Ein Leben für andere

Kinder mit schweren Verbrennungen bekommen in Bad Kreuznach neues Leben geschenkt

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Autor/in
Vanessa Siemers

Die elfjährige Tracy aus Nairobi hat schwere Verbrennungen im Gesicht und an den Händen. In Bad Kreuznach wird ihr geholfen.

Es ist beim Kochen über offenem Feuer passiert, erzählt Hilde Dhonau, als die Hütte von Tracy und ihrer Familie in Nairobi plötzlich in Flammen stand. Dabei hat sich das Mädchen schwerste Verbrennungen im Gesicht und an der Hand zugezogen. Hoffnung auf ein Stück mehr Lebensqualität hat die Elfjährige durch Hilde Dhonau und den plastischen Chirurgen André Borsche bekommen. Sie holten das Mädchen nach Bad Kreuznach, um sie in der Diakonie zu operieren.

Inzwischen wohnt Tracy zusammen mit ihrer Mutter schon seit fast zwei Monaten bei Hilde Dhonau. In den letzten Wochen wurde sie zweimal operiert. Mehrere Tage davon musste sie im Krankenhaus bleiben. Ihre Mutter Joyce und Hilde Dhonau wichen ihr dabei nicht von der Seite. "Die Kinder wissen ja gar nicht, was auf sie zukommt im Krankenhaus", erzählt die 69-Jährige. "Man kann sie nicht einfach dort abliefern und dann gehen."

Bei einem Feuer hat sich die elfjährige Tracy schlimme Verbrennungen im Gesicht und an der Hand zugezogen. In der Diakonie in Bad Kreuznach wurde sie deswegen bereits mehrere Male operiert.
Bei einem Feuer hat sich die elfjährige Tracy schlimme Verbrennungen im Gesicht und an der Hand zugezogen. In der Diakonie in Bad Kreuznach wurde sie deswegen bereits mehrere Male operiert.

Viele Kinder sind nach der Operation zunächst enttäuscht

Schon seit zehn Jahren nimmt Hilde Dhonau immer wieder Kinder mit schwersten Verletzungen bei sich auf. Die meisten kommen aus Afrika und bleiben mehrere Monate. Einige kommen auch zweimal. Auch Tracy war vor fünf Jahren schon einmal in Bad Kreuznach. Genau wie dieses Mal wurde sie auch damals mehrere Male operiert. Die Zeit nach den Operationen war nicht immer einfach, wie die engagierte Bad Kreuznacherin erzählt.

"Nach der Operation stellen sich viele Kinder vor, dass, wenn sie in den Spiegel schauen, sie dann wieder "schön" sind. Aber es braucht ja seine Zeit, bis die Wunden verheilen und viele sind danach erst einmal schockiert oder enttäuscht", berichtet sie. Auch bei Tracy seien nach der OP einige Tränen geflossen.

Vorübergehend in Bad Kreuznach zuhause

Dass Tracy mittlerweile wieder mehr lachen kann, ist auch der Verdienst der 69-jährigen Bad Kreuznacherin. Denn sie hat dem Mädchen nicht nur ein vorübergehendes Zuhause gegeben, sie hat ihr auch durch die ein oder andere schwere Zeit geholfen. Umso mehr freut es sie, wenn sie sieht, wie sehr sich Tracy beispielsweise beim "Mensch ärgere dich nicht spielen" freut. Da ist sie ein ganz normales Mädchen, das natürlich auch versucht zu gewinnen. Und auch bei den gemeinsamen Ausflügen auf den Spielplatz oder beim Pizza essen, sei die Elfjährige unbeschwert und fröhlich, erzählt Hilde Dhonau.

"Wir sind immer zusammen. Sie ist für mich wie ein Enkelkind."

Beim Mensch ärgere dich nicht spielen kann Tracy ein ganz normales Kind sein.
Beim Mensch ärgere dich nicht spielen kann Tracy ein ganz normales Kind sein.

Zusammen lernen sie Deutsch

Hilde Dhonau und Tracy verständigen sich auf Englisch - manchmal auch mit Händen und Füßen. "Tracy spricht ja kein Deutsch. Deswegen mache ich es immer so, dass ich den Satz zuerst in Deutsch sage, dann nochmal in Englisch und dann nochmal in Deutsch", erzählt sie. Zu dem Mädchen hat die 69-Jährige auch eine ganz besondere Verbindung, denn die beiden kennen sich schon länger.

Seit Tracy vor fünf Jahren das erste Mal bei Hilde Dhonau war, ist der Kontakt zu ihr und ihrer Familie nicht abgerissen. Die 69-Jährige und ihr Mann haben Tracy sogar schon einmal in Nairobi besucht. Umso schwerer fällt es der Bad Kreuznacherin, wenn die Elfjährige jetzt wieder zurückgeht.

"Einfach ist das nicht. Aber das Wichtigste ist, dass die Kinder geheilt sind und weiterleben können."

Tracy kann jetzt in ein neues Leben starten

Hilde Dhonau weiß, dass sie die Kinder mit einem neuen Lebensgefühl wieder nach Hause schickt. Und Dank der Unterstützung der Hilfsorganisation Interplast und des plastischen Chirurgen André Borsche hat Tracy jetzt wieder ein Stück Lebensqualität zurückbekommen.

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André Borsche ist Chefarzt der Plastischen Chirurgie der Diakonie Bad Kreuznach. Statt unter Palmen zu liegen, reist er in seinem Urlaub um die Welt und operiert unentgeltlich Menschen mit schweren Fehlbildungen.

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