Auf einem vollen Mülleimer stehen leere Einweg-Kaffeebcher (Symbolbild).

Erfahrungen in Mainz und Wiesbaden gesammelt

Wer Mehrweg will, muss es Kunden und Unternehmen einfach machen

Stand
Autor/in
Corinna Lutz
Corinna Lutz ist Reporterin im SWR Studio Mainz

Wird Mehrweggeschirr mehr genutzt, wenn die Rückgabe einfacher ist? Das haben die Nachbarstädte Mainz und Wiesbaden getestet. Das Ergebnis überrascht eigentlich nicht.

Einen Kaffee für unterwegs kaufen und den Becher danach zurückgeben - das soll Müll sparen. Doch oft sind diese Pfandsysteme recht kompliziert, weil man seinen Becher nicht überall abgeben darf und dann entschieden sich Kunden für den Einwegbecher.

Je einfacher das Pfandsystem, desto besser

Dabei scheint es gar nicht so kompliziert zu sein, Kunden den Mehrwegbecher schmackhaft zu machen. Denn das Pilotprojekt hat ergeben, dass Menschen solche Angebote nutzen, wenn sie einfach zu handhaben sind.

In diesem Fall konnten Kunden etwa ihre Mehrwegkaffeebecher auch bei einem anderen Bäckern oder in einem Cafés auffüllen lassen oder zurückgeben. Insgesamt gab es etwa 90 Filialen, die mitgemacht haben. Außerdem wurden sogenannte Rückkgabe-Säulen aufgestellt - zum Beispiel in der Mainzer Innenstadt. Das Pilotprojekt wurde von der Wirtschaft angestoßen und von den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen unterstützt.

Im Rahmen eines Pilotprojektes wurden in Mainz Rückgabesäulen für Mehrwegbehälter aufgestellt.
Scannen, einwerfen, Pfand zurück: An 40 Rückgabesäulen konnten Mehrwegbecher in Mainz und Wiesbaden zurückgegeben werden.

Die meisten Becher landen wieder dort, wo sie gekauft wurden

Insgesamt wurden 3.000 Becher in Umlauf gebracht, die vorher alle eingescannt wurden. Dann gingen sie in den Verkauf. 87 Prozent der verkauften Mehrwegbecher wurden in Filialen zurückgegeben und nicht am Automaten. Vermutlich, weil man für dieses Rückgabesystem eine spezielle App braucht. 60 Prozent der ausgegebenen Becher wurden sogar in derselben Filiale zurückgegeben, in der sie auch gekauft wurden.

Jeder Wegwerf-Kaffeebecher, der gar nicht erst produziert wird, ist ein Beitrag zum Schutz von Umwelt und Klima.

Statistisch werden in der Modellregion Mainz-Wiesbaden pro Stunde mehr als 2.000 Einwegbecher genutzt. Um diese Zahl zu senken, braucht es Pfandsysteme, die sowohl für den Kunden als auch für die Betriebe leicht zu handhaben sind. Untersuchungen haben ergeben, dass man dazu eine ausgeklügelte Logistik braucht, zentrale Stellen, an denen die Mehrwegbecher gespült werden und ein gutes Filial-Netz.

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Wie geht es nun in Mainz und Wiesbaden weiter?

Was nun konkret in Mainz und Wiesbaden von diesen Erkenntnissen praktisch umgesetzt wird, wurde am Montagmittag auf der Pressekonferenz nicht ganz klar. Die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger von den Grünen sagte: "Wir sind als Kommune natürlich daran interessiert, das weiter zu unterstützen wenn es um Infrastruktur oder um Öffentlichkeit geht." Mit einer Finanziellen Unterstützung können Betriebe aber wohl nicht rechnen.

Wer noch einen Becher aus dem Pilotprojekt "Mehrweg Modell Stadt" zuhaue oder im Büro hat, kann den übrigens immer noch zurückgeben. Das haben die Verantwortlichen am Montag ausdrücklich hingewiesen.

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