Beispielsweise haben die Mainzer Stadtwerke schon mehr als 500 Stromkästen im Stadtgebiet besprühen lassen. Wie in vielen anderen Städte gab es immer wieder unschöne Schmierereien an Stromkästen und Travo-Stationen.

So kam dann die Idee auf, das Geld für die Reinigung besser in schöne Graffiti-Motive zu investieren, sagt ein Sprecher der Stadtwerke. Damit beauftragen sie unterschiedliche Sprayer in der Stadt. Neben Leif-Eric Möller, der sich in der Szene LeifLines nennt, auch seine Sprayer-Kolleginnen und -Kollegen Buitatis, MissSinae1 oder Somar.

Großflächige Graffiti-Projekte der Stadt Mainz

Die Stadt Mainz hat dieses Jahr zwei richtig große Flächen mit Graffiti gestalten lassen. Zum einen gab es im Mai ein Projekt mit der Partnerstadt Dijon am Rheinufer. Zum 65-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft gab es eine Ausschreibung. Nun arbeiten zwei Künstler aus beiden Städten gemeinsam an drei Flächen an der Rheinkanzel.

Zum anderen wurde Anfang Oktober die Saarstraße extra für die Arbeiten des österreichischen Graffiti-Künstlers Pascal Gruber (alias RoxS) an seinem Gutenberg-Graffiti gesperrt.

Das Gutenberg-Graffiti von Pascal Gruber an der Mainzer Saarstraße.
Das Gutenberg-Graffiti von Pascal Gruber an der Mainzer Saarstraße.

Graffiti-Szene in Mainz mit Tourguide entdecken

Seit diesem Sommer gibt es in Mainz auch spezielle Streetart-Stadtführungen. Tourguide ist Dominik Mahr. Sein Ziel ist es, diese Kunst zu zeigen, die zwar allgegenwärtig ist, aber immer noch manchmal untergeht. Mahr kennt die Szene und ihre Sprayer und nimmt die Gäste mit auf eine Stadtführung, bei der vom kleinen Sticker an der Ampel über die vielen besprühte Stromkästen bis zu großflächigen Murals (Kunstwerke an großen Hauswänden) alles dabei ist. Auch am Samstag (29.10.) gab es eine Tour.

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