Weiß, braun, grün in eine Tonne

Darum wird in Mainz das Altglas nicht nach Farben getrennt

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Autor/in
Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann

Grüne Weinflaschen, weiße Marmeladengläser, braune Saftflaschen - in Mainz landet alles in einer Mülltonne. Das hat historische Gründe und wohl auch etwas mit Bequemlichkeit zu tun.

Es ist schon ein merkwürdiges Phänomen: die Altglas-Entsorgung in Mainz und Umgebung. Wer in der Stadt wohnt, pfeffert seine leeren Wein- oder anderen Flaschen einfach in die Tonnen, die vor jedem Wohnhaus stehen. Dabei ist es völlig egal, welche Farbe das Glas hat. Alles kommt in dieselbe Tonne, kunterbunt durcheinander.

Doch kaum verlässt man die Mainzer Stadtgrenzen, würde man mit solch einem Verhalten mächtig Stirnrunzeln ernten. Denn im Kreis Mainz-Bingen wird das Altglas fein säuberlich nach Farben getrennt. In jedem noch so kleinen Ort gibt es einen Standplatz mit Glascontainern jeweils für weißes, braunes und grünes Glas.

In Mainz wird das gesamte Altglas in eine Tonne am Wohnhaus geworfen.
In Mainz wird das gesamte Altglas in eine Tonne am Wohnhaus geworfen. Eine Trennung nach Farben gibt es nicht.

Entscheidung im Mainzer Stadtrat vor rund 40 Jahren

Wie aber kann es sein, dass diese farbliche Trennung, die im Kreis Mainz-Bingen offenbar wichtig ist, in Mainz niemanden interessiert? Geht die Stadt etwa davon aus, dass ihre Bürgerinnen und Bürger dem Wein so rege zusprechen, dass sie mit den leeren Flaschen keine längeren Wege mehr zurücklegen können? Denkbar wäre es. Aber träfe das auf Bewohnerinnen und Bewohner des Kreises Mainz-Bingen, mitten zwischen den schönen rheinhessischen Weinbergen, nicht genauso zu?

Um die unterschiedliche Handhabung zu erklären, braucht es einen kleinen geschichtlichen Exkurs. Mitte der 1980er-Jahre gab es in Mainz einen Stadtratsbeschluss, dass Verpackungsglas in Abfalltonnen am Haus gesammelt werden soll.

Lärm und Dreck durch Glas-Container vermeiden

Hintergrund war laut Stadt, dass die sogenannten Glas-Iglus, also die verschiedenfarbigen Sammelcontainer, als problematisch angesehen wurden - weil sie Lärm und Glassplitter im Umfeld verursachen, wilden Müll anziehen und überhaupt ein unschöner Anblick sind.

Außerdem sind geeignete Standplätze bei einer flächendeckenden Nutzung schwer zu finden. Schließlich müssen auch noch Mindestabstände zu Wohnhäusern eingehalten werden. Und das in einer eng bebauten Stadt wie Mainz. Später untermauerten dann auch Bürgerbefragungen in Mainz, dass die Anwohnerinnen und Anwohner das "Holsystem" der Glastonnen am Haus beibehalten wollten. Vermutlich spielte dabei auch die Bequemlichkeit eine Rolle. Also blieb es dabei.

Kreis Mainz-Bingen setzt auf Sammelplätze am Ortsrand

Anders eben im Kreis Mainz-Bingen. Dort gilt generell das "Bringsystem". Die Verbraucher bringen ihre leeren Flaschen zum Container und der Entsorger leert diese Container in regelmäßigen Abständen.

Da die Standorte meist am Ortsrand liegen, fallen Lärm, Splitter und sonstiger abgelagerter Müll dort nicht so ins Gewicht. Und der Abstand zu Wohnhäusern lässt sich meist ohne Probleme einhalten.

Aus gemischtem Altglas wird nur Grünglas

Diese Variante ist auch die am meisten genutzte. Nach Angaben des Recycling-Unternehmens BellandVision gibt es in 90 bis 95 Prozent aller Gemeinden in Rheinland-Pfalz die großen Sammel-Container, in denen die Flaschen nach Farben getrennt werden.

Für die Vermarktung des Altglases sei das die bessere Variante. Denn so könne das Glas farbenrein eingeschmolzen und neu verwertet werden. Die bunten Scherbenhaufen aus den Mainzer Tonnen dagegen könnten nur noch zu Grünglas verarbeitet werden, denn das verträgt alle Farben.

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Kosten für Entsorgung von Altglas tragen Verbraucher

Finanziell sei es für die Kommunen übrigens egal, für welche Variante sie sich entscheiden, so BellandVision. Die Entsorger bekommen nämlich Lizenzentgelte aus dem Flaschenverkauf. Damit tragen die Kosten für die gesamte Altglas-Abholung ohnehin die Verbraucher - also wir alle.

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